Eine unbekannte Freundin
Blake Lively gibt sich in „Nur ein kleiner Gefallen“mysteriös und dunkel.
(dpa) Wie weit darf man in einer Freundschaft gehen? Regisseur Paul Feig bringt in „Nur ein kleiner Gefallen“eine Antwort auf die Leinwand. Und deckt dabei die menschlichen Abgründe zweier Frauen auf, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Als sich die hilfsbereite Stephanie Smothers (Anna Kendrick) mit der mysteriösen PR-Beraterin Emily Nelson (Blake Lively) einlässt, ahnt sie nicht, wie der Beginn der Freundschaft ihr Leben verändern wird.
Während die beiden gleichaltrigen Söhne miteinander spielen, entlocken sich die Mütter mit extra starken Martinis ihre dunkelsten Geheimnisse. Doch sind es wirklich die dunkelsten? Und kann man Emily wirklich trauen? Einer Frau, deren Credo es ist, sich für nichts im Leben zu schämen oder zu entschuldigen?
Die Idylle der feuchtfröhlichen Treffen währt – wie soll es auch anders sein – nicht lange. Ein Notfall. Die geschäftige Emily kann ihren Sohn Nicky nicht rechtzeitig von der Schule abholen. Stephanie übernimmt. Das Problem: Ihre Freundin verschwindet spurlos und holt ihren Sohn nie ab.
Als Emilys Leiche kurze Zeit später in einem See gefunden wird, bleiben viele Fragen offen. Wer war diese Frau, die selbst für ihren Mann Sean Townsend (Henry Golding) immer ein großes Rätsel blieb? Und warum hat dieser kurz vor ihrem Verschwinden eine Lebensversicherung über vier Millionen Dollar abgeschlossen?
Für „Nur ein kleiner Gefallen“begibt sich Regisseur Feig erstmals auf unbekanntes Terrain. Eigentlich kennt man ihn aus klassischen Hollywood-Komödien wie „Brautalarm“, „Spy – Susan Cooper undercover“und „Ghostbusters“. Nun liefert er seinen ersten Thriller – auch wenn der zu erwartende Nervenkitzel lange Zeit ausbleibt.
Die Geschichte, die auf dem gleichnamigen Debütroman von Darcey Bell (2017) beruht, ist schnell erzählt. Dennoch hält der Film einige Überraschungsmomente bereit und lebt von der Beziehung zwischen Emily und Stephanie. Die ist geprägt von trockenen Dialogen und skurrilen Begegnungen.
Der Zuschauer beobachtet, wie aus Stephanie, der prüden Supermutter, eine selbstbewusste Frau wird. Von Keksrezepten über Anti-Kater-Smoothies bis hin zur Gazpacho wird ihr Videoblog zum Sprachrohr und Zeuge ihrer Verwandlung.
Eine Rolle, die für Anna Kendrick, unter anderem bekannt aus „Pitch Perfect“(2012), wie gemacht scheint. Zum einen die nette Mutti, zum anderen die selbstbestimmte Frau, die nicht alles mit sich machen lässt. Und auch Blake Lively, die durch die US-Serie „Gossip Girl“(2007-2012) bekannt wurde, überzeugt mit einer erfrischenden, dunklen Seite.
Mit Starbesetzung, hoher Geschwindigkeit und einer gesunden Portion schwarzen Humors hält Regisseur Feig das Kinopublikum am Ball – und führt es zu einem turbulenten Ende.
Nur ein kleiner Gefallen USA 2018, FSK 12, von Paul Feig, mit Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding, 118 Min.