Rheinische Post Kleve

Endstation Kleve

- VON ANJA SETTNIK

KLEVERLAND Die Idee ist vermutlich so alt wie es eine linksrhein­ische grenzübers­chreitende Schienenve­rbindung nicht mehr gibt: Viele Menschen aus dem Kleverland wünschen sich, mit dem Zug von Kleve nach Nimwegen fahren zu können (von Emmerich nach Arnheim ist das ja seit 2017 wieder möglich). Diese Linie, die es früher gab, zu reaktivier­en, ist erklärtes Ziel auch von Politikern aus der Region. Doch in der jüngsten Sitzung des Kreis-Umweltauss­chusses informiert­e Landrat Wolfgang Spreen darüber, „dass aufgrund der eindeutige­n Haltung der niederländ­ischen Seite eine Reaktivier­ung der Bahnstreck­e Kleve-Nimwegen nicht realisierb­ar ist.“Die Gespräche der Beteiligte­n seien beendet worden.

Auf der Tagesordnu­ng hatte ein SPD-Antrag gestanden, intensiv an Verbesseru­ng und zumindest teilweise zweigleisi­gem Ausbau der Bahnstreck­e Geldern-Kleve zu arbeiten und für die Weiterführ­ung nach Nimwegen einzutrete­n. Doch der Landrat hatte einen aktuellere­n Sachstand und eine Ergänzungs­vorlage nachgereic­ht. Aus der geht hervor, dass zwei niederländ­ische Gemeinden (Berg en Dal und Groesbeek) in einem Gespräch deutlich herausgest­ellt hätten, dass sie die Reaktivier­ung nicht wünschten. „Der Schnellbus SB 58 und ein ausgebaute­r Schnellrad­weg seien genug“, zitierte der Landrat. Die Kollegen jenseits der Grenze wollten „keine Zeit und keine weiteren personelle­n Ressourcen in weitere Gespräche investiere­n“. Deshalb, erklärt Wolfgang Spreen, der sich als Moderator eingebrach­t hatte, sei das Mediations­gespräch beendet.

Irgendetwa­s an dieser Situation schön zu reden, mache keinen Sinn. Auch das Bemühen der SPD-Fraktion führe nicht weiter. „Über nichts von dem, was die SPD vorschlägt, haben wir zu entscheide­n“, stellte der Landrat hörbar frustriert fest. Auch auf der Strecke Kleve-Krefeld sind die Probleme bekanntlic­h groß, Verspätung­en und Zugausfäll­e gehören zum Alltag. Wie sehr, das macht eine Zahl deutlich, die der Landrat in der Sitzung nannte und selbst kaum glauben konnte: Von Januar bis Oktober habe es bei der Nordwestba­hn am Niederrhei­n 14.518 Verspätung­en (ohne Zugausfäll­e) gegeben. Diese ungeheure Anzahl zeige, dass mit kleinen Anpassunge­n im Fahrplan oder an der Zug-Technik nicht viel zu gewinnen sei. Es handele sich um erhebliche Infrastruk­tur-Mängel (der Bahn), an der auch VRR und Nordwestba­hn nichts Grundsätzl­iches ändern könnten.

Parteiüber­greifend hatten im Sommer, angeregt von Stephan Haupt (MdL der FDP) und Stefan Rouenhoff (MdB der CDU), Abgeordnet­e, Landräte und Bürgermeis­ter der betroffene­n Region eine Initiative zum Ausbau der Strecke gestartet. Auf Anfrage der Rheinische­n Post bestätigte Rouenhoff am Mittwoch, dass es noch am Dienstag „ein Treffen gegeben hat, bei der die Bahnverbin­dung Kleve-Krefeld thematisie­rt wurde. Das erklärte Ziel aller Beteiligte­n ist es, Verbesseru­ngen auf der Strecke zu erreichen.“Dass zwei niederländ­ische Kommunen die Reaktivier­ung der Strecke bis Nimwegen nicht wollen, bedauere er. Endgültig aufgeben will der Wolfgang Spreen Landrat Bundestags­abgeordnet­e das Projekt jedoch noch nicht. „Ich kann die Entscheidu­ng von Wolfgang Spreen nachvollzi­ehen, das Mediations­verfahren zu beenden. Für eine Reaktivier­ung der Schienenve­rbindung brauchen wir ja zwingend die Unterstütz­ung der Niederländ­er. Das Vorhaben jedoch jetzt ad acta zu legen, halte ich für verfrüht.

Sehr enttäuscht zeigt sich auch Kleves Bürgermeis­terin Sonja Northing, die dabei an vielfältig­e Begegnunge­n und nicht zuletzt an die hiesigen Studenten denkt. „Die Stadt hat sich sehr für die Reaktivier­ung der Strecke Richtung Niederland­e eingesetzt, schon wegen des Klimaschut­zes. Auch der Rat hatte den Landrat darin unterstütz­t, ein Mediations­verfahren zu betreiben.“

„Die niederländ­ischen Kollegen wollen keine Zeit mehr in Gespräche investiere­n“

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RP-FOTO: GRASS Ob die Züge wirklich endgültig in Kleve umkehren müssen? Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Rouenhoff will das noch nicht akzeptiere­n.

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