TIL SCHWEIGER
auch den europäischen Markt. Dort genoss Micky allerdings schon vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hohes Ansehen; der Völkerbund zeichnete Disney 1935 in Paris dafür aus, dass er mit seiner Figur ein „Symbol des universellen Wohlwollens“geschaffen habe. Ab 1951 erschienen auch in Deutschland regelmäßig „Micky-Maus-Hefte“. Der Maus flogen die Sympathien zu, sie war so etwas wie das liebenswerte Gegenstück zu einem anderen amerikanischen Comic-Export, Superman. Auch er ein Beschützer, ein Vorbild und Tugendbold, aber im Gegensatz zu Micky Supermaus spaßbefreit und beständig hadernd. Unter Amerikas Superhelden ist Micky Maus wohl so etwas wie der König der Herzen.
Entsprechend fand die Figur auch ihren Niederschlag in der Popkultur. US-Künstler Roy Lichtenstein versteckte 1958 schemenhaft die Maus in wildem Farbgekritzel, Andy Warhol packte Micky 1981 neben anderen mythischen amerikanischen Ikonen wie Uncle Sam oder Superman in sein „Myths“-Portfolio – beides zeigt, wie eng Comic, Kunst und Kitsch verbandelt sind. Mit dem „Micky Mouse Club“, einer Art Disney-“Sesamstraße“, gelang es der Maus zudem, im Fernsehen Fuß zu fassen – und Stars im echten Leben zu kreieren. Denn von den Kindern und Jugendlichen, die dort mit Micky und seinen Spießgesellen sangen und tanzten, schafften es etliche im Showbusiness ganz nach oben – Ryan Gosling etwa, Justin Timberlake, Christina Aguilera und Britney Spears. Wobei Letztere Der Schauspieler hat eine neue Freundin, die Produzentin Francesca Dutton (32). „Wir lassen es langsam auf uns zukommen. Es ist alles noch
ganz frisch.“ am Ruhm fast zerbrochen wäre, was Mickys Beschützer-Nimbus zumindest kurzzeitig relativierte. Selbstverständlich hat Disney zum 90. Geburtstag seines Aushängeschilds die Merchandising-Maschine angeworfen – von Micky-Stofftieren über -Rucksäcke bis zu -Motiven auf Tassen, Flaschen und Bettwäsche gibt es wenig, was nicht das weltberühmte Konterfei trägt. Auch ohne Filme, Serien oder besonderen Hip-Faktor spült die Marke Micky Maus zuverlässig Millionen in die Disney-Kassen. Auch mit 90 ist der Mäuserich immer noch eine Stütze des US-Unterhaltungskonzerns – und wird es für immer bleiben.