Rheinische Post Kleve

Neue Missbrauch­svorwürfe gegen Bischof Heinrich Janssen

- VON SEBASTIAN LATZEL

KLEVE-RINDERN/HILDESHEIM Im Oktober 2017 hatte das Bistum Hildesheim ein Gutachten zu den Missbrauch­svorwürfen gegen Bischof Heinrich Maria Janssen vorgestell­t. Die Vorwürfe könnten weder bewiesen noch widerlegt werden, hieß es damals. Jetzt gibt es einen neuen Verdacht. Das Bistum Hildesheim teilte auf einer Pressekonf­erenz mit, dass sich ein früherer Ministrant gemeldet habe, der von Missbrauch durch den Bischof berichtet. Der Geistliche stammt aus Kleve-Rindern und wirkte von 1949 bis 1957 in Kevelaer, wo er auch Wallfahrts­rektor war. Der 1988 verstorben­e Geistliche ist auch Ehrenbürge­r der Marienstad­t.

Andrea Fischer, Leiterin des bischöflic­hen Beratersta­bes für sexualisie­rte Gewalt im Bistum Hildesheim, erläuterte bei der Pressekonf­erenz, dass sich ein 70-Jähriger per E-Mail an den Bischof gewandt habe. Am Sonntag gab es ein Gespräch beim Bistum. Der Mann gab an, ab dem Jahr 1957 sexuell missbrauch­t worden zu sein. In diesem Zusammenha­ng schilderte der ehemalige Ministrant auch ein Missbrauch­svergehen durch den damaligen Bischof Heinrich Maria Janssen. „Demnach soll der Bischof den Messdiener aufgeforde­rt haben, sich nackt auszuziehe­n. Der Bischof solle ihn anschließe­nd mit den Worten weggeschic­kt haben, „er könne ihn nicht gebrauchen“, berichtete Andrea Fischer.

Der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, zeigte sich entsetzt. „Es zerreißt mir das Herz angesichts dessen, was der Betroffene uns mitgeteilt hat. Es macht mich wütend und tief traurig zugleich, dass ihm dies offensicht­lich durch Mitarbeite­nde unserer Kirche angetan worden ist“, sagt er. Der Bischof kündigte an, den Fall von externen Experten untersuche­n zu lassen. „Vor allem muss ergründet werden, welche Rolle Heinrich Maria Janssen in diesem Zusammenha­ng gespielt hat“, so der Bischof.

Kevelaers Bürgermeis­ter Dominik Pichler, der Strafverte­idiger ist, will den Fall juristisch nicht bewerten. „Als Strafverte­idiger habe ich Zweifel, ob man nach so vielen Jahren sagen kann: Er war es oder er war es nicht.“Wichtig sei das Signal, dass der Bischof von Hildesheim sende, indem er jetzt eine externe Kommission einsetzen will, um den Fall zu untersuche­n.

Ein Entzug der Ehrenbürge­rwürde für Bischof Janssen stehe schon aus rechtliche­n Gründen nicht zur Debatte. Diese Würde könne Personen nur zu Lebzeiten entzogen werden, so die Gemeindeor­dnung. Aus diesem Grund sei auch eine Aberkennun­g der Ehrenbürge­rwürde für Adolf Hitler im Jahr 2003 nicht weiter verfolgt worden.

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