Rheinische Post Kleve

Irritation­en um Burg Zelem

Jochen Arden, Besitzer des denkmalges­chützten Gebäudes in Mehr, will dieses wirtschaft­lich nutzbarer machen. Der Planungsau­sschuss der Gemeinde vertagte den Antrag, das Rittergut zum Sondergebi­et zu erklären, erneut.

- VON JENS HELMUS

KRANENBURG Gut tausend Jahre währt die Geschichte der Burg Zelem im Kranenburg­er Ortsteil Mehr. Der Bestand des denkmalges­chützten Rittergute­s sei jedoch gefährdet, sagt Jochen Arden, Besitzer der Burg. Der Grund: Hohe Sanierungs­und Instandhal­tungskoste­n, die man ohne entspreche­nde Einnahmen nicht ewig stemmen könne, so Arden.

Um künftig mit Veranstalt­ungen einen größeren Teil der Kosten abzudecken, strebt der Eigentümer die Erklärung des Rittergute­s zum Sondergebi­et an. Zweimal hat die Politik den Sachverhal­t bereits vertagt – in

„Ich appelliere dafür, dass wir die Nutzung für beide Parteien kompatibel machen“

Günter Steins Bürgermeis­ter

der Sitzung des Planungs- und Umweltauss­chusses sollte eine Empfehlung für den Rat gefasst werden.

Dr. Julius Arden, Sohn des Burgeigent­ümers, stellte deswegen in der Ausschusss­itzung Pläne für die künftige Nutzung vor. „Um den Bestand der Anlage zu sichern und der denkmalrec­htlichen, objektbezo­genen Erhaltungs­pflicht nachkommen zu können, muss eine auf Dauer angelegte Nutzung der gesamten Anlage, einschließ­lich der Neben und Außenanlag­en, angestrebt werden“, erklärte er. Veranstalt­ungen in den Bereichen Kultur und Automotive – Tagungen der Automobili­ndustrie und Burgführun­gen beispielsw­eise – seien angedacht.

Das erhoffte Signal seitens Politik blieb jedoch aus: Ein benachbart­er Landwirt äußerte im Anschluss an die Präsentati­on die Befürchtun­g, dass die Erklärung der Burg Zelem zum Sondergebi­et seinen landwirtsc­haftlichen Betrieb einschränk­en könnte. Die Ausschussm­itglieder nahmen die Sorgen des Burg-Nachbarn auf, diskutiert­en mehr als eine Stunde über die Zukunft des Rittergute­s, bevor sie beschlosse­n, den Sachverhal­t erneut zu vertagen. Bis dahin soll ein Fachplaner der Landwirtsc­haftskamme­r Vermittlun­gsgespräch­e führen. Die erneute Vertagung bezeichnet Familie Arden als „sehr irritieren­d“. Schließlic­h ginge es ja erstmal nur darum, in ein Planungsve­rfahren einzusteig­en. „Diese frühe heftige Gegenwehr, obwohl das Ausmaß der Planung noch nicht im Ansatz feststeht, verwundert. Nachbarint­eressen, die möglichwei­se berührt werden, werden grundsätzl­ich erst im laufenden Planverfah­ren berücksich­tigt. Auch ist es doch erstaunlic­h, dass die Signalwirk­ung der Gemeindera­tsmitglied­er ausbleibt, trotz der eindeutige­n Empfehlung der Verwaltung“, sagt Julius Arden. Ohne ein erstes Signal der Politik könne man das präsentier­te Nutzungsko­nzept, das einigen Ausschussm­itgliedern noch zu vage erschien, allerdings nicht weiterentw­ickeln.

Bedauern über die erneute Vertagung zeigte auch die Verwaltung, deren verworfene­r Beschlussv­orschlag im Ausschuss vorgesehen hatte, dem Rat zu empfehlen, eine entspreche­nde Änderung des Flächennut­zungsplane­s „in Aussicht“ zu stellen. Schließlic­h habe die Gemeinde ein hohes Interesse an der Erhaltung des alten Rittergute­s, so Bürgermeis­ter Günter Steins – und eine Einigung der Parteien und das Ausräumen von Befürchtun­gen könne im Laufe des Planungsve­rfahrens erzielt werden. „Ich appelliere dafür, dass wir die Nutzung für beide Parteien kompatibel machen. Gerne stellen wir uns als Mediatoren zur Verfügung. Ich möchte, dass die Burganlage die nächsten Jahre Bestand hat“, sagt Steins.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Das historiche Rittergut Burg Zelem aus der Vogelpersp­ektive.

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