Rheinische Post Kleve

Zur Ruhe finden

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Aus der Schöpfungs­geschichte kennen wir alle die Zeile „Und Gott ruhte am siebten Tag“. Wie wohltuend – gerade in der heutigen sehr hektischen und gestresste­n Zeit. Ruhe. Aber der Text aus dem Alten Testament macht schon darauf aufmerksam: Was vorbei ist, darf auch vorbei sein. Es ist doch gut, einfach nur zu ruhen.

Der Sabbat-Ruhetag ist eins der größten Geschenke, das Gott uns gemacht hat. Einen Tag lang nichts machen zu müssen, sondern da sein zu können. Das ist auch ein großer Ausdruck des Glaubens: Ich vertraue, dass Gott groß genug ist, mich zu versorgen, auch wenn ich einen Tag lang nicht arbeite.

Wer immer arbeitet und nie zur Ruhe kommt, bringt damit auch zum Ausdruck, dass er denkt, dass alles von ihm abhängt. Und das ist doch – sagen wir’s ehrlich – ziemlich arrogant.

Aber Ruhe ist auch mehr als Nichtstun. Ich kann daheim in meinem Sessel liegen und nichts zu tun haben – und dennoch von innerer Unruhe getrieben sein.

Das kennen Sie vielleicht auch gut: Meine Gedanken rasen, ich denke über Dinge nach, mache mir Sorgen über dieses oder jenes, denke an Termine, die anstehen, an Aufgaben auf dem Schreibtis­ch, die noch erledigt werden müssen. Wir merken, es fällt oft schwer, zur Ruhe zu kommen.

Ich muss dann für äußere Ruhe sorgen. Eine ruhige Umgebung suchen, optische Reize meiden. Manchmal muss ich einfach auch erst mal „runterkomm­en“– ein Stück laufen oder einige Male tief durchatmen.

Mir hilft es, um auch innerlich zur Ruhe zu kommen, Dinge, die noch zu erledigen sind, aufzuschre­iben auf einen Zettel, den ich bereitlieg­en habe: Was dann aufgeschri­eben ist, brauche ich nicht länger im Kopf zu behalten.

Bei anderen Dingen kann es auch hilfreich sein, diese im Dialog mit mir selbst oder mit Gott zu besprechen. Ich kann fragen: Was bewegt mich? Was stresst mich? Was berührt mich? Oder: Was macht mich froh? Nach einer Weile werde ich dann ruhiger und auch gelassener.

Ruhe ist nicht Belohnung für Arbeit, sondern Voraussetz­ung dafür.

In dem Wissen, dass Gott Gott ist, dass er derjenige ist, der erschafft, erlöst und nicht alles von mir abhängt, kann ich mein Leben gelassener gestalten.

Doch das ist manchmal leider einfacher gesagt als getan. Versuchen wir gerade die dunklere Jahreszeit zu nutzen, diese Ruhe immer wieder zu suchen und zu finden.

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RP-FOTO (ARCHIV): VAN OFFERN Brigitte Peerenboom, Pastoralre­ferentin der Gemeinde Bedburg-Hau.

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