Stabwechsel bei der Lebenshilfe
Heinzgerd Schott folgt auf Werner Esser als Vorsitzender der Lebenshilfe Unterer Niederrhein.
GROIN/WESEL (ha) Es war ein Abend, der von Abschied und Neuanfang geprägt war. Werner Esser, Vorsitzender der Lebenshilfe Unterer Niederrhein, schaute auf 13 Jahre ehrenamtliche Vorstandsarbeit zurück und erfuhr auf der Mitgliederversammlung in Wesel Dank und Anerkennung für seine Arbeit. Wer ein mittelständisches Unternehmen wie die Lebenshilfe gut bestellt hat, verlässt sie nur, wenn eine Nachfolge geregelt ist. Das ist Werner Esser gelungen: Heinzgerd Schott, pensionierter Schulleiter, wurde einstimmig zum Vorsitzenden der Lebenshilfe gewählt.
Vorausgegangen war die Vorstellung der doppelten Geschäftsführung mit Mike Stefan Töller und Andreas Glatte. Eine Entscheidung der Lebenshilfe, externen Beratern folgend, mit der Entwicklung der letzten Jahre Rechnung trägt. Immerhin hat sich die Lebenshilfe in den vergangenen 15 Jahren verdoppelt, jährlich werden 35 Millionen Euro an Gehältern gezahlt, für 887 Mitarbeiter mit Handicap plus Personal.
Wirtschaftsprüfer Dirk Fey konstatierte dem Verein der Lebenshilfe, der Werkstätten und Wohnen GmbH und der Sauret-Stiftung eine gute Vermögens- und Finanzlage. Armin Lammer beantragte die Entlastung des Vorstandes. Er war es, der Werner Esser vor zwölf Jahren für den Vorsitz gewinnen konnte. „Ich kannte seinen Charakter, seine Denke und seine soziale Einstellung. Er hat ein großes, weites Herz für Menschen mit Handicap. Ich wusste in den vergangenen zwölf Jahren die Lebenshilfe in guten Händen.“Nun beginne für den fast 74-Jährigen der wirkliche Ruhestand mit viel Zeit für Ehefrau Maria und Enkelkinder.
Dass Werner Esser sein Ehrenamt zeitintensiv und mit größtem Engagement ausübt, bescheinigte ihm auch Herbert Frings, Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe NRW, der überraschend angereist war.
Für Esser ist die Lebenshilfe Herzenssache: „Das Mitmachen hier war eine wirkliche Bereicherung in meinem Leben.“Schnell habe er das Gefühl der Unbeholfenheit hinter sich gelassen, schließlich kam er als Banker nicht aus der Branche. „Es war ein Glücksfall für mich, mit Menschen zusammenzukommen, die vielleicht in ihrem Leben benachteiligt sind, mit ihrer Kraft, ihrem Engagement, ihrer oft so ansteckenden Freude. Dabei gibt es den Menschen mit Behinderung nicht. Unsere Leute gehören mit allen Rechten und Pflichten zu dieser einen gemeinsamen Gesellschaft. Wichtig war mir, ihnen ein wenig Heimat zu bieten, nach
ihren individuellen Möglichkeiten. Ich bin stolz, dass wir das geschafft haben.“Aber: „Nicht alle politischen Entscheidungen sind gut für unsere Leute. Da wünsche ich mir manchmal die ursprünglichen Initiativen der Gründer wieder zurück.“
Seit gut zwei Jahren arbeitet Heinzgerd Schott im Vorstand. Er ist 37 Jahre verheiratet, hat drei erwachsene Söhne. „Unser mittlerer Sohn hat ein Handicap und ich weiß, was es im Alltag bedeutet. Ich weiß, wie viel Eltern leisten können, aber nicht immer und ständig. Daher ist die Lebenshilfe so wichtig. Es heißt: ‘Jeder ist seines Glückes Schmied’. Nicht Menschen mit Handicap. Sie brauchen Unterstützung ihr Leben lang.“