Klingt vielleicht schrottig, soll aber so sein
DUISBURG (chal) Dass man Metall wiederverwerten kann, ist nichts Neues. Björn Frahm will dem Schrott im Duisburger Hafen nun aber eine ganz eigene, musikalische Aufgabe zukommen lassen: Beethovens Neunte soll erklingen, gespielt auf Rohren, Blechen und anderen Eisenteilen. Am Mittwoch, 21. November, lädt Frahm Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 28 Jahren zum Casting im Cafe Europa in Düsseldorf ein.
Frahm arbeitet seit über 20 Jahren mit Jugendlichen und Künstlern. Zusammen mit dem ABA Fachverband Dortmund hat er das Musikprojekt „Scrap 4 Beethoven“– Schrott für Beethoven – ins Leben gerufen. Im Dezember 2019 soll die neunte Sinfonie zum 250. Geburtstag des Komponisten im neuen musikalischen Gewand erklingen.
Bis dahin liegt vor den zukünftigen Orchestermitgliedern aber noch viel Arbeit. „Zunächst probieren wir alle möglichen Schrottteile aus und katalogisieren sie nach ihrem Klang und ihrer Tonhöhe“, erklärt Frahm am Montag inmitten von tonnenweise Blechresten aus der Autoproduktion. Je nachdem, wie die verschiedenen Blechteile erklingen, müsse das zukünftige Orchester die Sinfonie spielen. „Die Neunte ist eigentlich in D-Moll. Vielleicht müssen wir sie aber in eine andere Tonart übersetzen“, erklärt Frahm.
Zur Einstimmung hat er einen Eisenstab und Drum-Sticks dabei. Nacheinander bearbeitet er die unterschiedlichen Metalle, die haushoch aufgetürmt und nach Sorten geordnet in der Nähe des Schredders liegen. 1500 Tonnen Schrott werden täglich auf der „Insel“angeliefert. Die in der Nähe liegenden Stahlwerke werden von hier aus mit dem Schiff und mit der Bahn im Wochentakt beliefert.
Die sortenreinen Abschnitte aus der Autoherstellung sind besonders beliebt, sie verunreinigen den Stahl nicht. Dafür klingen sie nicht sonderlich gut, wenn Frahm sie mit seinem Eisenstab bearbeitet. Ganz anders dagegen die Rohre ein paar Meter weiter. Hohe und tiefe, kurze und lange Töne kann der Künstler ihnen entlocken.