Das sanfte Licht der Wolken
Der Mannheimer Fotograf Peter Schlör zeigt Landschaften im Kranenburger Museum Katharinenhof.
KLEVE Eine Landschaft, darin eingebettet eine Siedlung, deren geweißte Häuser in der Sonne strahlen. Die Sonne ist gerade durch ein Wolkenloch gebrochen und lässt dieses ineinander von Mauern, Vor- und Rücksprüngen, Balkonen, Dächern, Fenstern und Türen wie in einem Spotlicht aufleuchten. Die Landschaft um diese Siedlung wirkt zurückgenommen. Sie liegt im Wolkenschatten. Dass dort eine Moschee steht, sieht man erst auf den zweiten Blick, dass ein Stück weiter eine Neubausiedlung hochgezogen wird, ebenfalls. Denn die wie künstlich herausgehobene Siedlung hat einen magischen Sog, zieht den Blick an. Der Ort ist nicht wichtig, dass das in der Türkei ist, spielt eine untergeordnete Rolle.
Peter Schlör hat auf diesen Moment gewartet: „Ich habe gesehen, wie die Sonne durch ein Wolkenloch über die Landschaft, die Felder und die Siedlungen wandert, und habe gewartet, bis sie das Dorf erreicht und ins helle Licht taucht. Das war das Bild“, sagt Schlör. Es ist eben dieses Licht der durch die Wolken brechenden Sonne, das den Mannheimer Fotografen so fasziniert und das seine in scharfen, manchmal harten Schwarz-Weiß-Konstrasten aufgebauten Fotografien so magisch macht. Das Licht lernte er erst bei Wanderungen auf den Kanaren kennen, sagt er. Aber es sei eben nicht allein die weiche und doch so klare Sonne des Mittelmeerraumes, es sei das Licht als solches, das malt, sagt Schlör.
Hört man den Fotografen, glaubt man den Malerfürsten Koekkoek vom Licht schwärmen zu hören, das die besten Bilder der Natur male. Schlör sagt denn auch im Interview: „Auch die Niederländer haben ein sehr differenziertes Licht aufgenommen und in ihre Landschaftsbilder übertragen. Diese Parallele fand ich so spannend, dass ich mir seither lieber Alte Meister denn moderne Fotografie anschaue“. Wie bei den Niederländern spielen auch die Wolken in seinen Bildern eine zentrale Rolle – passend zur Ausstellung in Kranenburg, die „cloudstop“(Wolkenhalt) heißt. Schlör hält die Wolken in seinen in Kranenburg gezeigten Bildern in allen Formen fest, als luftige, grandiose schwebend-weiße Gebilde über schroffem Fels, als massive Wolkenwand vor einem stillen Vulkan oder wie ein weicher Vorhang, der das Licht der Sonne sanft dämpft.
Schlör arbeitet ausschließlich in Schwarz-Weiß. Er habe sich, sagt er, den Jahrtausende alten Standpunkt der Menschen, Landschaft zu erleben, zu Eigen gemacht: von einem Hügel oder einen Berg herab entstehen seine erhabenen Bilder. Bilder, für die er Zeit mitbringt. Genau sucht er den Standort und den Ausschnitt aus, erweitert hier oder dort ein Stück Schwarzraum. Auf eine intensive Bearbeitung mit digitalem Fotoshop verzichtet er. Die Farbinformationen werden aus den Fotos heraus geholt, er gibt den Bildern scharfe Schwarz-Weiß-Kontraste, die gleichzeitig zeitgenössisch sind, wie sie an klassische SW-Fotografie erinnern. Dann werden die Bilder auf hochglänzendem Plexiglas aufgezogen, was die Schärfe und die Tiefe der Motive nochmals unterstreicht.
Die Ausstellung im Museum Katharinenhof wird am Sonntag, 25. November, 11 Uhr eröffnet und ist bis zum 28. April zu sehen. Es sprechen Günther Steins als Bürgermeister und Annika Wind von kultur.west Magazin für Kunst und Gesellschaft in NRW.