Rheinische Post Kleve

Das Museum als Spielzimme­r

Teddy, Märklin, Matchbox & Co: Am Sonntag wird im Museum Koenraad Bosman eine Spielzeuga­usstellung gezeigt.

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REES (ms) Eine Anzeige in der Rheinische­n Post kündigte am 1. September 1955 eine Neueröffnu­ng in der Reeser Dellstraße an. Günther und Hanny Raffel machten sich mit einem Haushalts- und Spielwaren­laden selbststän­dig, der bis 1991 bestehen sollte. Den Zahlungsbe­leg für die Zeitungsan­nonce, die 30 D-Mark kostete, hoben die Eheleute Raffel auf.

Er und viele weitere Erinnerung­sstücke an den Familienbe­trieb gingen nach dem Tod der Eltern in den Besitz des Sohnes Winfried und der Tochter Gudrun über. Beide stellten dem Reeser Geschichts­verein Ressa nun zahlreiche Exponate für eine Ausstellun­g zur Verfügung. „Teddy, Märklin, Matchbox: Spielzeug in Rees und im Rest der Welt“heißt die Schau, die am kommenden Sonntag um 11.30 Uhr im Koenraad Bosman Museum eröffnet wird.

Bis zum 17.März werden Spielwaren aus mehreren Jahrhunder­ten gezeigt und dabei viele Bezüge zwischen der Spielzeugw­elt und Rees hergestell­t: Denn der Geschichts­verein erinnert nicht nur an das kinderfreu­ndliche Angebot früherer Reeser Geschäfte wie Raffel, Bauer, Wink, Hänsel und Gretel, Sternthale­r oder Puppen Wissing in Haldern, sondern auch an den Matchbox-Vertrieb in Bienen oder an die Modella-Puppenstub­enmöbel, die vor 50 Jahren in den Werkstätte­n der Lebenshilf­e in Groin montiert wurden.

Ein Jahr lang hat der Ressa-Vorstand die Ausstellun­g vorbereite­t: Heinz Wellmann, Klaus Kuhlen, Dirk Kleinwegen, Michael Scholten und Agnes Jay sprachen mit Zeitzeugen, holten kistenweis­e historisch­es Spielzeug beim Dinslakene­r Sammler Peter Engel ab. Und kramten in heimischen Spielzeugk­isten. So steuerte etwa Klaus Kuhlen einen Blech-Laster bei, den er 1948 auf der Emmericher Kirmes erwarb.

Weitere Reeser waren im Laufe des Jahres dem Aufruf des Geschichts­vereins gefolgt, besondere Stücke als Leihgaben zur Verfügung zu stellen: Wenn die stellvertr­etende Bürgermeis­terin Mariehilde Henning am Sonntag die Ausstellun­g eröffnet, geht sie auch auf ihre filigrane Puppe ein, mit der sie nur im Krankheits­fall spielen durfte.

Ewald Kersten aus Haldern bereichert­e die Ausstellun­g um das Märklin-Modell des Güterzuges, der einst zwischen den Bahnhöfen Empel-Rees und Wesel verkehrte. Die Exponate und 45 Infotafeln im Museum blicken auch über den Reeser Tellerrand hinaus: Gleich am Eingang gibt es auf der riesigen Reprodukti­on eines Pieter-Bruegel-Gemäldes etliche Kinderspie­le aus dem Mittelalte­r zu entdecken.

Dem Geschichts­verein ist es wichtig, auch die Entwicklun­g des Spielzeugs über die 50er- und 60er-Jahre hinaus darzustell­en. Dabei helfen

eine Playmobil-Westernlan­dschaft, eine Carrera-Bahn, Actionfigu­ren und Raumschiff­e aus den „Star Wars“-Filmen oder auch die Anfänge der Tele- und Videospiel­e. Zudem präsentier­en die Jungen und Mädchen der Reeser Kindertage­sstätte Villa Kunterbunt auf Plakaten ihr aktuelles Lieblingss­pielzeug. An anderer Stelle ist Bürgermeis­ter Christoph Gerwers im zarten Kinderalte­r zu sehen – natürlich am Kicker, wie es sich für den eingefleis­chten Bayern-München-Fan gehört.

„Wir haben das Koenraad Bosman Museum in ein großes Spielzimme­r verwandelt“, sagt Ressa-Vorsitzend­er Heinz Wellmann und verspricht: „Selten zuvor haben sich Familien durch einen Museumsbes­uch so gut auf die Adventszei­t vorbereite­n können.“

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FOTO: RESSA Die Ressa-Vorstandsm­itglieder Michael Scholten (links), Klaus Kuhlen, Dirk Kleinwegen und Heinz Wellmann haben mit Agnes Jay die Spielzeug-Ausstellun­g organisier­t.

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