Rheinische Post Kleve

Die Schule wird digital

Nach politische­r Einigung, kann der Digitalpak­t Schule umgesetzt werden. Endlich!

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Als wir Kinder waren, kam zu meiner Oma immer der Nikolaus. Also natürlich nicht der echte. Es war ein alter Mann im Kostüm, den wir nicht kannten. Jedes Jahr wurden wir zuerst getadelt, dann gab es aber trotzdem immer einen Beutel mit Stutenkerl, Mandarinen und einer Hörspielka­ssette. Trotzdem waren wir immer nervös, weil es das Gerücht gab, mein Onkel sei als Kind in einem Jahr mal leer ausgegange­n und habe stattdesse­n eins mit der Rute bekommen. Da ist man lieber vorsichtig. In diesem Jahr soll am Nikolausta­g eine Vereinbaru­ng zwischen Bund und Ländern unterzeich­net werden, die es endlich möglich macht, dass der Bund Geld für die digitale Aufrüstung der Schulen zur Verfügung stellt. Das ist eine großartige Nachricht, aber wenn ein Nikolaus mal bei all den verantwort­lichen deutschen Politikern vorbeischa­uen würde, dann würde er wie bei uns damals erst tadeln.

Die Ankündigun­g, dass der Bund über den sogenannte­n Digitalpak­t fünf Milliarden Euro für die Modernisie­rung der Schulen bereitstel­len will, stammt immerhin schon aus dem Jahr 2016. Und auch wenn ich ein großer Freund gründliche­r Überlegung­en bin, verstehe ich nach wie vor nicht, wie Bund und Länder bei so einem wichtigen Thema so viel Zeit verschwend­en konnten. Umso wichtiger ist es, dass die Dinge nun schnell vorangetri­eben werden, ohne jedoch in Aktionismu­s zu verfallen. Doch bevor man für Tausende Euro ein Smartboard in die Klassenräu­me hängt, sollte man sich erstmal darüber verständig­en, wie guter Unterricht in einer zunehmend digitalere­n Welt aussehen muss.

Bei Omas Nikolaus hätten die Politiker ihren Stutenkerl in diesem Jahr dennoch bekommen. Dann hätte er sie angeguckt und gesagt: „Und, was habt ihr euch für das neue Jahr vorgenomme­n?“Auf die Antwort bin ich gespannt.

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