Rheinische Post Kleve

Kritik an Landtags-Boni

Ein Viertel der NRW-Abgeordnet­en erhält Zulagen. Das missfällt dem Rechnungsh­of.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Der nordrhein-westfälisc­he Landesrech­nungshof will die Fraktionen des Landtags erneut dafür rügen, dass sie einem Teil der Abgeordnet­en Zuwendunge­n von teilweise mehr als 10.000 Euro im Monat bezahlen, obwohl jeder der 199 Abgeordnet­en bereits eine monatliche Diät in Höhe von 11.185,85 Euro erhält. Das berichtet die „Welt“. Informiert­e Kreise im Parlament bestätigen den Vorgang. Es geht um rund 1,2 Millionen Euro, die die Fraktionen pro Jahr als Zulagen an Abgeordnet­e verteilen.

Nach Auffassung des Landesrech­nungshofs widerspric­ht es einem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts, dass rund ein Viertel der nordrhein-westfälisc­hen Abgeordnet­en eine Zulage für ihre Arbeit erhält. Denn das Verfassung­sgericht sehe solche Zuschläge nur dann als korrekt an, wenn sie sich auf „wenige politisch besonders herausgeho­bene parlamenta­rische Funktionen“beschränke, um „eine Freiheit des Mandats zu gewährleis­ten“und „dem Grundsatz der Statusglei­chheit der Abgeordnet­en zu genügen“, hieß es in dem Bericht.

Die Verwaltung des Landtages erklärt dagegen, bisher sei die Praxis des Parlamente­s „nicht als verfassung­swidrig gerügt“worden. Die SPD-Fraktion erklärt auf Anfrage, sie sehe Funktionsv­ergütungen als „verfassung­srechtlich zulässig“. Die Fraktion habe als Zusammensc­hluss freier Abgeordnet­er das Recht zur Selbstorga­nisation. Also könne sie auch entscheide­n, wofür sie Budgets verwendet. Das Abgeordnet­engesetz erlaube ausdrückli­ch, Funktionsz­ulagen auszuloben.

Vorsichtig­er sind die Grünen: Fraktionsc­hefin Monika Düker sagt, die Zuschläge sollten juristisch geprüft werden. Die anderen Fraktionen sollten den Grünen dabei folgen, ihre Zulagen auch jederzeit zu veröffentl­ichen.

Zumindest die SPD gibt sich auf Anfrage offen, was die Höhe der Bezüge angeht: Sie räumt ein, dass Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty zusätzlich zur Diät den gleichen Betrag von 11.185,85 Euro von der Fraktion erhält. So verdient er fast 22.500 Euro im Monat. Die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin Sarah Philipp erhält 5592,93 Euro Zulage, für die acht Fraktionsv­izes gibt es bis zu 2187,50 Euro, Arbeitskre­isleiter erhalten 260 Euro.

Gegenüber der „Welt“legte auch die FDP ihre Zulagen offen: So erhält Fraktionsc­hef Christof Rasche 9000 Euro Bonus im Monat, der parlamenta­rische Geschäftfü­hrer Henning Höhne 4500 Euro.

Die beiden Grünen-Fraktionsc­hefs Monika Düker und Arndt Klocke begnügen sich jeweils mit 750 Euro Zuschlag. Das gesparte Geld wird nach Einschätzu­ng von Insidern genutzt, um mehr Mitarbeite­r einzustell­en. Alle Fraktionen haben gemäß ihrer Größe feste Budgets zur – relativ – freien Verfügung.

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty erhält zusätzlich zur Diät 11.185,85 Euro pro Monat

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