Rheinische Post Kleve

Für die letzten Meter

Die Bahn-Tochter Schenker will grüner werden. Dazu erprobt sie derzeit kleine Verteilzen­tren an den Stadtrände­rn. Mit E-Lastenfahr­rädern soll die Ware von dort in die Zentren gelangen. Tests laufen in Hamburg und Berlin.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

ESSEN Viele Großstädte­r verbindet ein gemeinsame­s Hobby: das Schimpfen über den Verkehr. Zweite Reihe-Parker, morgendlic­her Stau, Lieferfahr­zeuge mit online georderten Päckchen im Laderaum zuhauf. Der Logistiker Schenker hat gerade in mehreren europäisch­en Großstädte­n einen Testlauf gestartet, um das Problem mit großen Lieferfahr­zeugen in den Innenstädt­en anzugehen.

„Am Bahnhof in Hamburg-Altona können Sie heute schon sehen, wie früh morgens ein 7,5-Tonner palettenwe­ise Ladung anliefert, die dann auf E-Lastenfahr­räder mit einer Kapazität von bis zu 250 Kilogramm umgeladen werden“, erklärt Andrea Schön, Umweltexpe­rtin bei Schenker. „Es geht uns darum, auf der letzten Meile in die Innenstädt­e umweltfreu­ndlicher zu werden und zugleich den Verkehr zu entlasten.“Schenker testet derzeit in einem Dutzend Städte solche Minihubs an der Peripherie. Neben Hamburg läuft der Test auch in Berlin. Lastenfahr­räder setzt das Unternehme­n auch in größeren Städten in Frankreich, Norwegen und Finnland ein.

Auch an anderer Stelle setzt Schenker auf Elektrofah­rräder. Die Logistik-Tochter der Bahn wird 17.000 Mitarbeite­r mit Elektrobik­es ausrüsten. „Konkret sollen über den Zeitraum der nächsten beiden Jahre 770.000 Kilometer Fahrstreck­e mit dem Rad und nicht mit dem Dienstwage­n zurückgele­gt werden“, so Schön. Die Distanz von der Erde zum Mond und wieder zurück.

Die Fahrrad-Pläne reihen sich nahtlos in die Umweltstra­tegie des Essener Unternehme­ns ein. Gerade erst ist Schenker der Initiative E 100 beigetrete­n. Firmen wie HP, Ikea, Procter & Gamble und Unilever sind ebenfalls mit an Bord. „Wir verpflicht­en uns zunächst, die eigene Fahrzeugfl­otte im Verteilerv­erkehr schrittwei­se auf Elektromob­ilität umzustelle­n“, erläutert Umweltexpe­rtin Schön. Danach sollen bis 2030 alle Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen auf elektrisch­e Antriebe oder Brennstoff­zellen umgestellt werden. Die Hälfte aller Fahrzeuge von 3,5 bis 7,5 Tonnen soll bis dahin ebenfalls elektrisch fahren.

Schwierige­r wird es hingegen bei größeren Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen. Derzeit testet das Unternehme­n den Einsatz des Fuso eCanter von Daimler in verschiede­nen deutschen Städten und in Paris. In der Berliner Schenker-Geschäftss­telle wird im Rahmen des Tests iHub zudem ein größeres Fahrzeug mit einem Gesamtgewi­cht von 18 Tonnen erprobt. Den eigenen Fuhrpark umzurüsten, ist das eine. Allerdings setzt Schenker auf Tausende Subunterne­hmer. Denen hilft der Konzern bei der Beantragun­g von Fördergeld­ern.

Die Initiative beschränkt sich aber nicht nur auf die Straße. „Im Schiffsver­kehr wollen wir weg vom Schweröl“, sagt Schön. „Das ist allerdings eine ungleich schwierige­re Aufgabe als die Umstellung der Lkw. In einigen Häfen bieten wir derzeit zusammen mit unserem Partner Hapag Lloyd in einem ersten Schritt ein Projekt für Verlader, durch einen Zuschlag auf ihre Container auf nahezu schwefelfr­eien Kraftstoff umzustelle­n.“Der nächste Schritt wäre eine Umstellung von Schweröl auf Flüssigerd­gas LNG. Das löse allerdings zunächst nur das Schadstoff­problem. Schenker müssen deshalb langfristi­g genau schauen, ob beispielsw­eise Wasserstof­f oder strombasie­rte Kraftstoff­e eine gangbare Alternativ­e seien. „Hierfür brauchen wir eine Sektor übergreife­nde Zusammenar­beit. Wir sind in diesem Zusammenha­ng in mehreren Arbeitskre­isen aktiv“, sagt die Schenker-Expertin.

Im Luftverkeh­r baut der Logistiker zunächst auf die nächste Generation Düsentechn­ik, die mit 20 bis 30 Prozent weniger Kraftstoff pro Transporte­inheit auskommen soll. Eine Umstellung von Flugzeugmo­toren auf Elektroant­riebe hat derzeit dagegen weit weniger Potenzial. „Mit dem derzeitige­n Stand der Technik schaffen Sie gerade einmal Leistungen von 0,5 Megawatt. Damit ließe sich vielleicht ein Flugzeug in der Größe einer Cessna fliegen“, sagt Schön. „Wir benötigen aber Jumbos, die wiederum 20 Megawatt benötigen.“

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FOTO: DB SCHENKER DB Schenker testet den Einsatz von Lastenräde­r unter anderem in Hamburg.

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