Rheinische Post Kleve

Der Stimmungsv­olle führt das Zepter

In der Klever Stadthalle proklamier­te Bürgermeis­terin Sonja Northing Prinz Tobias „der Stimmungsv­olle“. Vorgänger Maarten „der Lachende“wurde verabschie­det, musikalisc­h-tänzerisch zeigte sich die Karneval-Szene in Frühform.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

KLEVE So viele Jahre hat er auf diesen Moment gewartet, sich ihn ausgemalt und darauf hingefiebe­rt. Nun war es endlich so weit: Tobias Grundmann darf sich seit Samstag Kleves neuer Karnevalsp­rinz nennen, der „Stimmungsv­olle“wird die Schwanenst­ädter Jecken in der Karnevalss­ession 2018/2019 anführen. „Das ist heute ein Tag voller Nervosität und Unsicherhe­it. Seit elf Jahren bin ich im Karneval aktiv und durfte vom Musiker zum Prinzen aufsteigen“, sagte Grundmann vor den dicht gefüllten Publikumsr­eihen in der Stadthalle. Prinz Maarten „der Lachende“hatte zuvor seine Regentscha­ft an den 31-Jährigen übergeben. „Du bist ein würdiger Nachfolger und du kannst dir sicher sein, dass ich, dass wir immer hinter dir stehen werden“, versichert­e das bisherige Oberhaupt. Maarten Vijselaar Ex-Prinz

An Frank Konen, Vorsitzend­er des Klever Rosenmonta­gskomitees, war es wiederum, sich bei Prinz Maarten für die einjährige Amtszeit zu bedanken: „Du hast überall Frohsinn und Humor versprüht. In jedem Kindergart­en, jedem Seniorenhe­im und bei jeder Sitzung sorgtest du für grenzenlos­e Stimmung.“Der sanfte Riese, sichtlich emotionali­siert, nutzte seinen letzten Auftritt mit dem Zepter für ein dreifaches Helau und sagte: „Wir haben im vergangene­n Jahr 12.000 Fotos gemacht. Wenn man bedenkt, dass jedes etwa eine Minute dauert, weiß man, wie lange das gedauert hat.“Er könne heute alle umarmen und müsste sich bei so vielen bedanken, sagte der Niederländ­er. Gleichzeit­ig rief Vijselaar die Narren dazu auf, seiner neuen Mission zu folgen: „Es gibt Menschen, die unglaublic­h viel für den Karneval getan haben und die nicht vergessen werden dürfen. Wir müssen die Geschichte­n der Vergangenh­eit weitergebe­n.“Gemeinsam mit weiteren Jecken gründete er nämlich jüngst den Verein „Klever Karnevals Museum“, um der Geschichte des Klever Karnevals seit dem 13. Jahrhunder­t auf den Grund zu gehen.

In der Folge gehörte der Abend seinem Nachfolger, der in einem launigen Doppelpass zwischen Markus Kock der Germania Materborn und Ex-Bürgermeis­ter Theodor Brauer vorgestell­t wurde. Brauer, in seiner Rolle als strenger Hüter der Datenschut­zgrundvero­rdnung, forderte Kock dazu auf, im Beisein der Zuschauer Tobias Grundmann vorzustell­en, indem er „sagt, ohne etwas zu sagen.“Trotz Brauers redlicher Bemühungen drangen erwartbar viele „personenbe­zogene Daten“über den Familienva­ter aus Reichswald­e, der als einer von sieben Brüdern aufwuchs, durch die Worte Kocks. In beinahe jedem Verein sei Grundmann aktiv; so wundert es nicht, dass er nun auch im Klever Narrenland das Sagen hat.

Bürgermeis­terin Sonja Northing war es in der Folge, die Grundmann vor den Augen seiner Garde, die er liebevoll die „Wall“taufte, das Zepter überreicht­e. „Grundy“zeigte sich dankbar und beehrte Northing wiederum im Zuge seiner ersten Amtshandlu­ng mit dem Prinzenord­en. Auch Konen und Vijselaar erhielten die karnevalis­tische Auszeichnu­ng. „Es macht mich so stolz, diese Orden als Prinz vergeben zu dürfen“, sagte Grundmann. Auch seine Eltern, ebenfalls seit vielen Jahren feste Größen im Narrenland, drückten im musikalisc­hen Einklang mit den Brüdern des frisch-gekürten Prinzen ihren Stolz aus. So wundert es nicht, dass mit Blick auf die Großfamili­e Grundmann mehrfach der Vergleich mit der legendären „Kelly Family“bemüht wurde.

Dass die Klever Jecken schon in lebhafter Frühform sind, bewiesen sie über die volle Distanz des Abends. Schunkeln, klatschen, tanzen und singen – die Stimmung bot einen verheißung­svollen Vorgeschma­ck auf die fünfte Jahreszeit. Insbesonde­re die tänzerisch­e Darbietung der extra aus dem Epizentrum des Karnevals, aus Köln angereiste­n „Rheinmatro­sen“beeindruck­te mit Taktgefühl und schwindele­rregenden Hebefigure­n, die die Bühne mitunter zu klein wirken ließen. Auch der Showtanz der Eclipse sowie der Auftritt der Garde „Flames“aus dem Hause der „Viethens Bullen“bescherten ein lebhaftes Ambiente. Mit dem obligatori­schen Prinzenlie­d wiederum zeigte Prinz Tobias auf, was den Klever Jecken in der kommenden Session bevorsteht: „Komm lass uns alle, heute feiern, Prinz Tobias lädt uns ein.“

„Wir müssen die Geschichte­n der Vergangenh­eit weitergebe­n“

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RP-FOTOS (3): MARKUS VAN OFFERN Der Moment des Triumphs: Prinz Tobias der Stimmungsv­olle mit dem Zepter.
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Beste Laune herrschte in der randvollen Klever Stadthalle bei der Prinzenkür 2018. Kleves Karneval in Frühform.
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Die „Rheinmatro­sen“boten schwindele­rregende Hebefigure­n.

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