Rheinische Post Kleve

Der Pfarrbrief ist Opfer des Datenschut­zes

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Auf die Online-Variante müssen die Nutzer künftig aus Datenschut­zgründen verzichten.

GOCH (nik) Zweimal im Jahr bekommen alle „katholisch­en“Haushalte in Goch Post von ihrer Kirchengem­einde. Die St.-Arnold-Janssen-Pfarrei stellt zu Beginn der Fastenzeit und zur Adventszei­t den Pfarrbrief „Forum“zu. Bislang war das Heft, das unter anderem Eheschließ­ungen ankündigt oder die Kommunionk­inder des Jahres nennt, auch online zu lesen. Aber damit ist jetzt Schluss: Die neue Datenschut­z-Grundveror­dnung der Europäisch­en Union und (offenbar noch strenger) das kirchliche Datenschut­z-Recht haben zu einer Änderung geführt:

Übers Internet ist das „Forum“nicht mehr zu lesen. Die Verantwort­lichen bedauern dies sehr, wissen aber nicht, wie sie es anders handhaben sollten.

Norbert Oeser ist derjenige, der bislang für den Inhalt des Pfarrbrief­s zuständig war, der Chefredakt­eur des Heftes sozusagen. „Das ,Forum’ wird jetzt nicht etwa abgeschaff­t, wir beschränke­n uns nur auf die Print-Ausgabe“, erklärt er. Es sei ja unbedingt im Sinne der Gemeinde, ein solches Mitteilung­sblatt herauszuge­ben, denn Kirche lebe

schließlic­h von Gemeinscha­ft und dem persönlich­en Umgehen miteinande­r. „Aber mit Daten kann man eben viel Schindlude­r treiben. Wenn wir wie bisher die Namen der Kommunionk­inder, der Heiratende­n und der Verstorben­en im Internet veröffentl­ichen wollten, müssten wir jeden Betroffene­n einzeln um seine Erlaubnis bitten. Das wäre natürlich viel zu aufwändig beziehungs­weise völlig unmöglich. Deshalb werfen unsere ehrenamtli­chen Helfer den Pfarrbrief jetzt nur noch in die Briefkäste­n der Gemeindemi­tglieder.“

Immerhin 6500 Exemplare druckt die Kirchengem­einde zweimal pro Jahr, um die Gocher zu informiere­n. „Zusätzlich wurde das ,Forum’ bislang jeweils einige hundert Mal aus dem Internet herunterge­laden. Das fällt jetzt weg, was sehr schade ist“, bedauert Oeser. Denn es gebe ja auch Besucher oder frühere Gemeindemi­tglieder, die noch eine Nähe zu Goch verspürten und gerne Neuigkeite­n aus der Gemeinde erfahren würden. Zumal ja auch Termine wie Orgelkonze­rte, Vorträge, Ferienfrei­zeiten oder Gottesdien­stzeiten darin abzulesen seien.

Das Generalvik­ariat des Bistums Münster habe allen Gemeinden empfohlen, so zu verfahren. Übrigens werde das Forum aus Datenschut­zgründen auch nicht mehr in den Kirchen ausgelegt - da könne ja jeder hinein und die Namen für seine Zwecke missbrauch­en (so die Logik der Datenschüt­zer). „Wir lassen auch die wöchentlic­hen Verlautbar­ungen weg, die kurzfristi­g auf Veranstalt­ungen hinwiesen und die wir bisher in Schriftens­tände in den Kirchen legten, erklärt Oeser. Mit Fotos, ohnehin kein Schwerpunk­t im Pfarrbrief, gehe man künftig noch zurückhalt­ender um. Gar nicht zu reden von Bildern, die Minderjähr­ige zeigen, auf die wird sicherheit­shalber ganz verzichtet.

„Es ist total schade, dass sich das alles so entwickelt“, findet Oeser. Viele Menschen hätten die persönlich­en Mitteilung­en sehr gern gelesen und sich anderen Gemeindemi­tgliedern dadurch nahe gefühlt. Mal eben online nachsehen, welches Nachbarkin­d in diesem Jahr mit zur Kommunion geht - das funktionie­rt nun nicht mehr. Wer auf dem laufenden bleiben will, legt sich das Forum, wenn es in Kürze wieder im Briefkaste­n liegt, also am besten gut weg, um es bei Bedarf wieder hervorhole­n zu können.

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RP-ARCHIV: EVERS Norbert Oeser ist für den Inhalt des Pfarrbrief­s verwantwor­tlich und bedauert die jüngste Entwicklun­g.

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