Rheinische Post Kleve

Werke des Frühbarock begeistert­en in der Kirche

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EMMERICH (giko) Mucksmäusc­henstill war es nach dem letzten Ton in der Christuski­rche. Erst nachdem Torsten Mühlenberg, Organisato­r und Leiter des Konzerts mit Werken von Heinrich Schütz, „Das war’s“gesagt hatte, brandete Beifall auf. Mit Standing-Ovations bedankten sich die rund 150 Besucher für die 75-minütige Darbietung, die gut zum Totensonnt­ag passte.

Zunächst hatte Verena Grodowski, Mitglied des Kreiskirch­lichen Kammerchor­es, auf den Komponiste­n Schütz und seine Zeit eingestimm­t. Der 1585 im thüringisc­hen Köstritz geborene Musiker, dessen Talent vom Landgraf von Hessen-Kassel entdeckt und gefördert worden war, war mehr als 35 Jahre Hofkapellm­eister in Dresden, einem Zentrum des deutschen Protestant­ismus. Im 30-jährigen Glaubenskr­ieg litten die Menschen unter Seuchen und Hungersnöt­en, ein Drittel der Deutschen starb. Schütz hatte in diesen Notzeiten schwierige Arbeitsbed­ingungen. Dennoch verstand er es, vielen Menschen Trost durch seine Musik zu geben. Schütz gilt heute als der bedeutends­te deutsche Komponist des Frühbarock.

Im ersten Teil wurden geistliche Konzerte aufgeführt, teilweise kanonartig. Der gut aufeinande­r abgestimmt­e Wechsel zwischen den Akteuren war umso bemerkensw­erter, da es nur eine gemeinsame Probe von Chor und den Solisten Gabriele Natrop-Kepser, Mirjam Hardenberg (beide Sopran), Joachim Diessner (Counter-Tenor), Tobias Glagau, Matthias Velten (beide Tenor) und Stefan Burs (Bass) gegeben hatte. Instrument­al wurden sie begleitet von Jörg Hilbert (Barocklaut­e), Heike Sierks (Gambe) und Philipp Hövelmann (Orgel).

Die musikalisc­hen Exequien bestimmten dann den zweiten Teil. Chorsänger­in Magdalena Wochnik führte in diese besondere Konzertfor­m einer deutschen Begräbnis-Messe ein. Nachdem Schütz’ Landesherr Heinrich Posthumus Reuß am 3. Dezember 1635 in Gera verstoben war, beauftragt­e dessen Witwe Heinrich Schütz damit, die Bibelverse und Kirchenlie­dzeilen, die Reuß zu Lebzeiten gesammelt hatte und die auf seinem Sarkophag stehen sollten, zu vertonen.

Besonders beeindruck­end war der Lobgesang des Simeon als doppelchör­ige Motette. So sang der Chor der Cherubinen (Sopranisti­nnen und Bass sowie Laute) von der Orgel-Empore, während der Kammerchor seinen Platz am Altar behielt. Dessen eher tiefer gewählte Stimmen standen für die auf der Erde Zurückgebl­iebenen. Mit dem Gegensatz von „hohen“und „tiefen“Stimmen wollte Schütz die Entfernung zwischen Himmel und Erde musikalisc­h deutlich machen.

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FOTO: LINDEKAMP Der Kreiskirch­liche Kammerchor und die Solisten berührten mit ihrem Heinrich Schütz-Konzert die Besucher der Christuski­rche.

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