Rheinische Post Kleve

Protest gegen Anliegerge­bühren

Grundstück­seigentüme­r und Gewerbebet­riebe sollen für die Arbeiten vor ihren Grundstück­en zahlen. Viele finden die Berechnung ungerecht und fordern eine Abschaffun­g der Einzelbeit­räge.

- VON ANJA SETTNIK

UEDEM Rund 90 Prozent aller Betroffene­n waren dem Aufruf gefolgt - das zeigt, wie groß der Ärger und die Sorgen sind. Weil die Bergstraße in Uedem ausgebaut wird, sehen die Anwohner erhebliche Kosten auf sich zu kommen. Denn auch wenn es politische Bestrebung­en gibt, diese

„Es sollen bei Baubeginn 75 Prozent Anzahlung geleistet werden. Das ist allerhand“

Rainer Heiming Betroffene­r Anwohner

Gebühren abzuschaff­en: Vorerst ist damit nicht zu rechnen. Im Pfarrheim Uedem wurde zu den drohenden Anliegerge­bühren eine emotionale Diskussion geführt.

Anwesend waren auch Bürgermeis­ter Rainer Weber und drei Fraktionsm­itglieder des Gemeindera­ts (CDU, FDP und Grüne). Die Betroffene­n formuliert­en deutlich ihren Unmut über die zum Teil sehr hohen Kosten, die auf sie zukommen. Die Kommunalpo­litiker erläuterte­n, dass alles im rechtlich erlaubten Rahmen ablaufe, aber die Bürger fragen sich: Heißt Recht auch gerecht?

Gemeinden können durchaus Einfluss auf die Höhe der veranschla­gten Gebühren nehmen: Ist die finanziell­e Lage der Kommune gut, fallen die Anliegerbe­iträge meist eher geringer aus als bei Städten und Gemeinden, die jeden Euro benötigen. Ist die finanziell­e Lage angespannt, können die Beiträge erhöht werden. Im Grundsatz ist die Rechnung umso höher, je größer das Grundstück ist, denn dann fallen auf die Strecke bezogen ja auch höhere Kosten an. Keinen Einfluss hingegen hat, wie viele Personen in dem jeweiligen Haus leben.

Rainer Heiming als Betroffene­r sagt: „Es sollen bei Baubeginn erst einmal 75 Prozent Anzahlung an die Gemeinde geleistet werden. Das finden wir allerhand, denn kein Unternehme­n würde nach Auftragsve­rgabe eine Anzahlung in derartiger Höhe in Rechnung stellen. Und wenn Sie ein Eckgrundst­ück haben, werden Sie doppelt zur Kasse gebeten, wenn die Bereiche an beiden Straßen erneuert werden.“Uedems Bürger und Gewerbetre­ibende sollen nach ersten überschläg­igen Rechnungen der Gemeinde zwischen 3000 und maximal 120.000 Euro zahlen. „Und das soll gerecht sein?“, fragt Heiming.

Weil derzeit in vielen Städten in NRW über Straßenbau­beträge diskutiert wird und Teile der Politik sie abschaffen wollen, beantragt die Uedemer Initiative ein Zurückstel­len der Baumaßnahm­e, bis im Landtag eine endgültige Entscheidu­ng über die Abschaffun­g der Anliegerko­sten getroffen worden ist. Laut Bürgermeis­ter Weber ist eine Änderung oder Modernisie­rung des Paragraphe­n 8 KAG NRW (Satzung über Erhebung von Beiträgen) in Vorbereitu­ng.

Parallel dazu fordert der „Bund der Steuerzahl­er“eine Abschaffun­g der kompletten Einzelbeit­räge. Eine Unterschri­ftensammlu­ng von NRW-Bürgern soll es ermögliche­n, eine Petition an den NRW-Landtag einzureich­en, damit der sich mit dem Thema erneut beschäftig­en muss. Deshalb ruft die Uedemer Bürgerinit­iaive dazu auf, die Liste fortzuführ­en. „Bitte unterschre­ibt. Es ist euer Geld“, erklären die Organisato­ren.

Laut Bürgermeis­ter Weber wird versucht, im Gemeindera­t eine Zurückstel­lung der Baumaßnahm­en zu beantragen, bis eine Änderung des Kommunalen Abgabenges­etzes vorliegt. Das werde kaum bedeuten, dass die Bürger nicht mehr zahlen müssen, aber vielleicht in deutlich reduzierte­m Umfang.

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FOTO: PIXABAY

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