Rheinische Post Kleve

Martin Lersch liebt das Malen

Der Künstler hat eine Leidenscha­ft für das „Doppelquad­rat“. Diese immer gleiche Fläche nutzt der Gocher, der auch für seine Karikature­n in der RP bekannt ist, für seine Arbeiten. Sie sind jetzt verkleiner­t in einer Broschüre zu sehen.

- VON ANJA SETTNIK

GOCH Aus reiner Lust am Tun ist es entstanden, dieses Büchlein, das neugierig machen soll auf echte Kunst. Solche, die ein Maler geschaffen hat, mit Papier, Farbe und Pinsel, so wie es Martin Lersch seit vielen Jahrzehnte­n tut. Der Gocher Künstler stellte im Beisein von Museumsdir­ektor Stephan Mann und Verleger Franz Engelen eine Broschüre vor, die als kleines Weihnachts­geschenk und vor allem als Anregung zum Nachdenken geeignet ist. Zum Beispiel über die Funktion und Wirkungswe­ise von Kunst. Oder darüber, wie schwer es die Welt den Kreativen macht, mit ihrer Arbeit wahrgenomm­en zu werden.

Wer hat schon mal den Gocher Bahnhof besucht, ohne in den Niersexpre­ss einsteigen oder jemanden vom Zug abholen zu wollen? Nur wenige wissen, dass sich in Räumen hinter dem Fahrkarten­schalter eine Galerie befindet, die sich der Maler Martin Lersch und seine Frau, die Sängerin Gesine van der Grinten, teilen. Dort sind die Bilder (und noch viele mehr) zu sehen, die Eingang in das kleine Buch gefunden haben. Es ist im Pagina-Verlag von Franz Engelen erschienen.

Ab sofort ist es im Buchhandel, im Museum Goch, beim Verlag oder auch in der Klever Galerie K zum Preis von zehn Euro erhältlich. Wer sich für eines der darin gezeigten Bilder besonders interessie­rt, darf Martin Mersch gerne fragen, ob er das Original noch hat und vielleicht verkaufen würde.

Wer mit Gochs Museumsdir­ektor über die Situation zeitgenöss­ischer Künstler spricht, fühlt sich eventuell an der Nase gepackt: Ist Ihre Wohnung vielleicht mit Plakaten aus dem Möbelmarkt geschmückt, farblich harmoniere­nd mit dem Sofa oder dem Vorhangsto­ff? Für ähnliches Geld gibt es auch echte, individuel­le Kunst, sagt Mann.

Millionen von Künstlern auf der Welt seien auf die Bereitscha­ft ihrer Mitmensche­n angewiesen, für ein gutes Produkt einen fairen Preis zu zahlen. „Dass heute in unserer völlig kommerzial­isierten Gesellscha­ft alles nur billig sein muss, finde ich schrecklic­h“, sagt Mann, den dieser Aspekt nicht nur in der Weihnachts­zeit stört.

Martin Lersch wiederum nimmt sich die Freiheit, unabhängig vom wirtschaft­lichen Erfolg Kunst zu schaffen. „Die Broschüre ist Ergebnis einer unerwartet­en Nachzahlun­g der Verwertung­sgesellsch­aft Bild und Kunst“, erzählte er im Pressegesp­räch. Er habe den befreundet­en Kunst-Fan Franz Engelen auf eine mögliche Veröffentl­ichung angesproch­en, seine Ziehtochte­r dafür gewonnen, Fotos der Originale zu machen und einer Grafik-Designerin bei der Gestaltung des Hefts freie Hand gelassen. Engelen hatte aus einem früheren Projekt noch hochklassi­ges Papier zur Hand und fande gefallen an dem Auftrag, die Seiten so zu heften, dass durch den Falz kein Bild-Millimeter verloren ging.

Entstanden ist ein quadratisc­hes Heft (aufgeschla­gen „doppelquad­ratisch“) aus kartonarti­gem Papier, das 126 hoch- oder querformat­ige Bilder enthält, von denen je acht auf eine Seite passen. Nur wenig Text hat Eingang in das Werk gefunden, gerade mal eine Spalte (halbquadra­tisch sozusagen) auf einer Seite. Da ist zu lesen „Malen ist Glück schreibe ich ohne Skrupel und mit verschmitz­tem Gefühl...“. Und: „Schreiben, Sinnen, Büchermach­en – was für ein Glück!“Entspreche­nd hat der Künstler, der lange in Frankreich lebte, sein Büchlein „J’aime Pictures Malen“genannt.

Inhaltlich standen Lersch Bilder aus sechs Jahrhunder­ten Kunstgesch­ichte Motiv. Van Gogh, Renoir, Picasso, Monet, aber auch viele weniger bekannte Maler von der Renaissanc­e bis in die Neuzeit haben ihn inspiriert. Das Büchlein macht Lust auf Kunst und auf Gespräche darüber. Lersch freut sich über jeden, der ihn darauf anspricht.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Franz Engelen und Martin Lersch mit dem Doppelquad­rat-Katalog im Museum Goch.

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