Die Zeit steht still in Lemmens’ Bildern
Zur ArtMuc in München hat der Klever Architekt und Künstler Andre Lemmens eine neue Edition seiner Fotoarbeiten aufgelegt.
KLEVE Still, schemenhaft, in sich rührend hing sie in der Jubiläumsausstellung im Projektraum Bahnhof25. Eine der Arbeiten des Klever Architekten Andre Lemmens. Als sei die Zeit zwischen den beiden dicken Plexiglasscheiben stehen geblieben. Eine Szene, die irgendwo sein kann, nicht genau definiert. Und doch sind es konkrete Orte, die Lemmens in seinen jüngeren Arbeiten zeigt. Orte und Personen, die wie im Vorübergehen eingefroren sind, die in der Bearbeitung schemenund silhouettenhaft werden.
Es sind Arbeiten, die der Klever jetzt auch als Edition in München auf der Wintermesse der ArtMuc 2018 im Isarforum im Deutschen Museum präsentiert und die es als gedruckte Fotoarbeiten auch in der in Kranenburg ansässigen Galerie f gibt. „Die Editionen mache ich, um auch bezahlbare Kunst für jedermann zu bieten. Die Idee dazu stammt von Georg Friedrichs von der Galerie f“, sagt Lemmens. Der Architekt hat für München eine neue Edition herausgegeben. „Es sind elf handsignierte Arbeiten, etwa DIN A3 groß“, erklärt Lemmens. Die Edition zeigt einen schönen Querschnitt der Bilder, die der Klever in den vergangenen Jahren schuf und auf den letzten drei Ausstellungen in München präsentierte.
Dabei gehe es nicht um Fotografie, sagt der Klever jüngst im Gespräch mit der Zeitschrift „Baumeister“. Das Foto diene nur als Grundlage für die künstlerische Weiterentwicklung, erklärt er. Schließlich werden – sowohl für die tiefen auf Plexiglas gezogenen Unikate, als auch für die gedruckten Editionen – alle Bildinformationen auf die Notwendigste zurückgefahren, geradezu minimalistisch reduziert.
„Ich will Orte im Moment festhalten. Orte, die Menschen jeden Tag passieren ohne sie wahrzunehmen“, Andre Lemmens Künstler/Architekt
erklärt Lemmens. Denn es geht schließlich um Strukturen, um Schemen, die Schwerpunkte setzen. Schließlich sollen die Bilder ein Gefühl von Stadt, von Urbanität oder architektonischen Räumen, die in Bezug zum Menschen stehen, aufzeigen und weniger das Abbild eines konkreten Ortes. So werden die Bilder zugleich allgemeingültiger wie verrätselter.
Die Fotos aus seiner Serie „Heimat“, die unter anderem Bilder der Klever Union zeigen, bilden ein Stück Kleve ab, können aber genauso gut sinnbildlich für alle anderen ehemaligen Industriebauten sein.
Es reichen teils Handybilder, manchmal auch Szenen, die Lemmens vom Fernsehen abfotografiert und später bearbeitet, auf die fotografischen Grundinformationen reduziert. Diese Reduzierung macht letztlich wohl auch die Stille aus, die von den Bildern ausgeht, die Ruhe, die Zeitlosigkeit. Unterstrichen wird das durch die Unschärfe, denn selbst die Schwarzflächen erscheinen an den Rändern diffus. „Das ursprüngliche Bild aus der Realität ist häufig nur grau und hässlich. Aber durch die Reduzierung entsteht etwas Neues und Schönes“, sagt Andre Lemmens
Besonders hängt Lemmens an einem Bild aus der Hamburger Hafencity: „Es ist schon eigentlich die wichtigste Arbeit hier in meinem Atelier, ich weiß nicht warum, aber gefühlt ist sie es“, sagt er. Die Arbeit habe er 2014/2015 erstellt, die Aufnahme war von 2006. „Es ist unten im Hafenviertel in Hamburg, damals war die Elbphilharmonie gerade im Bau, wenn ich mich recht erinnere“, sagt er. Heute ist die Elbphilharmoie fertig. Aber das tut dem Foto keinen Abbruch. Es bleibt gültig.
„Ich will Orte festhalten. Orte, die Menschen jeden Tag passieren ohne sie wahrzunehmen“
Info: Die aktuelle Edition kann im Architeltur-Büro, Auf dem Sand in Kellen, eingesehen werden.