Kleve bereitet sich auf den Winter vor
Die Lager sind mit 240 Tonnen Streusalz prall gefüllt. Anlieger sollten auf den Einsatz von Salz verzichten, stattdessen abstumpfende Streumaterialien verwenden. Wer sein Auto liebt, sollte im Winter regelmäßig in die Waschstraße.
KLEVE Noch fühlt sich der Winter eher nach Herbst an, aber das kann sich schnell ändern. Weil sich die Umweltbetriebe der Stadt Kleve (USK) nicht von plötzlich sinkenden Temperaturen überraschen lassen wollen, haben sie sich bestens vorbereitet.
Für diesen Winter haben die USK erstmals zwei Wagen mit Sole- beziehungsweise Feuchtsalzstreuer ausgerüstet. Diese werden zumeist präventiv an Schulen, Kindergärten und kritischen Straßen eingesetzt, damit Glätte in den frühen Morgenstunden erst gar nicht entsteht. Die
„Bei einem normalen Winter kommen wir mit 240 Tonnen Salz hin“
Karsten Koppetsch USK-Vorstand
Sole trocknet nach Aufbringen auf dem Untergrund und verbleibt dort mehrere Tage, wenn es nicht regnet. Außerdem verringert sich dadurch der Verbrauch an Salz nicht unerheblich. „Nach diesem Winter wird entschieden, ob eine weitere Bestückung mit entsprechenden Streuern und die Errichtung einer Soleanlage sinnvoll sind“, sagt USK-Vorstand KarstenKoppetsch.
Die USK können 240 Tonnen – 80 Tonnen pro Silo – auf ihrem Betriebshof lagern. Die Lager sind derzeit voll. Bei Bedarf kann über einen Rahmenvertrag von Straßen NRW kurzfristig Salz angefordert werden. „Bei einem normalem Winter kommen wir mit 240 Tonnen hin“, sagt Koppetsch.
Der Aufwand, um Straßen und Wege zu räumen, ist beträchtlich. „Jeden Winter befreien wir pro Einsatz bis zu 300 Kilometer an Fahrbahnen teils mehrmals am Tag von Schnee und Eis. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer hat dabei höchste Priorität“, sagt Koppetsch. Über diverse Wetterinformationssysteme wird genau beobachtet, ob mit Frost und Schnee zu rechnen ist. Nächtliche Kontrollfahrten bringen konkrete Lageeinschätzungen. Eine schnelle Reaktion ist so möglich.
Auch die Mannschaft steht: Insgesamt mehr als ein Dutzend Mitarbeiter sind permanent in Winterdienst-Bereitschaft. Bei einem Extremeinsatz werden bis zu 70 Mitarbeiter im Winterdienst eingesetzt. Dann wird in teils mehreren Schichten gearbeitet, um die Straßen frei zu bekommen. „Bei starkem Schneefall oder wiederkehrender Glätte arbeiten unsere Mitarbeiter unermüdlich Tag und Nacht“, so Karsten Koppetsch. „Dennoch bitten wir um Verständnis, dass wir uns bei extremem Schneefall auf verkehrswichtige und gefährliche Straßen/Straßenabschnitte mit der höchsten Priorität wie Rettungswege, Hauptverkehrswege, Steigungen und Brücken oder Kreuzungsbereiche konzentrieren müssen.“
Die Räumfahrzeuge können für Autofahrer zur Geduldsprobe werden, so warnt der TÜV in Kleve. „Ob man ein Räumfahrzeug wirklich überholen muss, sollte man sich genau überlegen“, sagt Heinz Willi van de Loo, Leiter der TÜV-Station Kleve. „Der Einsatz von Räumund Streufahrzeugen zeigt ja schon schwierige Straßenverhältnisse an, da sind Überholmanöver meist waghalsig.“Van de Loo warnt auch vor den Schneeschaufeln des Räumgeräts, die oft deutlich breiter als das Fahrzeug sind. Hier herrscht bei Überholmanövern oder Entgegenkommen Kollisionsgefahr – vor allem, wenn die Sicht eingeschränkt ist.
Die Mischung aus Schnee und Salz, die ein Räumfahrzeug aufwirbelt, hinterlasse einen störenden Schmierfilm auf den Scheiben bei zu dicht auffahrenden Fahrzeugen. „Am besten hält man sich auch hier an die Faustregel: halber Tacho Abstand“, empfiehlt der TÜV-Experte.
Apropos Streufahrzeuge: Das Auftausalz, oder umgangssprachlich Streusalz, kann dafür sorgen, dass ungeschützte Stellen am Auto korrodieren. Gerade der Unterboden sei ein kritischer Bereich, denn er besteht in der Regel aus Stahlblech, welches einen hohen Eisenanteil aufweise, so der TÜV. „Im Winter ist die Mischung aus Feuchtigkeit und Salz ein besonders aggressiver Cocktail für den Unterboden. Rostet dieser durch, beeinträchtigt das die Stabilität des Fahrzeugs. Für den Straßenverkehr ist es dann nicht mehr sicher“, sagt van de Loo. Autobesitzer könnten dem vorbeugen, indem sie im Winter regelmäßig durch die Waschstraße fahren. Dort sollte man sicherstellen, dass eine gründliche Vorwäsche vorgenommen wird, um den gröbsten Dreck sowie festsitzende Salzschichten und kleine Steinchen loszuwerden, so der TÜV.
Mit dem Winterdienst kommen die Kommunen ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Reinigungs- und Verkehrssicherheitspflicht nach. Aber auch die Bürger sind gemäß der Satzung über die Straßenreinigung (www.usk-kleve.de oder www.kleve. de) in der Stadt Kleve in die Pflicht genommen. Wer winterwartungspflichtig ist und damit für das Räumen und Streuen bei Schnee und Glätte verantwortlich ist, lässt sich aus dem Straßenverzeichnis zur Satzung über die Straßenreinigung ablesen. Das Straßenverzeichnis ist ebenfalls über die Internet-Präsenz abrufbar.
Die Verkehrssicherheit muss an Wochentagen in der Regel bis 7 Uhr morgens, an Sonn- und Feiertagen bis 9 Uhr hergestellt sein und muss tagsüber jeweils bis 20 Uhr aufrechterhalten werden, so Koppetsch. Nachts gibt es weder auf Straßen noch auf Wegen eine generelle Winterdienstpflicht.
Klaus Koppetsch betont: „Anlieger sollen möglichst auf Salz verzichten und lieber abstumpfende Streumittel einsetzen. Dies sieht die Satzung auch explizit vor.“So wird nicht nur die Umwelt geschont, auch die empfindlichen Pfoten von Hunden und Katzen nehmen dadurch keinen Schaden.