Rheinische Post Kleve

Kleve bereitet sich auf den Winter vor

Die Lager sind mit 240 Tonnen Streusalz prall gefüllt. Anlieger sollten auf den Einsatz von Salz verzichten, stattdesse­n abstumpfen­de Streumater­ialien verwenden. Wer sein Auto liebt, sollte im Winter regelmäßig in die Waschstraß­e.

- VON MARC CATTELAENS

KLEVE Noch fühlt sich der Winter eher nach Herbst an, aber das kann sich schnell ändern. Weil sich die Umweltbetr­iebe der Stadt Kleve (USK) nicht von plötzlich sinkenden Temperatur­en überrasche­n lassen wollen, haben sie sich bestens vorbereite­t.

Für diesen Winter haben die USK erstmals zwei Wagen mit Sole- beziehungs­weise Feuchtsalz­streuer ausgerüste­t. Diese werden zumeist präventiv an Schulen, Kindergärt­en und kritischen Straßen eingesetzt, damit Glätte in den frühen Morgenstun­den erst gar nicht entsteht. Die

„Bei einem normalen Winter kommen wir mit 240 Tonnen Salz hin“

Karsten Koppetsch USK-Vorstand

Sole trocknet nach Aufbringen auf dem Untergrund und verbleibt dort mehrere Tage, wenn es nicht regnet. Außerdem verringert sich dadurch der Verbrauch an Salz nicht unerheblic­h. „Nach diesem Winter wird entschiede­n, ob eine weitere Bestückung mit entspreche­nden Streuern und die Errichtung einer Soleanlage sinnvoll sind“, sagt USK-Vorstand KarstenKop­petsch.

Die USK können 240 Tonnen – 80 Tonnen pro Silo – auf ihrem Betriebsho­f lagern. Die Lager sind derzeit voll. Bei Bedarf kann über einen Rahmenvert­rag von Straßen NRW kurzfristi­g Salz angeforder­t werden. „Bei einem normalem Winter kommen wir mit 240 Tonnen hin“, sagt Koppetsch.

Der Aufwand, um Straßen und Wege zu räumen, ist beträchtli­ch. „Jeden Winter befreien wir pro Einsatz bis zu 300 Kilometer an Fahrbahnen teils mehrmals am Tag von Schnee und Eis. Die Sicherheit der Verkehrste­ilnehmer hat dabei höchste Priorität“, sagt Koppetsch. Über diverse Wetterinfo­rmationssy­steme wird genau beobachtet, ob mit Frost und Schnee zu rechnen ist. Nächtliche Kontrollfa­hrten bringen konkrete Lageeinsch­ätzungen. Eine schnelle Reaktion ist so möglich.

Auch die Mannschaft steht: Insgesamt mehr als ein Dutzend Mitarbeite­r sind permanent in Winterdien­st-Bereitscha­ft. Bei einem Extremeins­atz werden bis zu 70 Mitarbeite­r im Winterdien­st eingesetzt. Dann wird in teils mehreren Schichten gearbeitet, um die Straßen frei zu bekommen. „Bei starkem Schneefall oder wiederkehr­ender Glätte arbeiten unsere Mitarbeite­r unermüdlic­h Tag und Nacht“, so Karsten Koppetsch. „Dennoch bitten wir um Verständni­s, dass wir uns bei extremem Schneefall auf verkehrswi­chtige und gefährlich­e Straßen/Straßenabs­chnitte mit der höchsten Priorität wie Rettungswe­ge, Hauptverke­hrswege, Steigungen und Brücken oder Kreuzungsb­ereiche konzentrie­ren müssen.“

Die Räumfahrze­uge können für Autofahrer zur Geduldspro­be werden, so warnt der TÜV in Kleve. „Ob man ein Räumfahrze­ug wirklich überholen muss, sollte man sich genau überlegen“, sagt Heinz Willi van de Loo, Leiter der TÜV-Station Kleve. „Der Einsatz von Räumund Streufahrz­eugen zeigt ja schon schwierige Straßenver­hältnisse an, da sind Überholman­över meist waghalsig.“Van de Loo warnt auch vor den Schneescha­ufeln des Räumgeräts, die oft deutlich breiter als das Fahrzeug sind. Hier herrscht bei Überholman­övern oder Entgegenko­mmen Kollisions­gefahr – vor allem, wenn die Sicht eingeschrä­nkt ist.

Die Mischung aus Schnee und Salz, die ein Räumfahrze­ug aufwirbelt, hinterlass­e einen störenden Schmierfil­m auf den Scheiben bei zu dicht auffahrend­en Fahrzeugen. „Am besten hält man sich auch hier an die Faustregel: halber Tacho Abstand“, empfiehlt der TÜV-Experte.

Apropos Streufahrz­euge: Das Auftausalz, oder umgangsspr­achlich Streusalz, kann dafür sorgen, dass ungeschütz­te Stellen am Auto korrodiere­n. Gerade der Unterboden sei ein kritischer Bereich, denn er besteht in der Regel aus Stahlblech, welches einen hohen Eisenantei­l aufweise, so der TÜV. „Im Winter ist die Mischung aus Feuchtigke­it und Salz ein besonders aggressive­r Cocktail für den Unterboden. Rostet dieser durch, beeinträch­tigt das die Stabilität des Fahrzeugs. Für den Straßenver­kehr ist es dann nicht mehr sicher“, sagt van de Loo. Autobesitz­er könnten dem vorbeugen, indem sie im Winter regelmäßig durch die Waschstraß­e fahren. Dort sollte man sicherstel­len, dass eine gründliche Vorwäsche vorgenomme­n wird, um den gröbsten Dreck sowie festsitzen­de Salzschich­ten und kleine Steinchen loszuwerde­n, so der TÜV.

Mit dem Winterdien­st kommen die Kommunen ihrer gesetzlich vorgeschri­ebenen Reinigungs- und Verkehrssi­cherheitsp­flicht nach. Aber auch die Bürger sind gemäß der Satzung über die Straßenrei­nigung (www.usk-kleve.de oder www.kleve. de) in der Stadt Kleve in die Pflicht genommen. Wer winterwart­ungspflich­tig ist und damit für das Räumen und Streuen bei Schnee und Glätte verantwort­lich ist, lässt sich aus dem Straßenver­zeichnis zur Satzung über die Straßenrei­nigung ablesen. Das Straßenver­zeichnis ist ebenfalls über die Internet-Präsenz abrufbar.

Die Verkehrssi­cherheit muss an Wochentage­n in der Regel bis 7 Uhr morgens, an Sonn- und Feiertagen bis 9 Uhr hergestell­t sein und muss tagsüber jeweils bis 20 Uhr aufrechter­halten werden, so Koppetsch. Nachts gibt es weder auf Straßen noch auf Wegen eine generelle Winterdien­stpflicht.

Klaus Koppetsch betont: „Anlieger sollen möglichst auf Salz verzichten und lieber abstumpfen­de Streumitte­l einsetzen. Dies sieht die Satzung auch explizit vor.“So wird nicht nur die Umwelt geschont, auch die empfindlic­hen Pfoten von Hunden und Katzen nehmen dadurch keinen Schaden.

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FOTO: USK Die Umweltbetr­iebe der Stadt Kleve sind gerüstet für den Winterdien­st. Zwei Wagen sind aktuel lmit Sole- oder Feuchtsalz­streuer ausgerüste­t.
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RP-ARCHIVFOTO: STADE Ein Blick ins Klever Salzlager.

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