Rheinische Post Kleve

Werner van Briel feiert seinen 80. Geburtstag

Uedems früherer Bürgermeis­ter wollte nie Uedemer werden. Aber der Beruf hat es so gewollt, und inzwischen ist er es ganz und gar – Uedemer.

- VON ANJA SETTNIK

UEDEM Der Mann mit dem weißen Haarkranz über dem freundlich­en Gesicht sieht heute nicht anders aus als vor 20 Jahren. Er sieht eben aus wie Werner van Briel, der langjährig­e Bürgermeis­ter, der Grundschul­rektor, der Kuratorium­svorsitzen­de der Aktion Humanität.

Nicht nur in Uedem kennt ihn jeder, und das seit vielen Jahrzehnte­n. Am Dienstag feiert er seinen 80. Geburtstag, und zwar wie sich das gehört – mit Familie, Freunden und vielen Wegbegleit­ern. „Eigentlich wollte ich nicht, aber die Kinder haben gesagt: ,Wann denn sonst? Natürlich musst Du Deinen 80. Feiern.‘“Zu erzählen gibt es bei diesem Anlass bestimmt genug, denn van Briel ist nach wie vor ein sehr aktiver Mensch. Wenn er auch etwas häuslicher geworden ist. „Mein Mann hat nämlich die Küche komplett übernommen“, erzählt Ehefrau Marlen. Sie ist selbst in vielen wohltätige­n Belangen unterwegs und hatte nichts dagegen, als der Pensionär irgendwann mit mehr Interesse als früher in Töpfe und Pfannen schaute. „Ich mach‘ alles: Einkaufen, Kochen, zur Not auch Aufräumen“, erzählt er. Und er vergisst nie Salat oder Gemüse, denn man möchte ja gesund bleiben. Schließlic­h haben van Briels noch so einiges vor im Leben. Nicht zuletzt möchte das Ehepaar noch schöne Reisen unternehme­n. „Nicht mehr so weit wie früher und nicht so lange. Wir haben jetzt an Städtereis­en viel Freude“, erzählt Marlen van Briel. Ihr Mann ist 15 Mal in Benin gewesen, jenem afrikanisc­hen Land, in dem sich die Aktion Humanität, deren Vorsitzend­er der Uedemer ist, so stark engagiert. „Inzwischen muss ich da nicht mehr selbst hin, es gibt ja Internet, über das wir engen Kontakt zu den Mitarbeite­rn vor Ort halten“, berichtet er. Elke Kleuren-Schryvers, die die Hilfsorgan­isation mit ihrem schon 1993 verstorben­en Ehemann gegründet hatte, ist bis heute die Vorsitzend­e und steht in ständigem Austausch mit den van Briels. Die ja auch über ihren Neffen Klaus van Briel, der als Entwicklun­gshelfer lange Jahre in Benin lebte („Pro Dogbo“), immer nahe dran an den Projekten in Afrika waren. Sein Vater Walter van Briel wiederum kommt regelmäßig zum Essen vorbei, „das ist dann immer sehr lustig“, versichert Marlen van Briel.

Kleve damals zu verlassen sei keine leichte Entscheidu­ng gewesen. „Ich habe am Freiherr von Stein Abitur gemacht, in Freiburg und Köln studiert und wollte nun Lehrer werden. Walter übrigens auch. Der Schulrat hatte eine Stelle in Kalkar und eine in Uedem – mich schickte er nach Uedem.“Keine schlechte Entscheidu­ng denn die Volksschul­e, die später zur Grundschul­e wurde, blieb bis 1996 seine berufliche Heimat. Lehrer, Konrektor, Rektor – bis seine zweite Leidenscha­ft, die Politik, den Kurswechse­l brachte. „Ich war für die CDU, der ich seit 1966 angehörte, schon 1979 ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter geworden. 15 Jahre Erfahrung hatte ich also schon, als die Doppelspit­ze abgeschaff­t und ich zum hauptamtli­chen Bürgermeis­ter gewählt wurde.“Er quittierte den Schuldiens­t und zog ins Rathaus ein.

Bis 2006 war Werner van Briel der Chef und baute zum Nachfolger Rainer Weber auf (obwohl der kein CDU-Mann war). Bis heute pflegten beide einen regen Austausch; „aber ins Rathaus geh‘ ich nicht mehr, das darf man nicht machen, wenn man einmal raus ist.“

Werner van Briel denkt gerne an seine aktive Zeit zurück, hat mit seinem Rat unter anderem dafür gesorgt, dass die Schulen erweitert werden konnten. „Hätte mir damals jemand gesagt, dass die Grundschul­e heute nur noch halb so viele Schüler hat wie zu ihren besten Zeiten und dass es die Hauptschul­e gar nicht mehr gibt – ich hätte es nicht geglaubt.“Uedem habe sehr dafür gekämpft, dass die Gesamtschu­le Mittelkrei­s, die in der Schusterge­meinde an den Start ging, dort hätte bleiben dürfen. „Aber wir liegen anders als Goch nicht an der Bahnstreck­e, da hatten wir keine Chance.“

Die Grundschul­e ist übrigens auch „schuld“an einem Hobby, dem van Briel lange treu blieb. „Unser Hausmeiste­r hat mich damals überredet, Trompete spielen zu lernen. Er hat es mir nach der Schule im Konferenzz­immer beigebrach­t.“40 Jahre lang begleitete der Pädagoge mit Trompete und Tenorhorn den Musikverei­n (dessen Vorsitzend­er er auch einige Jahre war), aber inzwischen hat er sich davon zurückgezo­gen. Lange Strecken mit dem Auto fahren tut er nicht mehr gerne, und das war nötig, wenn zum Beispiel beim Neusser Schützenfe­st mitgezogen wurde.

Drei Kinder, die in Rheinberg, Bad Homburg und in der Nähe von Limburg wohnen, werden mit dem Vater feiern, fünf Enkelkinde­r sind immer gern gesehene Gäste. Die Schaukel, die noch im Garten an der Kervenheim­er Straße hängt, benutzt keines von ihnen mehr. „Aber sie ist eine schöne Erinnerung, deshalb lassen wir sie hängen“, sagt der Opa. Ab und zu, wenn die Gartenarbe­it gemacht sei, setze er sich auch selbst noch mal darauf.

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RP-FOTO: KLAUS-DIETER STADE

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