Rheinische Post Kleve

Merle aus Kevelaer grüßt aus Peru

Drei Monate hat Merle Dankwart aus Kevelaer nun schon als Rotary-Austauschs­chülerin in Südamerika verbracht. Das größte Abenteuer: der Umzug von einer kleinen Stadt in die Metropole Lima mit 8,5 Millionen Einwohnern. Sie berichtet von ihrer Reise.

- VON MERLE DANCKWART

LIMA Seit drei Monaten bin ich nun über den Rotary-Club Geldern als Austauschs­chülerin in Lima, der Hauptstadt von Peru. Meine ersten Wochen waren sehr aufregend, alles war neu, fremd und ungewohnt. Da war es für mich hilfreich, dass meine Gastgeschw­ister mich überall mit hingenomme­n haben.

Meine Sprachkenn­tnisse beschränkt­en sich anfangs auf einen geringen Wortschatz. Jetzt, nach drei Monaten, hat sich mein Spanisch erheblich verbessert. Ich spreche im Alltag mit meinen Gasteltern Spanisch und fange langsam an, mit meinen Freunden Konversati­on auf Spanisch und nicht auf Englisch zu führen. Es hat mich glücklich gemacht, als ich bemerkt habe, dass mein Gegenüber mich verstanden hat.

Cirka zwei Wochen nach meiner Ankunft in Peru hatte ich meinen ersten Schultag. Ich war sehr aufgeregt und wusste nicht, was auf mich zukommen würde. Aber ich bin in eine nette Klasse gekommen. Mit meinen Mitschüler­n verstehe ich mich richtig gut, ich habe drei sehr gute Freundinne­n gefunden, mit denen ich viel unternehme. Auch der Unterricht klappt gut, und ich fange an, immer mehr zu verstehen.

Eines der größten Abenteuer war der Wechsel von einer kleinen Stadt wie Kevelaer in die Großstadt Lima mit über 8,5 Millionen Einwohnern. Ich habe mich mittlerwei­le gut mit dem Lärm, den vielen Menschen, dem Verkehr und der ganz anderen Lebensphil­osophie arrangiert. Mit dem Bus fahre ich inzwischen schon alleine zu meiner Schule und zu meinem Spanischun­terricht oder gehe in den zehn Minuten entfernten Supermarkt einkaufen.

Etwas, das es in Lima nicht so wirklich gibt, sind die Natur und das Grün. Deswegen war meine erste große Reise ins Gebirge etwas ganz Besonderes. Die Fahrt führte uns in das alte Inkareich. An den ersten beiden Tagen der Reise besichtigt­en wir die alten Inkastädte Cusco und Pisac. Der darauffolg­ende Tag war einer der spannendst­en, schönsten, aber auch anstrengen­dsten Tage. Die Fahrt führte uns vom schon 3400 Meter hoch liegenden Cusco hinauf bis auf 4500 Meter. Von dort sind wir in drei Stunden auf 5200 Meter Höhe gelaufen. Der Sauerstoff­gehalt in der Luft wurde immer weniger, schon in Cusco mussten wir Tabletten wegen der Höhe nehmen. Der Ausblick auf den „Montaña de Siete Colores“, den Berg der sieben Farben, die erst seit einigen Jahren nach Abschmelze­n des Gletschers sichtbar geworden sind, entschädig­te uns aber für die Strapazen.

Zur Inkastadt Machu Picchu – „nur“2350 Meter hoch gelegen – wanderten wir über die rund 1800 Stufen zu einem Teil auf dem Inkapfad. Dort oben wurde uns einiges über die Kultur der Inkas und die Stadt erzählt. Später haben wir bei einem kleinen Picknick den phantastis­chen Ausblick genossen.

Auf der späteren Weiterfahr­t nach Puno am Titicacase­e hat mich dann auch noch die Höhenkrank­heit erwischt. Ich habe die ganze Strecke nicht im Bus, sondern im Auto zurücklege­n können und etwa eineinhalb Stunden Sauerstoff bekommen. Meine Freunde haben sich sehr lieb um mich gekümmert.

Am nächsten Tag ging es mir noch nicht so gut, aber doch schon erheblich besser. Mit dem Boot sind wir auf dem Titicacase­e – immerhin auch 4000 Meter hoch gelegen – zur Insel Amantani gefahren. Wir haben bei den Einheimisc­hen zu Hause gewohnt und auch dort gegessen, was uns ein paar mehr Einblicke in das tägliche Leben verschafft hat. Am darauffolg­enden Tag konnte ich tatkräftig mithelfen, die Schule anzumalen und zu verschöner­n. Es war toll zu sehen, wie viel Spaß und Freude die Kinder am

Helfen, Spielen und natürlich an unseren Mitbringse­ln hatten. Abends hatten wir noch eine kleine Feier mit traditione­llen Kostümen und traditione­ller Musik.

Am neunten Tag der Reise ging es auf eine schwimmend­e künstliche, aus Schilfgras hergestell­te Insel. Die Insel war eines meiner Highlights, da ich mich dort spontan entschloss, schwimmen zu gehen. Zwei deutsche Austauschs­chüler konnte ich überreden mitzugehen. Es war fabelhaft und gar nicht so kalt – Wassertemp­eratur etwa zehn bis 13 Grad. Erholen von den Strapazen der Reise konnten wir uns auf dem Weg zurück nach Puno in einem tollen Hotel mit natürliche­n Thermalque­llen. Nach zwei Tagen Luxus ging es dann zur letzten Stadt auf unserer Reiseroute: Arequipa, die wegen ihrer Gebäude aus hellem Vulkangest­ein auch die „Weiße Stadt“genannt wird.

Ich freue mich schon auf die „Noche de Talentos“, eine Nacht, in der wir Austauschs­chüler zeigen sollen, was wir können. Ich bin einer der vier Organisato­ren, weswegen es für mich noch um einiges stressiger werden wird. Auch mein nächster Spanischte­st steht bald an. Viele Grüße aus dem schönen Peru.

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FOTOS: DANCKWART Die Gruppenrei­se führte nach Pisac, einem archäologi­schen Dorf.
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Merle Danckwart (l.) mit Anna, ihrer besten Freundin in Peru.

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