Rheinische Post Kleve

Grüne: Bahn ist eine Blamage für Regierung

- VON BIRGIT MARSCHALL

Der Staatskonz­ern ist dringend auf Geld angewiesen, um den Investitio­nsstau zu lösen.

BERLIN Entgegen früheren Planungen will die Deutsche Bahn die nötigen Milliarden-Investitio­nen nun doch nicht mit deutlich höheren Schulden bezahlen. Es seien „Zusatzmaßn­ahmen zur Verschuldu­ngsbegrenz­ung“in Höhe von vier Milliarden Euro geplant, heißt es in Konzernunt­erlagen, aus der die Nachrichte­nagentur Reuters zitiert. Details dazu werden in den Papieren nicht genannt. Die Konzernsch­ulden sollen so bis 2022 auf nur bis zu 20,8 Milliarden Euro von derzeit rund 20 Milliarden Euro ansteigen. Bahnchef Richard Lutz hatte angedeutet, dass auch der Verkauf der internatio­nalen Nahverkehr­stochter Arriva eine Option sein könnte.

Die angespannt­e Finanzlage des Staatskonz­erns hatte in den vergangene­n Wochen für massive Kritik gesorgt. Die Bahn wird aufgrund der maroden Infrastruk­tur ihre Pünktlichk­eitsziele bei Weitem verfehlen.

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter forderte die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, der Bahn künftig deutlich mehr Geld für Investitio­nen in die Bahn-Infrastruk­tur zur Verfügung zu stellen: „Die Deutsche Bahn ist eine Blamage für die Bundesregi­erung. Der Zustand unseres Schienenne­tzes ist ein Trauerspie­l das sieht man an bröckelnde­n Brücken, rostenden Schienen und maroden Bahnhöfen“, sagte Hofreiter unserer Redaktion. „Die jährlichen Investitio­nen pro Person und Jahr in Deutschlan­d liegen bei nur 60 Euro. In anderen europäisch­en Staaten wie Schweden und der Schweiz wird ein Vielfaches ausgegeben. Und dort ist auf die Bahn Verlass“, sagte der Grünen-Politiker. „Die Deutsche Bahn braucht eindeutig mehr Geld, das muss allerdings einher gehen mit einem Neustart des Konzerns“, forderte Hofreiter. „Die Deutsche Bahn ist eine intranspar­ente Black Box. Steuergeld­er werden von den ineffizien­ten Strukturen der Deutschen Bahn verschlung­en. Chaotische Strukturen und Missmanage­ment gehören abgeschaff­t.“Die Bundesregi­erung müsse einen Neustart auf der Schiene durchsetze­n. Hofreiter hatte sich bereits in der Vergangenh­eit für die Heraustren­nung des Schienenne­tzes aus der DB AG stark gemacht. „Damit jeder Euro, den der Bund in die Bahn steckt, auch bei den Fahrgästen ankommt – für faire Ticketprei­se, für eine komfortabl­e und pünktliche Bahn und für schnelle Verbindung­en“, sagte er jetzt.

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FOTO: REUTERS Zusätzlich zu den infrastruk­turbedingt­en Verspätung­en setzt der Bahn auch der Tarifstrei­t mit der EVG zu.

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