Rheinische Post Kleve

Bischof stellt Bedburg-Haus Pfarrer frei

Gegen den ehemaligen Leitenden Pfarrer der katholisch­en Großgemein­de Heiliger Johannes der Täufer wurde ein strafrecht­liches Verfahren eingeleite­t. Die Leitung der Gemeinde übernimmt ab jetzt Theo Kröll.

- VON JULIA LÖRCKS UND PETER JANSSEN

BEDBURG-HAU „Da ein strafrecht­liches Verfahren eingeleite­t wurde, darf ich den Fall nicht kommentier­en.“Das waren die ersten Worte, die Pfarrer Theo Kröll am Dienstagmo­rgen auf Anfrage unserer Redaktion sagte. An diesem Tag wurde bekannt, dass der Bischof von Münster, Felix Genn, den Leitenden Pfarrer der Pfarrei Heiliger Johannes der Täufer in Bedburg-Hau mit sofortiger Wirkung und bis auf Weiteres vom priesterli­chen Dienst freigestel­lt hat. Kröll erklärt: „Das heißt, er ist nicht mehr in der Pfarrei tätig.“Christian Breuer von der Bischöflic­hen Pressestel­le wird etwas konkreter: „Der nun freigestel­lte Pfarrer wird Bedburg-Hau unmittelba­r verlassen und darf bis auf Weiteres sein priesterli­ches Amt in der Öffentlich­keit nicht mehr ausüben, also zum Beispiel keine Gottesdien­ste feiern oderSakram­ente spenden.“

Die Gemeindemi­tglieder selbst, allen voran Kirchenvor­stand und Pfarreirat, wurden am Montagaben­d darüber informiert. Weitere Gruppen und Verbände innerhalb der fusioniert­en Großgemein­de wurden am Dienstag über den Fall in Kenntnis gesetzt. In einem Brief (liegt der Redaktion vor) heißt es: „Die Nachricht hat uns alle sehr überrollt und wird für viel Unruhe sorgen. Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich nicht um einen Missbrauch Minderjähr­iger handelt.“Absender ist Kröll, der sich zuvor um die Kinder- und Jugendarbe­it in der Gemeinde gekümmert hat. Bis ein neuer Pfarrer ernannt wird, wird er die komplette Pfarrverwa­ltung übernehmen. Er schreibt: „Als Gemeinde sind wir nun sehr stark gefordert und vertrauen auf unseren bisherigen guten Zusammenha­lt.“Kröll ist jetzt, nach der Freistellu­ng des 50-Jährigen, mit zwei weiteren Pastoren sowie einem Pfarrer im Ruhestand und der Pastoralre­ferentin für die Seelsorge in Bedburg-Hau verantwort­lich.

Auch die Pressestel­le des Bistums betont, dass sie zu dem laufenden Verfahren nichts Konkretes bekannt geben darf. Ein Sprecher der Diözese erklärte jedoch, dass die Staatsanwa­ltschaft Kleve vom Bistum informiert und eingeschal­tet sei.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll es sich um einen ähnlichen Fall handeln, wie er Anfang des Jahres in Materborn bekannt wurde. Allerdings handelt es sich in Bedburg-Hau nicht um einen Minderjähr­igen. Der Klever Priester Christoph Grosch hatte hingegen fast zwei Jahre lang Whatsapp-Nachrichte­n mit einem damals 15-Jährigen ausgetausc­ht. Der Junge hatte sich stark in der Gemeindear­beit engagiert. Auch über die Beziehung zu einer Frau schrieb der Geistliche dem Jugendlich­en. Das Bistum Münster stufte die Vorfälle

damals als „unangemess­enes Kommunikat­ionsverhal­ten“ein. Der Geistliche wurde sofort von seinen Aufgaben in der Pfarrgemei­nde „Zur Heiligen Familie“entpflicht­et. Das Bistum erklärte damals, dass nichts strafrecht­lich Relevantes geschriebe­n worden sei und es sich bei den Kontakten nicht um sexuelle Belästigun­g handelt.

Der ehemalige Geistliche hatte nach der Entpflicht­ung in seinem Namen einen Brief in den Gottesdien­sten verlesen lassen, in dem er unter anderem auch mitteilen ließ, dass er eine Auszeit brauche, um sich einiger Dinge klar zu werden. „Nach Kleve werde ich nicht mehr als Pfarrer zurückkehr­en“, hieß es in seiner Mitteilung. Er wollte die Gemeinde zügig verlassen. Dennoch blieb er monatelang im Pfarrhaus wohnen, bevor er wegzog. Diese Situation empfanden auch das Bistum als unbefriedi­gend. Mittlerwei­le wohnt Grosch in der Nachbargem­einde.

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RP-FOTO: VAN OFFERN Die Antonius-Kirche in Hau ist eine der Filialkirc­hen, die zur Kirchengem­einde Heiliger Johannes der Täufer gehört.

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