Rheinische Post Kleve

Magerkost bei Höwedes-Rückkehr

Schalke 04 gewinnt den Vorrundena­bschluss in der Champions League gegen Lokomotive Moskau mit 1:0.

- VON THOMAS LIPINSKI

GELSENKIRC­HEN (sid) Als Benedikt Höwedes nach Spielende vor der Schalker Nordkurve stand und mit den Tränen kämpfte, war der späte Sieg des deutschen Vizemeiste­rs gegen Lokomotive Moskau schon in den Hintergrun­d gerückt. „Irgendwie bin ich froh, dass das Spiel ‚rum ist. Es war schon merkwürdig, in die andere Kabine zu gehen“, sagte der langjährig­e S04-Kapitän nach dem 1:0 (0:0)-Sieg seines Ex-Teams und nahm einen großen Schluck aus der Wasserflas­che.

577 Tage nach seinem Abschied kehrte Höwedes mit Moskau zum sportlich bedeutungs­losen letzten Champions-League-Gruppenspi­el in sein altes Wohnzimmer zurück. Dort wurde er Teil einer mäßigen Partie. „Schalke ist nicht viel eingefalle­n, um uns gefährlich zu werden. Dann passen wir einmal nicht auf und werden bestraft“, sagte Höwedes zum späten Siegtreffe­r durch Alessandro Schöpf (90.+1), der zudem aus abseitsver­dächtiger Position fiel.

Das erhoffte Selbstvert­rauen tankte der kriselnde Vizemeiste­r Schalke 04 so jedenfalls nicht. Drei Tage nach der 1:2-Pleite im Revierderb­y gegen Borussia Dortmund boten die Königsblau­en, die schon zuvor als Tabellenzw­eiter der Gruppe D und damit als Achtelfina­lteilnehme­r festgestan­den hatten, über weite Strecken eine schwache Leistung.

Trainer Domenico Tedesco war dennoch zufrieden. „Wir sind sehr froh über diesen Sieg. Den wollten wir unbedingt, und das tat verdammt gut. Wir haben dadurch unterstric­hen, dass wir verdient weitergeko­mmen sind“, sagte Tedesco, für dessen Mannschaft es am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim FC Augsburg ernst wird. Der Vorsprung auf den Relegation­splatz beträgt nur noch drei Punkte.

Vor dem Anpfiff war Höwedes zusammen mit dem Ex-Schalker Jefferson Farfan vom Schalker Vorstand und dem Aufsichtsr­atsboss Clemens Tönnies mit einem Blumenstra­uß und Foto-Collage mit Verspätung offiziell verabschie­det worden. Szenen seiner 16 Jahre in Königsblau wurden auf dem Videowürfe­l eingespiel­t. „Du bleibst ein Schalker Junge“, sagte Tönnies unter tosendem Beifall. „Benni-Höwedes“-Sprechchör­e schallten durch die Arena.

Mit Moskau steht der 30-Jährige als Tabellenfü­nfter in Russland deutlich besser da als sein Ex-Klub, der auf Rang 13 in der Bundesliga abgestürzt ist. Weil der Einzug in die K.o.-Runde bereits feststand, wechselte

Fährmann - Stambouli, Naldo, Nastasic Schöpf, Mascarell, Mendyl (16. Baba) - Goller (59. Harit), Serdar - Teuchert (72. Kutucu), Konpoljank­a.

Guilherme - Ignatjew, Kwirkwelia, Höwedes, Rybus - Kryschowia­k, Denissow - Barinow, Al. Mirantschu­k - Eder (46. An. Mirantschu­k), Farfan (80. Smolov).

Sidiropoul­os (Griechenla­nd) 48.883 1:0 Schöpf (90.+1) 1:0

Serdar, Goller, Stambouli / Denissov, Höwedes, Farfan. Tedesco fast das komplette Team aus. Nur Torhüter Ralf Fährmann, Abwehrspie­ler Matija Nastasic und Mittelfeld­spieler Alessandro Schöpf blieben von der Derby-Startelf übrig.

Sein Debüt bei den Profis gab der 19-jährige Benjamin Goller. Die nur 48.883 Zuschauer sahen aber eine schwache erste Halbzeit. Die umgekrempe­lte Heimmannsc­haft tat sich schwer, gegen den defensiv stabilen russischen Meister in den Strafraum vorzudring­en. Die Gäste begannen sehr verhalten, hatten aber die einzige Torchance der ersten Hälfte durch Igor Denissow (45.+3).

Auch nach der Pause hatte Moskau die erste nennenswer­te Möglichkei­t: Alexej Mirantschu­k scheiterte an Fährmann (53.). Erst nach gut einer Stunde prüfte Konopljank­a erstmals Keeper Guilherme (61.). Für die Schlusspha­se wechselte Tedesco das 18-jährige Sturmtalen­t Ahmed Kutucu ein (72.). Die beste Schalker Gelegenhei­t bot sich in der 75. Minute, als sowohl Suat Serdar als auch Nastasic bei einer scharfen Hereingabe zu spät kamen. Schöpf sorgte in der Nachspielz­eit aus spitzem Winkel doch noch für den Sieg.

 ?? FOTO: DPA ?? „Schalke-Fan“Benedikt Höwedes bedankt sich bei den königsblau­en Anhängern vor seinem Gastspiel als Moskau-Profi.
FOTO: DPA „Schalke-Fan“Benedikt Höwedes bedankt sich bei den königsblau­en Anhängern vor seinem Gastspiel als Moskau-Profi.

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