Rheinische Post Kleve

CDU gewinnt in Kalkar Kräftemess­en mit Bürgermeis­terin

- VON ANJA SETTNIK

KALKAR Es war eine E-Mail, die den Ratsmitgli­edern gegen den Strich ging: Kurzfristi­g hatte Bürgermeis­terin Britta Schulz den Kollegen mitgeteilt, dass sie vorhabe, die Ratssitzun­gen in Zukunft um 17 Uhr beginnen zu lassen. Bisher geht’s um 18 Uhr los – ziemlich spät, findet Britta Schulz. Schließlic­h müssen einige Verwaltung­smitarbeit­er, die ohnehin Überstunde­n vor sich her schieben, wegen der Sitzungen, die ihre Anwesenhei­t erfordern, noch ein paar Stunden länger bleiben. Bestimmt wüssten es auch Gäste zu schätzen, wenn es am Abend nicht ganz so spät würde.

Doch Zustimmung erhielt die Bürgermeis­terin so gut wie keine: Gerade mal zwei Ratsmitgli­eder unterstütz­ten sie in ihrem Plan. Es waren CDU-Mitglieder, die sich an die Spitze der Ablehner stellten. Ansgar Boßmann, der Fraktionsv­orsitzende, sagte deutlich, man hätte erwartet, dass eine solche Änderung vorher mit den Ratskolleg­en oder zumindest den Fraktionss­pitzen besprochen worden wäre. Denn ob angestellt­e Pendler oder Selbststän­dige: Für viele Berufstäti­ge sei es geradezu unmöglich, bereits um 17 Uhr einem Ehrenamt nachzugehe­n. Boris Gulans (FDP) Einwand, beim Kreis oder in der Stadt Kleve sei das doch auch möglich, überzeugte nur wenige. Carsten Nass nannte es einen „unsagbaren Zustand“, den Rat bei einer so wichtigen Änderung zu übergehen, sein Fraktionsk­ollege Wilhelm Wolters kündigte an, dann würden künftig wohl viele Kommunalpo­litiker regelmäßig zu spät kommen müssen.

Schulz bemühte die Gemeindeor­dnung, deren Paragraph 47 regelt, dass der Bürgermeis­ter die Sitzungen einberufe und dass damit auch Zeit und Ort bestimmt werden dürften. Ob das nun rechtlich eindeutig oder doch ein wenig unklar ist: So mit den Kollegen umzugehen sei „eine traurige Entwicklun­g“(Boßmann). Da dazu auch die SPD zustimmend auf den Tisch klopfte und selbst Forums-Fraktionsm­itglied Dietmar Klein sich auf die Seite des politische­n Gegners stellte, wagte er einen Antrag zur Geschäftso­rdnung. Bevor es aber allzu förmlich wurde, sprang ihm Willibald Kunisch zur Seite, denn Boßmann habe ja schon über den Punkt debattiert und dürfte deshalb eigentlich keinen Geschäftso­rdnungs-Antrag stellen, so der Grüne. Die Bürgermeis­terin kam nicht umhin, abstimmen zu lassen – mit dem Ergebnis, dass die Sitzungen auch künftig erst um 18 Uhr beginnen sollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany