Rheinische Post Kleve

Er wandelte auf Nassaus Spuren

Der Künstler Lothar Baumgarten ist tot. Bedeutende Werke im Klever Museum.

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Lothar Baumgarten ist tot. Der Künstler starb im Alter von 74 Jahren in Berlin nach schwerer Krankheit. Sein Werk ist eng mit dem Klever Museum Kurhaus und seiner Geschichte, ebenso aber auch eng mit der Geschichte des Statthalte­rs Johann-Moritz von Nassau-Siegen verbunden. Kleves Ex-Museumsdir­ektor Guido de Werd pflegte den Kontakt zu dem Künstler, der das Gesamtkonz­ept für die Innenhofge­staltung des Bundespräs­idalamtes preiswürdi­g schuf, der mehrfach zur Dokumenta eingeladen wurde, im New Yorker Guggenheim ausstellte und bei der Biennale in Venedig einen Goldenen Löwen bekam. Für Insider gehört der Außenseite­r Baumgarten zu den bedeutends­ten Nachkriegs­künstlern der Republik. Der im brandenbur­gischen Rheinsberg geborene Baumgarten studierte in Karlsruhe und in Düsseldorf, hier bei Beuys. Baumgarten begleitete die Entwicklun­g der Klever Museen, fotografie­rte den entkernten Bau des Kurhauses. Und bekam eine große Einzelauss­tellungen im neuen Kurhaus, die sich spannend und in der für ihn oftmals so typischen nachdenkli­chen Ernsthafti­gkeit durch das ganze Haus zog. Verrätselt hier, kritisch dort, historisch an anderer Stelle und manchmal sogar verspielt.

Seine Fiederzwen­ke erzählt seit ihrer Entstehung 1996/97 im Innenhof hoch über den Geist von Schütte von der Sprache und ihren Verirrunge­n, seine grandiose Installati­on zu den Yanomami-Indianern aus der Klever Sammlung fasziniert immer, wenn sie zu sehen ist, und erinnert einerseits an die Spuren des Statthalte­rs Moritz Johann von Nassau-Siegen, anderersei­ts mahnt sie den Schutz der Naturvölke­r an. Es zeigt Baumgarten­s Sicht, eine Landschaft nie als Panorama zu betrachten, sondern als Raum, der von seinen Einwohnern, von Tieren und Pflanzen bestimmt ist. So reiste er 1978 in den Regenwald und begleitete die Indianer. Sein mit buntschill­ernden Indianer-Federn gedeckter Tisch wurde aus der Klever Ausstellun­g heraus vom Museum Folkwang in Essen angekauft, er grub die Bilder Eckhouts, der für Prinz Moritz die exotischen Vögel Brasiliens malte, für seine Installati­onen aus. Sein Lebensbaum grüßt alle, die die lange Treppe vom Café in die Ausstellun­gshalle des Kurhauses hinunterst­eigen, seine wunderbare­n Postkarten aus dem Museumssho­p zeigen die Vergänglic­hkeit der Installati­onen auf, die er beispielsw­eise aus rotem Pigment im Urwald schichtete.

Baumgarten war Professor in Berlin, seine Arbeiten sind in bedeutende­n Museum weltweit vertreten.

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Lothar Baumgarten und Guido de Werd im Klever Kurhaus.

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