Faktor Mensch im Profi-Fußball
Zunächst zum emotionalsten Moment des Spieltags. Der VfB Stuttgart hat drei wichtige Punkte gewonnen. Vielleicht Zähler, die in der Endabrechnung um den Klassenerhalt entscheidend sein können. Und da steht ein junger Sportler, der sich darüber freut, der versucht einzuordnen. Der wenige Augenblicke später erfährt, dass sein Vater nur wenige Meter weiter um sein Leben ringt – und diesen Kampf kurz darauf verlieren wird. Christian Gentner gilt tiefes Mitgefühl, und die Liga hat das auch in großer Mehrheit bekundet: in den Farben getrennt, in der Sache vereint.
In dem so tief traurigen Moment würde man sich viel mehr Menschlichkeit in der Branche wünschen, die zu einem gigantischen Wirtschaftszweig mutiert ist. Aber auch von der Kundschaft, die früher mal Fans genannt wurden. Alle Beteiligten vergessen viel zu oft, dass sie sich zuvorderst als Menschen gegenüberstehen. Kritik schlägt zu oft in Hass um, einerseits. Anderseits ist nur wenig Bemühen erkennbar, die Gedanken des Gegenüber hören zu wollen.
Fußball lebt hierzulande noch immer vor allem von den Emotionen. Und es gibt viele gute Gründe, das als ein hohes Gut zu bewahren. Es ist aber mindestens so erstrebenswert, nicht nur wegen der Adventszeit, dass alle Seiten abrüsten. In der Sprache, in ihrem Auftreten, in ihrem Handeln, in ihrem Fordern. Dass der Faktor Mensch deutlich mehr in den Vordergrund gerückt wird – mit all seinen Stärken, aber auch mit all seinen Schwächen, wie durch den immer noch mitunter recht schwammigen Einsatz des Videoassistenten deutlich wird. Manchmal täte etwas mehr Gelassenheit gut. Weil Fußball eben viel, aber Gottseidank nicht alles ist.