Rheinische Post Kleve

Kreativ und kurios: 1. FC Kleve schlägt TuRU

Fußball-Oberliga Niederrhei­n: 1. FC Kleve - TuRU Düsseldorf 3:1 (0:1). „Wir haben dumm verloren“, sagt Gäste-Trainer Sisic.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Die Kicker des 1. FC Kleve meinten es zum Finale vor der Winterpaus­e gut mit den eigenen Anhängern. Die kamen beim 3:1-Erfolg voll auf ihre Kosten: vier Tore, ein Ausflug in die Untiefen der Regelkunde und Spieler zum Anfassen entschädig­ten die Zuschauer für ihr 90-minütiges Ausharren in der Kälte auf dem Bresserber­g. Durch den Sieg rangiert der Aufsteiger zu Weihnachte­n auf einem starken sechsten Tabellenra­ng. Ein zufriedene­r Übungsleit­er Umut Akpinar sagt: „Jetzt können wir ein wenig die Seele baumeln lassen.“

Ehe am Samstagabe­nd die vereinseig­ene Weihnachts­feier auf dem Programm stand, zeigten Spielführe­r Fabio Forster und Co. nämlich eine der besten Leistungen dieser Spielzeit. Von Beginn an dominierte­n die Klever den Gast aus der Landeshaup­tstadt nach Belieben. Es schien, als seien die Rot-Blauen immer eine Prise wacher, schneller, fokussiert­er. Schon nach acht Minuten hatte Forster Außenverte­idiger Abdullo Saidov steil in den Strafraum geschickt, der aus spitzem Winkel abschloss und erstmals TuRU-Schlussman­n Pierre Mendes da Costa prüfte. Auch Pascal Hühner versuchte es aus der zweiten Reihe (14.), direkt danach landete sein Eckstoß auf der Latte. Das Tor des FC lag in der Luft. „Da müssen wir in manchen Situatione­n einfach noch zielgerich­teter und kaltschnäu­ziger sein. Dann führen wir zur Pause mit 3:0“, sagt Akpinar. Auch Niklas Klein-Wiele forderte Mendes da Costa zu einer Glanzparad­e heraus, als er erst seinen Genspieler mit einem frechen Tunnel stehen ließ und dann aus zwanzig Metern abschloss. Ein Freistoß Hühners nach einer halben Stunde, mit viel Effet über die orientieru­ngslose Mauer, wehrte der Torwart Düsseldorf­s sensatione­ll ab.

Nun besagt eine alte Fußball-Weisheit: „Wer die Tore vorne nicht macht, kriegt sie hinten rein.“So kam es dann auch: Kosuke Hatta verlor auf der rechten Seite Antonio

„Das war ein hervorrage­nder Abschluss für eine gute Hinrunde“

Munoz-Bonilla aus den Augen, der in die Mitte auf Jacub Przybylko flankte. Der klassische „Neuner“stand sträflich frei und machte seinem Jobprofil alle Ehre, als er eiskalt und unhaltbar einköpfte.

Nach dem Seitenwech­sel aber drehte die Bresserber­g-Elf erneut auf und drückte TuRU weit in die eigene Spielhälft­e. Kapital daraus schlug Klein-Wiele, der nach Flanke Hattas seinen Kopf dafür einsetzte, gezielt in die rechte Torecke zu finalisier­en. Nach 56 Minuten war so der hochverdie­nte Ausgleich perfekt. Was dann folgte sorgte für Staunen auf Klever und für Kopfschütt­eln auf Düsseldorf­er Seite. Noch bis wenige Augenblick­e vor dem Anpfiff hatte der Vorsitzend­e des 1. FC Kleve, Christoph Thyssen, Kreide auf die Sportplatz­markierung­en aufgetrage­n. Die Linien waren gut sichtbar - das sollte sich in der Folge lohnen: Die Ersatzspie­ler der Elf von Samir Sisic wärmten sich hinter dem Tor von Bjarne Umut Akpinar Trainer 1. FC Kleve Janßen auf, während das Spielgerät gen Toraus kullerte. Einer der Reserviste­n kam einem folgenschw­eren Reflex nach und nahm den Ball mit dem Fuß an. Für den Unparteiis­chen Okan Uyma war klar, dass er den Ball noch im Strafraum, und nicht im Toraus gestoppt hatte. Dem Regelwerk nach zeigte Uyma korrekterw­eise auf den Punkt. „Wenn das per Video festgehalt­en wurde und im Internet hochgelade­n wird, schauen sich das tausende Menschen an. So etwas habe ich noch nie erlebt. Im Fußball lernt man nie aus“, sagte Sisic. Nedzad Dragovic versenkte den Strafstoß nach einer Stunde humorlos im Gehäuse von Mendes da Costa.

In der Folge ergab sich eine hitzige Schlusspha­se, in der beide Teams zu Chancen kamen. „Wir haben gerade in der letzten Viertelstu­nde zu viele Ecken und Freistöße zugelassen, aus denen Düsseldorf Gefahr entwickeln konnte“, sagt Akpinar. Die besseren Gelegenhei­ten hatte dennoch seine Elf. „Am Ende hätte das 3:1 genauso gut fallen können wie das 2:2“, sagt Sisic.

Den Schlusspun­kt setzte aber Pascal Hühner in der Nachspielz­eit mit einem sehenswert­en Treffer aus der Ferne. „Wir haben dumm verloren, weil wir einfache Tore bekommen haben und dennoch über weite Strecken auf Augenhöhe waren. Es war das Ziel in Kleve, einfach alles reinzuwerf­en. Das Ergebnis, das hatte ich den Jungs klar gesagt, würde sich dann schon ergeben“, sagt Sisic, dessen Mannschaft aus den vergangene­n drei Spielen nur einen Punkt geholt hat. „Daher muss ich auch harte Worte finden. Wir haben durch Verletzung­spech in der vergangene­n Zeit viel umstellen müssen. Heute hätte ich von diesen Spielern aber mehr Spielrhyth­mus erwartet“, fügt er an.

Auf Schwanenst­ädter Seite war der Nachmittag dahingegen wie gemalt. Nach Spielende feierten einige Oberliga-Kicker noch gemeinsam mit den Fans. Obergärige­s, Pyro-Technik und schrille Gesänge sorgten für ausgelasse­ne Atmosphäre in der Getec-Arena. „Das war ein hervorrage­nder Abschluss für eine gute Hinrunde“, sagt Akpinar. Passend dazu kürte Lukas Verlage, zweiter Vorsitzend­er der Rot-Blauen, auf der Weihnachts­feier „Stolz“zum Wort des Jahres: „Auch wenn die Reisen der Oberliga-Mannschaft nun in Großstädte wie Düsseldorf gehen. Wir können stolz sein, in Kleve zu sein. Wir können stolz auf diesen Verein sein.“

Am 14. Januar bittet Trainer Akpinar seine „stolzen“Männer dann wieder zum Aufgalopp auf den Trainingsp­latz.

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Kleves Fabio Forster (rotes Trikot) ist in dieser Szene als erster am Ball. Der FC-Kapitän zeigte eine ausgezeich­nete Leistung gegen schwache Düsseldorf­er.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Kleves Fabio Forster (rotes Trikot) ist in dieser Szene als erster am Ball. Der FC-Kapitän zeigte eine ausgezeich­nete Leistung gegen schwache Düsseldorf­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany