Pfarrer-Suspendierung: Kröll warnt vor Spaltung
Die Hauer Kirchengemeinde wurde über Vorfälle um entpflichteten Pfarrer informiert. Mehrmals applaudierten die Zuhörer.
BEDBURG-HAU. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Spekulationen zu diesem Fall nicht ins Uferlose wachsen“, warnte Pfarrer Theo Kröll am Sonntagnachmittag in der St. Antonius-Kirche. „Damit wollen wir eine Spaltung der Gemeinde verhindern“, fügte er an. Kröll war vor 200 Mitglieder der Gemeinde getreten, um Transparenz in die Geschehnisse um den suspendierten Pfarrer zu bringen und Fragen zu beantworten. Die Eltern eines 19-Jährigen hatten am Sonntag vor zwei Wochen Strafanzeige bei der Klever Staatsanwaltschaft gestellt. Der Geistliche soll anstößige SMS-Nachrichten unter anderem auch an einen Minderjährigen geschickt haben. „Wir werden es gemeinsam schaffen, diese Krise zu überwinden. Glücklicherweise hat der Herrgott dem Jungen die Kraft geben, einzugreifen, bevor es zu spät ist“, sagte Kröll.
Er legte die Chronologie der Ereignisse dar. So habe sich der erste Jugendliche am Sonntag vor zwei Wochen bei ihm gemeldet, um über die Vorkommnisse im Umgang mit dem nun Entpflichteten zu sprechen. Tags darauf sei der Pastoralrat zusammengekommen, am Dienstag der Beauftragte für Missbrauchsvorwürfe des Bistums kontaktiert worden. Die Gemeindeleitung hatte sich dazu entschieden, die in der Woche stattfindende Firmung durchzuführen, noch bevor der Priester in Münster suspendiert werden konnte. „Wir wollten die Firmung nicht in den Schatten eines solch schrecklichen Ereignisses stellen“, sagte Kröll. Am darauffolgenden Montag sei der Priester von seinen Aufgaben entbunden worden. Über die Opfer sagte Kröll: „Die Jungs sind stabil, selbstbewusst, und was am wichtigsten ist: sie wehren sich.“Selbstverständlich hätten sie weiterhin einen „festen Platz in der Gemeinde“. Die Masche des Ex-Pfarrers, das Vertrauen der Jugendlichen auszunutzen, habe „krankhafte Züge“gehabt, die Masche sei „schäbig gewesen“, sagte der Pfarrverwalter. Seit einigen Monaten schon arbeitet die Leitung der Gemeinde an einem Konzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, Kröll nennt dieses Konzept einen „Verhaltenskodex für das Miteinander“.
Im Namen des Messdiener-Vorstands trat Sven Matenaar ans Mikrofon: „Anfangs war der Kontakt noch völlig harmlos, später wurde er dann anstößig, bis hin zu leichten physischen Näherungen.“Er habe seine Stellung ausgenutzt und trotz deutlicher Ablehnung der Opfer weiterhin Kontakt gesucht. „Vielleicht hatten die Opfer anfangs Angst, das Leben des Pfarrers zu zerstören, wenn sie die Vorfälle ans Tageslicht bringen. Es muss aber klar sein: Er, und nur er, trägt die Schuld für sein Verhalten“, sagte Matenaar. Durch einen „Wink aus Münster“stehe für Kröll fest, dass es keinen Ersatz für den ausgeschiedenen Geistlichen geben werde. Womöglich sei die Gemeinde bereits zuletzt überbesetzt gewesen. Dennoch erhob sich ein Kirchgänger und appellierte an Kröll: „Ich bitte Sie: Wenn Münster uns einen Neuen vor die Nase setzt, kontrollieren Sie den.“Lautstarker Applaus schlug ihm entgegen.