Ein Textilunternehmer als Ethik-Vorbild
Nach sechsjähriger Pause wird wieder ein Arnold-Janssen-Preis verliehen. Erhalten wird ihn der Wissenschaftler Thomas Rusche.
GOCH Einmal fiel die Preisverleihung aus, aber nun soll der dreijährige Rhythmus wieder eingehalten werden: Im Januar des bald schon beginnenden neuen Jahres wird in Goch, dem Geburtsort des Ordensgründers, wieder ein Arnold-Janssen-Preisträger ausgezeichnet. Die Jury hat sich für Thomas Rusche entschieden - einen Staatswissenschaftler und Doktor der Philosophie also, der sein Geld allerdings als Unternehmer
„Wege zu einem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz“
Titel der Talkrunde Termin: 13. Januar, 15.15 Uhr
verdient. Mit hochwertiger Bekleidung vor allem für Männer ist seine Familie schon seit Generationen erfolgreich. Der 56-Jährige ist zudem als Kunstsammler bekannt. Er sieht darin keinen Widerspruch zu einem ethischen, der katholischen Soziallehre verpflichteten Leben. Er selbst nicht und einige andere auch nicht. Zum Beispiel hatte ihn das Bundeswirtschaftsministerium schon 2005 als „Wissensmanager“ausgezeichnet, weil er seine Mitarbeiter fair entlohne.
Wirtschaftlich erfolgreich zu sein und dabei die Interessen seiner Angestellten ebenso ernst zu nehmen wie eine verantwortungsbewusste Produktion - das kann funktionieren, beweist der westfälische Unternehmer, Inhaber und Geschäftsführer von SØR. Ökonomische und ethische Verantwortung sollten sich selbst in der Textilindustrie nicht ausschließen, findet auch die Arnold-Janssen-Solidaritätsstiftung Goch, deren Vorschlag das Preisgericht gerne übernahm. Offene Türen rennen die Organisatoren auch bei den Verantwortlichen der Institution ein, bei der die Preisvergabe und die „Gocher Gespräche“stattfinden: dem Leitungsteam der Gaesdonck. Denn „christlich Leben, sozial Handeln, Begabungen entfalten“ist das Leitmotiv der Schule mit angeschlossenem Internat. Nicht zuletzt für die Junior Business School, ein „Extra“für wirtschaftlich interessierte Schüler, sind Fragen der Ethik relevant und Teil des Lehrplans. Georg Kaster, Fachbereichsleiter und Jurist im Gocher Rathaus und von Beginn an engagiert in Sachen Arnold-Janssen-Preis, informierte am Montag im historischen Speisesaal über die anstehende Ehrung. Gaesdoncks Direktor Markus Oberdörster hält die Vermittlung einer wertebasierten Wirtschaftsordnung für eine wichtige pädagogische Aufgabe. „Unsere Schüler sollten am Ende ihrer Schulzeit fähig sein, Verantwortung in Beruf, Familie und Gesellschaft zu übernehmen.“Schulleiterin Doris Mann möchte junge Menschen grundsätzlich dazu ermutigen, ihr engeres und weiteres Umfeld nachhaltig mitzugestalten.
Zu den Gocher Gesprächen werden neben dem frisch habilitierten Privatdozenten und Unternehmer Rusche weitere interessante Redner erwartet. Unter der Überschrift „Markt versus Moral?“debattieren am 12. und 13. Januar in Gaesdoncks Stucksaal unter anderem der Münsteraner Wirtschaftswissenschaftler Christian Müller, der Wiener Philologe Martin Rhonheimer und Klaus Hegemann von der Klever Hochschule. Die Laudatio auf den Preisträger hält am Sonntag um 14 Uhr Peter Schallenberg, Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach.
Eine Talkrunde zum Thema „Wege zu einem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz“beginnt gegen 15.15 Uhr. Danach endet die Tagung. Wem das alles etwas zu akademisch ist, der dürfte Gefallen finden an einer Veranstaltung am Samstagabend, zu der ein populärer Vertreter der Wissenschaft Unterhaltsames beisteuern wird. Wer das ist, wird noch nicht verraten. Aber jeder Interessierte wird dazu in Gaesdoncks Aula willkommen sein.