Rat und Hilfe bei Problemen Behinderter
Der Paritätische im Kreis hat eine neue Aufgabe: Die „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ist zuständig für Behinderte und deren Umfeld. Ob körperlich, seelisch oder geistig beeinträchtigt: Allen soll geholfen werden.
KREIS KLEVE Die neuen Räumlichkeiten des Wohlfahrtverbandes an der Nassauerstraße 1 in Kleve sind bestens auf die Bedürfnisse seiner Klientel ausgerichtet: ein breiter Flur, weite Türöffnungen zu den barrierefreien Räumen, Behinderten-WCs, und natürlich gibt es einen Aufzug, der zum „Paritätischen“in der ersten Etage führt. Am Eingang hängt ein fröhlich-buntes Schild mit den Buchstabe EUTB, die für den Dienst stehen, dessen Grundlage der Bundestag mit dem Bundesteilhabegesetz gelegt hat. Im Kreis Kleve (und im Kreis Wesel) leistet der Paritätische die Teilhabeberatung für Behinderte, von Behinderung Bedrohte und Angehörige dieser Menschen. Zu den Mitarbeitern gehören nicht zuletzt solche, die selbst betroffen sind und deshalb aus ganz eigener Perspektive auf die Problemlagen blicken.
Eine Broschüre in „einfacher Sprache“erklärt vielleicht am besten, worum es geht: „dabei zu helfen, ein gutes Leben zu haben“. Die EUTB sagt, wo man Geld bekommen kann, was man dafür tun muss, „und sie hilft Ihnen, selber zu entscheiden“. Denn der Gesetzgeber möchte, dass Beratung partnerschaftlich und auf Augenhöhe stattfindet. Eben mit den Betroffenen gemeinsam, nicht über sie hinweg. Miriam Nowak ist eine junge Frau, die von zwei Seiten her betroffen ist. Sie hat eine genetisch bedingte fortschreitende Muskelerkrankung, die sie inzwischen abhängig vom Elektrorollstuhl macht. Sie hat rund um die Uhr eine persönliche Assistentin bei sich, die, wie sie sagt, ihr Arme und Beine ersetzt und alles tut, was nötig ist. Beruflich ist Miriam Nowak dennoch aktiv, denn sie kann anderen Beeinträchtigten gute Tipps geben und Zusammenhänge erklären. „Ich möchte meine Erfahrungen teilen“, sagt sie. „Es ist nicht notwendig, dass sie dasselbe durchleiden, was ich erlebt habe. Es gibt Mittel und Wege, sich das Leben leichter zu machen.“Denn es ist meist nicht die chronische Krankheit oder Behinderung selber die die Betroffenen am meisten quält, sondern der Umgang der Gesellschaft oder Behörden mit den Problemen der Betroffenen. Darauf bezieht sich der Satz: „Man ist nicht behindert, sondern man wird es.“Übrigens hat die junge Rollstuhlfahrerin in einem Punkt sich selbst nicht helfen können: „Ich habe jahrelang in Kleve nach einer geeigneten barrierefreien Wohnung für mich gesucht und keine gefunden. Deshalb lebe ich heute in Wesel.“
Andreas Fatéh ist der Geschäftsführer des Paritätischen in den beiden Niederrhein-Kreisen, drei Kolleginnen übernehmen die praktische Beratung in Kleve. Zur offiziellen Eröffnung der neuen Adresse waren zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung, von anderen Verbänden und Interessenvertretungen eingeladen. Mit allen arbeitet die Organisation zum Wohle der Behinderten intensiv zusammen, denn der Paritätische erbringt selbst keine direkten praktischen Leistungen. Er berät und vermittelt – und koordiniert die Selbsthilfe im Kreis, ein sehr weites Feld. 86 Mitgliedsorganisationen hat der EUTB kreisweit, 107 Einrichtungen und Dienste sind eingebunden.
Eine interessante Zahl nannte Fatéh: „Im Kreis Kleve gibt es 28.000 Menschen mit einer Schwerbehinderung. Sehr viele von ihnen müssen für ein selbstbestimmtes Leben kämpfen, denn sie haben Unterstützungsbedarf, brauchen Reha, wollen teilhaben.“Sie haben ein Recht dazu, und das können sie einfordern (wobei die EUTB Betroffene nicht vor Gericht vertritt). Seit der UN-Behindertenkonvention im Jahr 2009 werden die Rechte beeinträchtigter Menschen deutlich stärker in den Blick genommen. Teilhabe statt Fürsorge ist das Motto.
Das EUTB-Büro für den Kreis Kleve in der Nassauerstraße 1 in Kleve ist telefonisch unter 02821 780021 und per E-Mail unter teilhabeberatung-kreis-kleve@paritaet-nrw.org erreichbar. Weitere Informationen auf dem barrierefreien Web-Portal www.teilhabeberatung.de