Weihbischof Lohmann: „Alle Fakten müssen auf den Tisch“
KEVELAER/BEDBURG-HAU Alle Fakten sollen auf den Tisch, hat Weihbischof Rolf Lohmann zum Fall des entpflichteten Priesters erklärt. Allen sei daran gelegen, dass es eine Aufbereitung der Dinge gebe. Zugleich sei der aktuelle Fall ein Anlass, einige Dinge noch einmal zu überdenken, so der Bischof gegenüber der Rheinischen Post. „Viele Pfarreien, auch am Niederrhein, arbeiten bereits an einem institutionellen Schutzkonzept, das genau darauf abzielt, es möglichen Tätern so schwer wie möglich zu machen und Probleme so schnell wie möglich zu erkennen. Wir werden aus der Analyse des aktuellen Falls lernen, wie das noch besser gelingen kann“, so Lohmann.
Wie berichtet, hat das Bistum den Pfarrer der Gemeinde Heiliger Johannes der Täufer Bedburg-Hau freigestellt, weil es „unangemessenes Kommunikationsverhalten“gegeben habe. Der Priester hatte SMS-Nachrichten an einen Fast-Volljährigen und zwei 19-Jährige geschickt. In seiner Zeit in Kevelaer soll er Nachrichten mit sexuellem Inhalt an zwei erwachsene Männer geschickt haben. Das Bistum hat Strafanzeige gestellt.
Auf die Frage, ob es durch das Verhalten des Priesters Probleme in der Gemeindearbeit gegeben habe, sagt Weihbischof Lohmann: „Mir ist nicht bekannt, dass es durch das nun bekanntgewordene Verhalten des früheren Pfarrers Probleme in der Gemeindearbeit gab. Gleichwohl haben offensichtlich junge Menschen unter dem Verhalten gelitten, was ich sehr bedauere.“
Der aktuelle Fall wirft auch die Frage auf, ob die Kirche generell den Umgang mit digitalen Nachrichten überdenken muss und dort Nachholbedarf besteht, weil manchem Priester die Grenze zur Übergriffigkeit nicht bewusst ist. Die Kommunikation über die modernen Medien sei heute kaum mehr aus der Gesellschaft wegzudenken, erläutert der Weihbischof. Entsprechend werde sie auch innerhalb vieler Gruppen in den Pfarreien genutzt. „Das ist dort, wo die Regeln beachtet werden, auch sinnvoll. Bei der Frage, ob die Grenze zur Übergriffigkeit überschritten wird, darf es keinen Unterschied machen, ob der Austausch mündlich, per Brief oder Mail oder über Messenger-Dienste erfolgt.“