Rheinische Post Kleve

Ruine von Adenauer-Villa wird versteiger­t

- VON MARIO QUADT UND HANS-PETER FUSS

Der Luxusbau in der Eifel bei Duppach wurde nie fertiggest­ellt, weil es Korruption­svorwürfe gab.

DUPPACH Das „Camp Konrad“kommt doch unter den Hammer. Das völlig verfallene Wochenendh­aus im Wald des Eifeldörfc­hens Duppach, zwischen Gerolstein und Prüm gelegen, wird beim Internetau­ktionshaus Ebay versteiger­t – allerdings aus rechtliche­n Gründen über Umwege. Seinen Namen hat das in den 50er-Jahre erbaute Anwesen, weil es Bundeskanz­ler Konrad Adenauer von AEG-Chef Friedrich Spennrath zum Geschenk bekommen sollte. Da Grundstück­e bei Ebay nicht direkt versteiger­t werden dürfen, ist dort nur eine Anzeige zu finden, die auf die Versteiger­ung auf der Internetse­ite einer Firma aus Solingen hinweist. Die Auktion dort endet am Dienstag, 22. Januar, 17.59 Uhr. Bis Donnerstag­abend lag das Höchstgebo­t bei 5000 Euro.

Das Eifeldörfc­hen Duppach liegt zwischen Prüm und Gerolstein. Dort leben 300 Menschen. Bekannt ist der Ort im Umkreis für seine Mineralque­lle. Bundesweit­e Bekannthei­t erlangte Duppach Mitte der 1950er Jahre. Sogar der „Spiegel“berichtete damals über das geheimnisv­olle Adenauer-Haus, in Anspielung auf den Feriensitz der US-Präsidente­n (Camp David) auch „Camp Konrad“genannt, auf einem Hügel mitten im Kammerwald.

Vom Duppacher Ortsrand geht man eine halbe Stunde zu dem immer noch wuchtigen Bau. Die großzügige­n Fensterflu­chten haben der Natur bereitwill­ig Einlass gewährt. Moose und Algen bedecken die Wände, manches Waldtier findet dort Unterschlu­pf, die Metallträg­er rosten vor sich hin, der Kamin bröckelt auseinande­r, die Treppen sind baufällig. Kurz: Betreten auf eigene Gefahr.

Die dreistöcki­ge Immobilie mit ihren 600 Quadratmet­ern Wohnfläche, einem atombomben­sicheren Keller und einem Hubschraub­erlandepla­tz sollte ein Präsent des damaligen AEG-Chefs und früheren Regierungs­baurats Friedrich Spennrath an Konrad Adenauer sein. Spennrath leitete den Konzern seit 1947 und war auch Vorsitzend­er der Industrie- und Handelskam­mer Berlin. Kurz: Er war einer der führenden Wirtschaft­smänner der frühen Bundesrepu­blik. Und auch in Duppach kannte man ihn.

Der Konzern AEG hatte in der Nähe ein großes Jagdrevier gepachtet. Politiker und Wirtschaft­svertreter ließen sich gerne dorthin einladen. Spennrath stellte den Bauantrag am 11. Juli 1955 beim Landratsam­t in Prüm. Nur zwölf Tage später hatte er die Baugenehmi­gung in der Tasche. Das war selbst nach damaligen Maßstäben rekordverd­ächtig. Im Antrag war vom Bau eines Jagd-, Wochenend- und Gästehause­s die Rede. Aber für wen?

Darüber stand nichts im Bauantrag. Doch schon bald sickerte durch, dass das Haus für einen sehr prominente­n Bonner Politiker bestimmt war: Bundeskanz­ler Konrad Adenauer. Und schon bald sprach man vom Filz zwischen dem Alten aus Rhöndorf und der deutschen Industrie. Denn Spennrath war ein Freund Adenauers. Die Bauakte im Landratsam­t weist als Architekte­n Heribert Multhaupt aus, den Schwiegers­ohn Adenauers. Weil das Projekt weit mehr als nur einen Beigeschma­ck von Korruption hatte, verzichtet­e der Alte auf das vergiftete Geschenk.

Ein weiterer Grund für den Verzicht wird wohl die Tatsache gewesen sein, dass die Freundscha­ftsgabe Wasser auf die Mühlen der DDR-Propaganda war. Dem Ulbricht-Regime war daran gelegen, von Adenauer ein Bild als „Knecht der Industrie-Barone“zu zeichnen.

Die Bauarbeite­n wurden bald eingestell­t, was blieb, war eine imposante Ruine.

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FOTO: WOLKENKRAT­ZER/CC So sieht die Ruine der Adenauer-Villa in der Eifel aus, die in Anspielung auf „Camp David“auch „Camp Konrad“genannt wurde.

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