Nach Angriffen: Razzia in Camp am Hambacher Forst
HAMBACH (dpa) Nach mehreren Zwischenfällen am Hambacher Forst hat die Polizei am Freitagmorgen das sogenannte Wiesencamp der Braunkohle-Gegner durchsucht. Auch eine Werkstatt in Düren sei Ziel der Razzia, teilte die Polizei mit. Gesucht werde nach Molotowcocktails oder Bolzenschneidern sowie nach Mitteln, mit denen Brandsätze zusammengebaut werden könnten, sagte eine Sprecherin der Polizei in Aachen. „Es ist nicht geplant, das Wiesencamp oder die Baumhäuser im Wald zu räumen“, sagte sie weiter. Auch würden keine Teile des Waldes gerodet. Die Polizei beruft sich auf einen Durchsuchungsbeschluss des Aachener Amtsgerichts.
Zuvor hatten Angriffe auf einen Gerätestützpunkt des Energiekonzerns RWE und ein gefundener Brandsatz an einer Pumpstation für Aufsehen gesorgt. Nach Polizeiangaben hatten mehrere vermummte Unbekannte an Heiligabend und im Verlauf der Nacht zum 1. Weihnachtstag das Sicherheitscamp von RWE im Hambacher Forst mit Molotowcocktails und Steinen beworfen. Dabei gerieten zwei Fahrzeuge in Brand, zwei weitere Autos wurden durch Steinwürfe beschädigt. Einen Tag später verhinderte die Polizei nach eigenen Angaben einen Brandanschlag auf eine Pumpstation. Es wird wegen versuchter vorsätzlicher Brandstiftung ermittelt.
Seit Jahren stehen sich Gegner und Befürworter der Braunkohle im Hambacher Forst unversöhnlich gegenüber. Nach der Beseitigung der Baumhäuser wollte RWE im Oktober eigentlich einen Großteil des Waldes für den Braunkohletagebau Hambach abholzen. Das Oberverwaltungsgericht Münster verfügte aber einen vorläufigen Rodungsstopp. Seitdem ist der Wald nicht mehr Betriebsgelände, sondern öffentlich zugänglich.
Für den Naturschutzbund Nabu ist RWE-Chef Rolf Martin Schmitz in der Klima- und Umweltpolitik der „Dinosaurier des Jahres 2018“. Zur Begründung für den Negativpreis hieß es, Schmitz habe mit seinem Beharren auf die Rodung des Hambacher Forstes für den dortigen Braunkohletagebau die zunehmend aufgeheizten Debatten um den Klimaschutz zusätzlich polarisiert.
Schmitz habe sich mit seiner „unzeitgemäßen Machtdemonstration“im Streit um die Rodung selbst ins Abseits gestellt, sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Der RWE-Chef habe Tatsachen schaffen wollen – ohne Rücksicht auf die gesellschaftliche Stimmungslage.