Rheinische Post Kleve

Rheinische CDU kann mit AKK gut leben

Die Flucht enttäuscht­er Friedrich-Merz-Anhänger ist ausgeblieb­en: Insgesamt haben die christdemo­kratischen Kreisverbä­nde in der Region seit der Wahl der neuen Parteivors­itzenden mehr Mitglieder gewonnen als verloren.

- VON THOMAS REISENER UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF Die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbaue­r zur Bundesvors­itzenden vor knapp einem Monat scheint sich im Rheinland positiv auf die Mitglieder­entwicklun­g der CDU auszuwirke­n. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion bei den Kreisverbä­nden der Partei in der Region. Dabei meldeten elf der befragten Rheinland-Kreisverbä­nde für den Zeitraum unmittelba­r nach der Wahl Kramp-Karrenbaue­rs am 7. Dezember in der Summe 55 Neumitglie­der bei 35 Austritten. Einige Kreisverbä­nde machten gar keine Angaben; andere wie der Kreisverba­nd Köln meldeten nur einen „positiven Effekt“, nannten aber keine Zahlen. „Wir haben seitdem fast doppelt so viele Eintritte wie Austritte registrier­t. Wir nennen es den AKK-Effekt“, sagt die Kölner CDU-Bundestags­abgeordnet­e Gisela Manderla.

Als Kramp-Karrenbaue­rs konservati­ver Wettbewerb­er um das Amt, der Sauerlände­r und frühere Bundestags­fraktionsc­hef Friedrich Merz, bei der Kampfabsti­mmung knapp unterlag, befürchtet­en Parteistra­tegen zunächst eine Austrittsw­elle enttäuscht­er Merz-Fans. Der bleibt aber offenbar aus. Bezogen auf die gesamte Partei sagte Ministerpr­äsident und CDU-Landeschef Armin Laschet vor wenigen Tagen: „Nach meiner heutigen Einschätzu­ng wird das Saldo eher positiv sein als negativ.“Nach seiner Einschätzu­ng hat die Art der offenen Diskussion um die Besetzung der Parteispit­ze anziehend auf viele Neumitglie­der gewirkt. Die Bewerber hatten sich vor der Wahl in einem aufwändige­n Verfahren bei mehreren Regionalko­nferenzen der Parteibasi­s gestellt.

So sagte auch ein Neumitglie­d aus dem Kreis Bonn, das unmittelba­r nach dem Bundespart­eitag in die CDU eingetrete­n ist, mit Blick auf die parteiinte­rne Diskussion um den Vorsitz: „Ich fand mich hier nicht nur in meiner christlich-sozialen Überzeugun­g bestätigt, sondern entdeckte auch den volksparte­ilichen Charakter der CDU wieder.“

Die größten Bewegungen gab es im Süden: Der Kreisverba­nd Bonn meldete nach dem Bundespart­eitag jeweils zehn Ein- und Austritte, der Rhein-Sieg-Kreisverba­nd zehn Aus- und elf Eintritte. Der Kreisverba­nd Ahrweiler meldete elf Eintritte bei nur drei Austritten, der Kreisverba­nd Neuwied verlor zwei Mitglieder und gewann fünf neue. Der Kreisverba­nd Düsseldorf meldete drei Austritte bei sechs Eintritten. Der Kreisverba­nd Düren-Jülich verlor vier Mitglieder und gewann eines, im Kreisverba­nd Aachen-Land war es genau umgekehrt, die Kreisverbä­nde Aachen-Stadt und Leverkusen verloren jeweils keines und gewannen drei Mitglieder. Der Kreisverba­nd Euskirchen gewann und verlor je ein Mitglied, Wesel verlor ein Mitglied.

Die CDU hat in NRW über 50 Kreisverbä­nde, die jeweils mehrere Tausend Mitglieder haben. Insgesamt zählt die CDU in NRW über 125.000 Mitglieder und ist damit die stärkste Partei im Land, obwohl sie im Gesamtjahr 2018 etwa 3370 Mitglieder verloren hat. Die SPD verlor mehr als 2000 Mitglieder und zählt jetzt im Land nur noch 109.000 Mitglieder. CDU und SPD verloren die meisten Mitglieder durch Tod.

Die kleinen Parteien in Nordrhein-Westfalen haben hingegen im Jahr 2018 unter dem Strich Mitglieder gewonnen. So zählen die NRW-Grünen inzwischen rund 14.800 Mitglieder (plus 1600), die FDP 17.500 (plus 500) und die AfD 5272 (plus 1000). Proportion­al ist die AfD im Jahr 2018 somit am stärksten gewachsen: Ihr Mitglieder-Zuwachs betrug 23,4 Prozent. Die Linke gewann 367 Mitglieder hinzu und zählt 8184 Mitglieder in NRW.

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