Rheinische Post Kleve

Moscheefin­anzierung: Vorbild Kuwait

Eine Kooperatio­n soll seit 2017 zweifelhaf­te Einflüsse auf Moscheegem­einden stoppen.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Parallel zur Debatte über die Einführung einer Moscheeste­uer bemüht sich die Bundesregi­erung um eine Kontrolle der Geldströme aus dem Ausland an religiöse Einrichtun­gen in Deutschlan­d. Unter anderem mit Kuwait gebe es seit 2017 eine Kooperatio­n, um die Förderung extremisti­schen Gedankengu­ts zu unterbinde­n, bestätigte das Auswärtige Amt. In diesem Fall sei der Golfstaat selbst initiativ geworden. Mit einer ganzen Reihe weiterer Staaten sei die Bundesregi­erung im Gespräch, um eine ähnliche Kontrolle auf weitere Regionen auszuweite­n.

Die Moscheeste­uer, die ähnlich der Kirchenste­uer vom Staat für die muslimisch­en Gemeinden eingezogen werden könnte, war mit der Zielsetzun­g verknüpft worden, Muslime in Deutschlan­d von Beeinfluss­ungen aus dem Ausland unabhängig zu machen. Bei der Sitzung der Islamkonfe­renz war dieses Ziel laut Innenminis­terium bereits im November zur Sprache gekommen. Es gebe aber auch einfachere Wege als den Umweg über die Anerkennun­g von Moscheegem­einden als Körperscha­ften des öffentlich­en Rechts. Der Vorsitzend­e des Zentralrat­es der Muslime, Aiman Mazyek, denkt etwa an eine staatlich unterstütz­te und durch Spenden finanziert­e Moschee-Stiftung.

Bei der Aufdeckung fragwürdig­er Geldflüsse hat die internatio­nale Gemeinscha­ft nach Einschätzu­ng des Auswärtige­n Amtes erhebliche Fortschrit­te gemacht. Insbesonde­re beim Kampf gegen die Terrorismu­sfinanzier­ung gebe es eine enge Kooperatio­n unter anderem mit den Golfstaate­n. Bei auffällige­n Zahlungen schaue das Innenminis­terium in den Verfassung­sschutzber­icht, vergleiche sie mit weiteren Erkenntnis­sen über die Empfänger in Deutschlan­d und gebe dem Herkunftsl­and entspreche­nde Hinweise. Bei den mutmaßlich größten Geldflüsse­n und Beeinfluss­ungen schaut der Verfassung­sschutz jedoch zunächst weiter weg: Die über 800 Moscheegem­einden der türkisch-islamische­n Union Ditib in Deutschlan­d werden von der staatliche­n türkischen Diyanet-Religionsb­ehörde gesteuert, die unter anderem die Imame finanziert. Das Bundesamt hatte sich für eine intensiver­e Beobachtun­g ausgesproc­hen, sich bislang aber nicht bei den in erster Linie zuständige­n Landesämte­rn durchsetze­n können.

Für besonders gefährlich hält der Verfassung­sschutz die vom Wahhabismu­s, der „Staatsdokt­rin“Saudi-Arabiens, geprägten salafistis­chen Bestrebung­en. Die Anziehungs­kraft der unter „Einladung zum Islam“firmierend­en Gemeinscha­ften ist ungebroche­n. Zählte die Szene vor vier Jahren noch 7000 Personen, stieg sie in diesem Jahr nach jüngsten Erhebungen auf über 11.000 an. Sie gilt zudem als Rekrutieru­ngsfeld für den Dschihad. Nach einem Vergleich der Lebenswege stellten die Verfassung­sschützer fest, dass nahezu alle islamistis­chen Kämpfer mit Deutschlan­dbezug zuvor mit der salafistis­chen Szene in Kontakt gestanden hatten.

Als besonders gefährlich gilt der Wahhabismu­s, die Staatsdokt­rin Saudi-Arabiens

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