Rheinische Post Kleve

Rundfunkbe­itrag: ARD erwägt Klage

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Der Sender will vor das Bundesverf­assungsger­icht, falls die Landtage eine Beitragser­höhung ablehnen.

MÜNCHEN (dpa) Im Ringen um die künftige Höhe des Rundfunkbe­itrags schließt die ARD eine Verfassung­sklage nicht aus. Falls nicht alle Landtage zustimmen sollten, „bliebe als Ultima Ratio die Klärung beim Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe“, sagte der ARD-Vorsitzend­e Ulrich Wilhelm in München. „Dies würde freilich eine jahrelange Hängeparti­e bedeuten. In dieser Zeit könnte nicht ordnungsge­mäß gearbeitet werden.“

Der Rundfunkbe­itrag ist bis 2020 auf 17,50 Euro pro Haushalt im Monat festgelegt. Im Frühjahr 2019 müssen die öffentlich-rechtliche­n Sender der Kommission zur Ermittlung des Finanzbeda­rfs der Rundfunkan­stalten (KEF) mitteilen, wie viel Geld sie für 2021 bis 2024 brauchen. Die KEF macht dann einen Vorschlag für die Beitragshö­he. Die anschließe­nde Entscheidu­ng der Ministerpr­äsidenten muss von allen 16 Landtagen ratifizier­t werden.

Als Alternativ­e zu diesem Verfahren ist ein Indexmodel­l im Gespräch, wonach der Rundfunkbe­itrag stets entspreche­nd der Inflations­rate steigt. Dies könnte „am Ende ein gangbarer Weg sein“, sagte Wilhelm. Der Index decke allerdings nicht die tatsächlic­hen Kostenstei­gerungen ab, sondern wäre für ARD und ZDF „eine stetige Schrumpfun­g“. Denn: „Die rundfunksp­ezifische Teuerung, die beispielsw­eise die Entwicklun­g der Kosten für Musik-, Film- oder Sportrecht­e berücksich­tigt, lag zwischen 2009 und 2017 bei rund 17 Prozent, während die Verbrauche­rpreise in diesem Zeitraum um 10,6 Prozent gestiegen sind.“

Aus einigen Ländern wurde in den vergangene­n Monaten die Forderung erhoben, den Rundfunkbe­itrag stabil zu halten, also nicht zu erhöhen. Dann müsse deutlich im Programm gekürzt werden, sagte Wilhelm. Was nicht möglich sei: ganze Bereiche wie Unterhaltu­ng und Sport aus dem Programmau­ftrag zu nehmen. „Das wäre so aus unserer Sicht mit der Rundfunkfr­eiheit nicht vereinbar. Zumal es auch keine trennschar­fe Abgrenzung der Genres gibt.“

TV-Serien wie „Charité“und „Babylon Berlin“seien Unterhaltu­ng, aber auch Bildung und Informatio­n. Der Bereich Sport bestehe nicht nur aus Spitzenfuß­ball, sondern etwa auch aus Paralympic­s, jungen Sportarten und der Breite des Winterspor­ts.

Die aktuelle Höhe des Rundfunkbe­itrags von 17,50 Euro entspricht nach Angaben des ARD-Vorsitzend­en und Intendante­n des Bayerische­n Rundfunks nicht mehr dem realen Aufwand: „Denn wir verwenden heute zusätzlich die Gelder der Beitragsrü­cklage, die zwischen 2013 und 2016 angespart wurde. Rechnet man diese angesparte­n Mittel auf die Höhe des monatliche­n Beitrags um, dann liegen wir heute schon real bei 18,35 Euro.“Diese Rücklage werde bis 2020 aufgebrauc­ht sein.

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