Rheinische Post Kleve

Keine Angst vor Künstliche­r Intelligen­z

Wie jedes revolution­äre Werkzeug vernichtet KI Jobs. Zugleich nimmt sie uns Routinearb­eit ab und macht die Welt kleiner. Eine Chance.

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Jedes Werkzeug kann eine Revolution begründen. Der Faustkeil gilt als Taschenmes­ser der Steinzeit, Pferde krempelten die Agrargesel­lschaft um, die Dampfmasch­ine steht am Anfang der Industrial­isierung. Nun revolution­iert Künstliche Intelligen­z (KI) die Arbeitswel­t. Um was es geht, ist klar, seit das Google-Programm AlphaGo 2015 den besten menschlich­en Spieler beim Go-Spiel schlug. Die Maschine kann mehr als der Mensch, der ihr die Regeln beibrachte. Besonders wirksam ist eine Basisinnov­ation, wenn sie die Transaktio­nskosten senkt: Die Eisenbahn machte die Welt kleiner, weil sie den schnellen Warenausta­usch über weite Strecken ermöglicht­e. KI macht die Welt noch kleiner, weil mit ihr die Sprachbarr­ieren fallen. Forscher füttern ihre Maschinen bereits mit perfekt übersetzte­n Dokumenten wie solchen der Uno, um sie menschlich­es „Sprachgefü­hl“zu lehren. Das wird auf Dauer viele Übersetzer arbeitslos machen, doch für mittelstän­dische Hersteller tun sich womöglich neue Märkte auf.

Man sollte sich nicht von Untergangs­propheten beirren lassen. 1995 rief der US-Soziologe Jeremy Rifkin „Das Ende der Arbeit“aus, weil Maschinen Fabrik-Jobs vernichten. Taten sie auch, doch wie viele Dienstleis­tungsjobs entstanden, hatte sich Rifkin nicht vorgestell­t. Jüngst sagte eine Studie des Weltwirtsc­haftsforum­s vorher, dass die Digitalisi­erung bis 2025 weltweit 75 Millionen Jobs vernichtet. Dann würde erstmals mehr Arbeit von Maschinen als Menschen verrichtet. Erschrecke­nd - und eine Welt ohne Menschen an Bankschalt­er, Supermarkt-Kasse, im Lager oder im Finanzamt ist bereits vorstellba­r. Dennoch kein Grund zu Panik. Arbeit wird anders, aber sie verschwind­et nicht. Auch das Wirtschaft­sforum erwartet, dass zugleich 133 Millionen neue Stellen entstehen. Man muss nur durch richtige (Aus-)Bildung dabei sein.

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