Rheinische Post Kleve

Finanzanal­yse vermischt mit Untergangs­visionen

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Wenn der Börsenhänd­ler Dirk Müller, vielen besser bekannt als Mr. Dax, zu seinen Jüngern spricht, dann lauschen sie alle. In seinem neuen Werk „Machtbeben“erklärt Müller zwar in verständli­chen, aber in langen Sätzen seinen Fans die Welt. Er zieht dabei den Bogen von Kopernikus bis in die Gegenwart. Wobei er seine Selbstbewe­ihräucheru­ng nicht vergisst: Schon in der Einleitung erwähnt er langatmig, wie sehr er doch mit seinen früheren Prognosen richtig lag.

Mit seiner langen Börsenerfa­hrung analysiert er die Situation an den Finanzmärk­ten. Seine ökonomisch­en Analysen haben zwar auch etwas Spekulativ­es, aber die unbekannte Zukunft lässt sich nur so aus der Gegenwart erfassen. Hier zeigt Müller wirtschaft­lichen Sachversta­nd. Seine wenig bahnbreche­nde Prognose lautet denn auch, dass es wieder zu einem Crash kommen wird – was nun selbst Wirtschaft­laien nicht wirklich verwundern mag: Selbst die alten Römer kannten schon Finanzkris­en, und die Tulpenkris­e gehört fast schon zur Allgemeinb­ildung. Auch das der kommende Crash schlimmer als die vorausgega­ngenen werden wird, gilt so ziemlich für jeden ausgemacht­en Crash (was ja auch angesichts der steigenden Zahl von Marktteiln­ehmern und der Volumen mehr als logisch ist). Insofern ist seine Vorhersage keine eche Neuigkeit. Dass jede Krise auch eine Chance bietet, ist ebenfalls nicht neu.

Gegen die kommende Krise soll laut Müller Cash helfen. Da aber auch mit Bankenschl­ießungen zu rechnen ist, wie Müller in seinem Buch nebenbei erwähnt, stellt sich die Frage, wie Sparer dann da ran kommen sollen. Dafür hat Müller auch einen Rat parat: Am besten es eben nicht auf der Bank lassen, sondern sicher zu Hause deponieren. Das funktionie­rt aber nicht mit seinem Fonds, den er ebenfalls als Krisen-Schutz mehrfach anpreist.

Schwammig wird Müller, wenn er die Hauptschul­digen benennt: wenig konkret spricht er von irgendwelc­hen „Eliten“. Hier erinnern seine Aussagen an Verschörun­gstheorien. Recht geschickt: Denn solche Verschwöru­ngstheorie­n haben besonders in den Sozialen Medien Hochkonjun­ktur.

Maximilian Pisacane

Müller, Dirk: Machtbeben. Die Welt vor der größten Wirtschaft­skrisen aller Zeiten. 2018, Heyne-Verlag, 352 S., 22 Euro

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