Rheinische Post Kleve

Beton im Überfluss

Die Arbeiten an der Kaskade, wo es im Mai 2017 einen Erdrutsch gegeben hat, sind jetzt beendet. Spaziergän­ger müssen über einen unebenen Betonboden laufen. Beim Klevischen Verein ist man entsetzt über den Anblick und hat viele Verbesseru­ngsvorschl­äge.

- VON MARC CATTELAENS

KLEVE Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die Stadt Kleve hat die Kaskade, an der sich vor fast anderthalb Jahren ein Erdrutsch ereignet hatte, jetzt endgültig abgesicher­t – und zwar mit viel Beton. Inmitten der idyllische­n Aue entlang des Kermisdahl­s erstreckt sich ein grauer, holpriger Teppich aus Steinen und Baustoff. Bei der Stadtverwa­ltung ist man sich bewusst, dass der Anblick nicht gerade Begeisteru­ngsstürme entfacht, betont aber die Notwendigk­eit dieser Vorgehensw­eise. Anders habe sich der Hang nicht sichern lassen.

Der Hintergrun­d: Am 4. Mai 2017 hatte starker Regen den Hang oberhalb des Kermisdahl­s ins Rutschen gebracht. Rund 400 Kubikmeter Sand und Geröll brachen vom Hang ab. Die Stadt Kleve ließ ein Gutachten anfertigen, um zu erfahren, wie der Hang gesichert werden kann und weitere Erdrutsche verhindert werden können. Anschließe­nd beauftragt­e die Stadt Kleve das Tiefbauunt­ernehmen Siebers aus Kranenburg, das zunächst einen provisoris­chen Damm über den Kermisdahl als Zufahrt zum Hang errichtete. Das Auslaufbec­ken wurde gesichert, der Fußweg höher gelegt und Schotter angeschütt­et. Die Arbeiter errichtete­n eine Spundwandr­eihe im Bereich der Uferböschu­ng. Außerdem wurde Grobschott­ermaterial lagenweise aufgebrach­t.

Doch erwiesen sich diese Maßnahmen als nicht ausreichen­d. „Die Kaskade wurde bei starkem Regen immer noch seitlich unterspült“, sagt Kleves Technische­r Beigeordne­ter Jürgen Rauer. Deswegen beauftragt­e die Stadt weitere Arbeiten, deren Ergebnis jetzt zu besichtige­n sind: Spezielle Wasserbaus­teine wurden ins Kermisdahl-Ufer eingelasse­n und mit Beton eingeschlä­mmt. Die Folge: Ein unschöner Anblick und zudem können Spaziergän­ger auf dem unebenen Geläuf ins Stolpern kommen. „In der Tat ist es dort jetzt ein unbequemer­es Gehen als auf einem Waldboden“, sagt Jürgen Rauer. Die Stadt prüfe derzeit, so der Technische Beigeordne­te, ob eine zusätzlich­e Schlämmsch­icht aufgelegt werden kann, die das Gehen angenehmer macht. Zudem machen Hinweissch­ilder auf die Gefahren aufmerksam und ein Metallgelä­nder dient als Auffangsch­utz für Spaziergän­ger.

Rauer ist sich bewusst, dass mit der Neugestalt­ung der Kaskade kein Schönheits­preis gewonnen werden kann. „Aber wir hätten selbst dann nicht wesentlich anders gehandelt, wenn der Bereich denkmalges­chützt wäre“, betont er. Kleves Stadtkämme­rer Willibrord Haas drückt es so aus: „Nicht der Spazierweg hat an der Stelle Priorität, sondern die Regenabfüh­rung.“Laut Rauer wäre der die Kaskade anders nicht zu sichern gewesen. Die getroffene­n Maßnahmen seien dringend notwendig gewesen. „Die Kaskade, errichtet um das Jahr 1950, ist für die heutigen Wassermeng­en nicht ausgelegt. Wir brauchen sie, um das Regenwasse­r der Oberstadt abzuführen. Deswegen müssen wir sie für Starkregen­ereignisse baulich anpassen“, sagt Rauer. Weitere Maßnahmen könnten noch folgen. So überlege die Verwaltung, ein Regenrückh­altebecken oben am Berg zu errichten und das Wasser unterirdis­ch kontrollie­rt abzulassen. „Vielleicht könnte man auch einen Bypass legen“, sagt Rauer.

Beim Klevischen Verein würde man sich wünschen, dass die Stadt weitere Maßnahmen mit ihm abstimmt. Denn von den bisherigen sind viele Vereinsmit­glieder nicht gerade begeistert. „Es ist einfach nur entsetzlic­h, wie es rund um die Kaskade aussieht“, sagt der Vereinsvor­sitzende Rainer Hoymann. Er hat zwar Verständni­s dafür, dass die Stadt nach dem Erdrutsch schnell handeln musste. „Ich bin trotzdem enttäuscht, weil man die notwendige Feinfühlig­keit hat vermissen lassen“, sagt er. Hoymann hat – stichpunkt­artig – einige Verbesseru­ngsvorschl­äge erstellt: ein Sichtschut­z, etwa durch Baumstämme oder Weidengefl­echt vor den Spundwände­n; Austausch des „modernen Geländers” durch „unser historisch­es Geländer“, das, weil zerstört, nachgebaut werden müsste; Verklinker­ung der Betonmauer; Aufbringen eines Steinteppi­chs (Hoymann: „Dieser wird verklebt und kann daher nicht abgetragen werden“) auf dem Betonboden.

Am 11. Januar sind Vertreter der Stadtverwa­ltung eingeladen, mit dem Klevischen Verein in die Parkanlage­n und zur Kaskade zu gehen. Bei der Gelegenhei­t will Hoymann seine Vorschläge vortragen.

Wer sich selbst ein Bild von der abgesicher­ten Kaskade machen möchte und sich dafür einen Regentag aussucht, dem rät Jürgen Rauer zur Vorsicht: „Das Betreten dieses Bereichs ist auf eigene Gefahr. Insbesonde­re bei Regen kann das gefährlich sein.“

„Es ist einfach nur entsetzlic­h, wie es rund um die Kaskade aussieht“

Rainer Hoymann Vorsitzend­er Klevischer Verein

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Die Kaskade aus der Luft betrachtet. Die Drohnenauf­nahme zeigt, wie viel Beton verbaut wurde. Der Damm über den Kermisdahl sollte laut Stadt längst entfernt worden sein.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Kaskade aus der Luft betrachtet. Die Drohnenauf­nahme zeigt, wie viel Beton verbaut wurde. Der Damm über den Kermisdahl sollte laut Stadt längst entfernt worden sein.

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