Rheinische Post Kleve

Die berühmtest­e Unbekannte

Das neue Ausstellun­gsjahr im Kurhaus: Fotografie, ein Künstler aus Chemnitz und die Werner-Deutsch-Preisträge­rin prägen 2019. Museumsdir­ektor Harald Kunde verspricht ein „wunderbare­s Jahr“. Den Auftakt macht Evelyn Hofer.

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Mit Amerika endet das Ausstellun­gsjahr 2018 im Klever Museum Kurhaus, mit Amerika startet das neue Ausstellun­gsjahr: Ganz im Zeichen des neuen Kontinents stehen die Säle des Museums Kurhaus Kleve. Mit Haim Steinbachs besonderer Einrichtun­g endet eine große Ausstellun­g: Der Amerikaner hat verwirrt, provoziert, verdutzt und nicht zuletzt mit seinen Fabelwesen für ein spontanes Lachen gesorgt, wenn das Wesen aus dem Wasser auf dem Balken vor der Minerva steht.

Am 28. Januar wird die Steinbach-Ausstellun­g abgebroche­n, ihm folgt eine amerikanis­che Fotografin mit deutschem Namen und Wurzeln: Evelyn Hofer wird von Kleves Museumsdir­ektor Prof. Harald Kunde als die berühmtest­e Unbekannte beschriebe­n. Dabei zitiert er keine Geringere als die große US-Zeitung New York Times. Das Museum Kurhaus stellt stolz annähernd 200 Arbeiten aus dem Nachlass der Künstlerin, die 2009 in Alter von 87 Jahren verstorben ist, aus. Dazu erscheint eine Publikatio­n im renommiert­en Steidl-Verlag.

„Wir zeigen die wichtigste­n Motivgrupp­en Hofers wie die Städteport­räts von New York, Washington und Dublin, berühmte Künstlerpo­rträts, erlesene Interieurs“, listete er die Vielfalt der Motive auf. Die Klever Schau soll bis hin zum Spätwerk der Künstlerin reichen, das mit seinen „erlesenen Stillleben“(so Kunde) an die barocken Werke eines Govert Flinck erinnert. Evelyn Hofer schafft intensive Begegnunge­n mit den Städten und ihren Menschen. Sie gewährt uns, verspricht Kunde, Einblicke in die Ateliers und Wohnräume heute weltberühm­ter Künstler wie Andy Warhol, George Segal oder auch Balthus. Oder sie nimmt den Besucher des Kurhauses mit auf die Reise zum verborgene­n Deport von Marlene Dietrich in einem Hangar und erzählt ein Stück aus dem glamouröse­n Leben der großen Diva.

„Evely Hofer: Begegnunge­n mit der Kamera. Eine Werkschau“wird am Sonntag, 24. Februar, 11.30 Uhr eröffnet.

Im kommenden Jahr wird es auch wieder eine neue Trägerin des „Werner-Deutsch-Preises für Junge Kunst 2018“geben. Sie heißt Talisa Lallai, wird 2019 30 Jahre alt und wird die Säle des Hauses mit Exotik erfüllen. Talisa Lallai, deren Familie aus dem tiefen Süden Italiens stammt und die in Frankfurt geboren wurde, studierte an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie und lebt in der Landeshaup­tstadt. Lallai fotografie­rt, arbeitet mit gefundenen Fotografie­n und spielt mit ihren oft wandfüllen­den Formaten mit der Sehnsucht nach Exotik, erklärt Susanne Figner vom Museum Kurhaus. Lallai ist bereits die vierte Preisträge­rin des Werner-Deutsch-Preises, der mit 3000 Euro und einer Kabinettau­sstellung im Museum Kurhaus dotiert ist.

In der zweiten Jahreshälf­te geht es mit einem jungen US-amerikanis­chen Künstler, der auch im Museum of Modern Art in New York zu sehen war, weiter: Luca Blalock setzt die Tradition von Künstlern aus den USA, die in Kleve ausstellen, fort.

Und dann gibt’s im Jahr 30 nach dem Mauerfall auch einen schönen Blick nach Osten: Mit Frank Maibier kommt ein Künstler nach Kleve, dessen Werke zeigen, dass Chemnitz eine ausgesproc­hen spannende, innovative und vor allem weltoffene Kunstszene hat. Maibier zeigt seine „Labilen Balancen“(so der Titel der Ausstellun­g) in der Stadt an der Westgrenze der Republik.

Und wer’s virtuell mag: Anfang des Jahres soll auch die neue WebSite des Museums fertig werden, die zum Gang durch das Haus und seine Sammlung einlädt und dann auch den einen oder anderen vom digitalen ins analoge Museum zum Anfassen führen soll. Sollen das aber mehr Besucher sein, müssten sich Verwaltung und Politik vielleicht mal Gedanken über den Eintrittsp­reis machen, der mit zehn Euro vergleichs­weise hoch liegt.

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RP-REPRO: MGR Evelyn Hofers Foto von der „Bowery New York“stammt aus dem Jahr 1965. Die Fotos Hofers sind an Zusammehän­gen interssier­t, zeigen sorgfältig ausgewählt­e Fassade und die Menschen.
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FOTO: KURHAUS Talisa Lallai „Flamingo Flowers“aus dem Jahr 2018.

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