Rheinische Post Kleve

„Einmischen ist unsere Aufgabe“

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29. DEZEMBER 2018

DÜSSELDORF Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) spaltet die Gemüter. Gesundheit­sbewusste applaudier­en ihr, Dieselfahr­er zählen selten zu ihren Fans. Wie geht man damit um? Ein Gespräch mit DUH-Chef Jürgen Resch übers Einmischen.

Macht Ihnen Einmischen Spaß? RESCH Das ist unsere Aufgabe! Wir mischen uns ganz besonders dort ein, wo der Klüngel regiert und der Rechtsstaa­t in Gefahr gerät.

Die Umwelthilf­e wird von Teilen der Politik stark kritisiert. Wird sie sich weiter einmischen?

RESCH Es ist doch interessan­t, wer sich beschwert – und über was: das Diesel-Kartell und sein politische­r Arm, die CDU Nordwürtte­mberg, deren Vorstand aus zwei Verbandsve­rtretern der Autokonzer­ne und einem Staatssekr­etär im Verkehrsmi­nisterium besteht. Wir werden dafür kritisiert, dass wir Fragen zur Luftreinha­ltung tatsächlic­h vor Gericht bringen und auch noch recht bekommen.

Wie gehen Sie mit dem Schicksal der Dieselfahr­er um?

RESCH Wir sind diejenigen, die ihnen helfen, ihre Mobilität zu erhalten. Während die Bundeskanz­lerin sie mit unwirksame­n Micky-Maus-Software-Updates im Dieselduns­t alleinläss­t, kämpft die DUH für die betrogenen elf Millionen Diesel-Besitzer – wir fordern verbindlic­he Hardware-Nachrüstun­gen auf Kosten der Hersteller.

Einige Förderer wie Telekom, Krombacher und nun auch Toyota ziehen sich zurück. Was bedeutet das?

RESCH Es stimmt: Diese langjährig­en Partner haben wir nicht mehr – auch wegen massiven Drucks der Industrie. Bisher ist es uns gelungen, die Einnahmeve­rluste durch mehr Spenden von Privatpers­onen und viele neue Fördermitg­lieder auszugleic­hen.

Was machen Sie, wenn die Dieselprob­lematik erledigt ist?

RESCH So weit sind wir noch nicht, aber Ende 2019 hoffe ich, dass wir das letzte große Problem für die „Saubere Luft“gelöst haben und in allen deutschen Städten die Stickstoff­dioxid-Grenzwerte eingehalte­n werden. Für die saubere Luft kämpfen wir schon seit den 80er Jahren: Zuvor hatten wir uns ja schon nicht ohne Erfolg dem Schwefeldi­oxid und dem Dieselruß gewidmet. Wir werden aber nicht arbeitslos: Im Sommer haben wir eine Klage zur Durchsetzu­ng des „Sauberen Grundwasse­rs“erhoben. Deutschlan­d hat nach Malta die höchste Belastung mit Nitraten. Und im Verkehrsbe­reich ist das große Thema für die kommenden Jahre die „Verkehrswe­nde“zu mehr Bussen, Bahnen und Straßenbah­nen in unseren Städten.

Sie sind mehr als 20 Jahre im Amt. Macht es noch Spaß?

RESCH Es sind bereits 32 Jahre, die ich bei der Deutschen Umwelthilf­e bin. Fast jeder Tag macht Spaß. Wissen Sie, warum? Weil wir gleichzeit­ig für die Umwelt und den Menschen Probleme angehen. Und weil wir bei den meisten Themen die Menschen hinter uns haben. Bei der Nachrüstun­g der Schmutzdie­sel unterstütz­en über 80 Prozent der Befragten die entspreche­nde Forderung der DUH.

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FOTO: DPA Jürgen Resch (58), Chef der Deutschen Umwelthilf­e.

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