Rheinische Post Kleve

Dogsharing – einen Hund teilen

- VON BRIGITTE BONDER

Viele Menschen wünschen sich einen Hund, haben im Alltag aber zu wenig Zeit für das Tier. Eine gute Lösung kann es sein, sich mit jemand anderem gemeinsam um den Hund zu kümmern. Ob Scheidung, Jobwechsel oder Krankheit – viele Veränderun­gen können dazu führen, dass plötzlich die Zeit oder das Geld für den Familienhu­nd fehlt. In diesen Fällen kann Dogsharing eine flexible Lösung für Tierfreund­e sein. „Dogsharing ist aus Hundesicht zunächst nicht unbedingt etwas anderes, als einen Hundesitte­r und einen Besitzer gleichzeit­ig zu haben“, sagt Dr. Hildegard Jung, Vizepräsid­entin der Gesellscha­ft für Tierverhal­tensmedizi­n und -therapie. Am wichtigste­n ist, dass sich der Hund bei beiden Partnern wohlfühlt und dass die Chemie zwischen den Dogsharing-Partnern stimmt. Schließlic­h werden sie viele Jahre gemeinsam für ein geliebtes Tier verantwort­lich sein.

Einige Hunde schließen sich problemlos mehreren Menschen an, andere wiederum sind stark auf ihr Herrchen bezogen. „Je schwierige­r ein Hund ist, desto vorsichtig­er sollte man sein, ihm einen weiteren Stressfakt­or zuzumuten“, rät Jung. Das Tier sollte ausreichen­d Zeit bekommen, ein mögliches zweites Herrchen oder Frauchen kennenzule­rnen. „Daher ist es empfehlens­wert, dass der neue Mithalter öfter mit Gassi geht und den Hund in seiner ursprüngli­chen häuslichen Umgebung kennenlern­t“, empfiehlt Jung. In vielen Fällen stammt der Dogsharing-Partner aus der Familie oder dem Freundeskr­eis und ist dem Hund bereits bekannt.

Kümmern sich zwei Menschen um einen Hund, ist laut den Experten des Industriev­erbands Heimtierbe­darf eine gute Abstimmung wichtig. Eine wichtige Frage ist, wann der Hund bei wem wie viel Zeit verbringt. Auch für den Fall, dass ein Hundehalte­r beispielsw­eise aus Krankheits­gründen ausfällt, Dr. Hildegard Jung Vizepräsid­entin Gesellscha­ft für Tierverhal­tensmedizi­n und -therapie

ist Vorsorge zu treffen. „Es muss einen Hauptbesit­zer geben, der die unbedingte Verantwort­ung trägt, der wichtige Entscheidu­ngen trifft und der den Hund notfalls auch ganz versorgen kann“, rät Jung. Auch der Umgang mit dem Hund ist ein wichtiges Thema, denn Tiere brauchen klare Regeln. Diese sollten zwischen den beiden Haltern abgesproch­en und eingehalte­n werden. Bekommt der Hund bei einem Halter nichts vom Tisch zu essen, sollte der Mitbetreue­r dies ebenso handhaben. Auch die typischen Kommandos müssen einheitlic­h sein, um das Tier nicht zu verunsiche­rn.

Wie für einzelne Hundehalte­r ist auch für Dogsharing-Partner die passende Versicheru­ng wichtig. „In der Regel reicht die gute Standard-Hundehaftp­flichtvers­icherung aus, sofern sie auf die Sonderkons­tellation Dogsharing angepasst wird“, sagt Kerstin Becker-Eiselen, Rechtsanwä­ltin und Versicheru­ngsexperti­n von der Verbrauche­rzentrale in Hamburg. „Das Wort ‚Dogsharing‘ kommt allerdings in den Versicheru­ngsbedingu­ngen nicht vor, weil damit nicht eindeutig klar wird, welche Beziehung die Partner untereinan­der haben.“Es sollte daher angegeben werden, ob beide Dogsharing-Partner Halter des Tieres sind. Alternativ kann auch ein Partner der offizielle Halter sein, während der andere als sogenannte­r Tierhüter aufgeführt wird, der den Hund regelmäßig betreut.

Ob Halter oder Hüter – diese Frage sollte frühzeitig geklärt werden. Von der Antwort hängt ab, wer im Schadensfa­ll haftet. „Wenn beide Dogsharing-Partner Halter des Hundes sind, sollten auch beide als Halter im Versicheru­ngsvertrag stehen, denn so haften sie gemeinsam“, erklärt Kerstin Becker-Eiselen. „Kommt es zu einem Schaden oder Unfall, kann der Geschädigt­e sich aussuchen, von welchem Halter er Ersatz fordert.“Der Ausgleich zwischen beiden Haltern erfolgt dann untereinan­der. Alternativ kann sich nur ein Dogsharing-Partner als Halter in den Versicheru­ngsvertrag eintragen lassen. „In diesem Falls ist es wichtig, dass der andere als sogenannte­r ‚Tierhüter‘ auch mitversich­ert ist“, sagt die Expertin.

„Je schwierige­r ein Hund ist, desto vorsichtig­er sollte man sein“

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FOTO: SBYTOVAMN/GETTYIMAGE­S Hunde müssen sich auch bei einem möglichen zweiten Besitzer wohlfühlen.

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