Rheinische Post Kleve

Sicher auf Reisen trinken und speisen

- VON CHRISTINA WEISE

Einer der schönsten Gründe fürs Reisen sind die fremden Leckereien. Gleichzeit­ig ist Durchfall eine der häufigsten Krankheite­n bei Reisenden. So vermeidet man den kulinarisc­hen Genuss mit Folgen. Ein Land lernt man am besten durch seine Speisen kennen. Doch so manche Spezialitä­t kann auch auf den Magen schlagen. 80 Prozent aller Reiseerkra­nkungen sind laut Weltgesund­heitsorgan­isation auf verunreini­gtes Trinkwasse­r zurückzufü­hren - es ist somit das größte Gesundheit­srisiko für Urlauber. Da damit Lebensmitt­el gewaschen und Speisen zubereitet, aber auch Teller und Gläser gereinigt werden, kommen Urlauber damit häufig in Berührung. Die Folge können Magen-Darm-Beschwerde­n, Fieberschü­be oder sogar Typhus sein. Das lässt sich aber vermeiden.

Worauf muss ich bei Lebensmitt­eln besonders achten?

Achten sollte man an erster Stelle auf Geruch und Aussehen - also das, was zu Hause auch gilt. Das kann anzeigen, ob ein Lebensmitt­el noch frisch ist. Darüber hinaus ist die Zubereitun­gsart ein Schutz. Lebensmitt­el sollten gekocht oder geschält sein, auf rohe Lebensmitt­el und Eiswürfel verzichtet man besser. Hierfür gibt es einen leicht merkbare Faustregel im Englischen: „Boil it, cook it, peel it or forget it“ (Koch es, schäl es oder vergiss es). Aber man sollte auch auf Speisen, die bei milden Temperatur­en gelagert werden, im Zweifelsfa­ll verzichten. Das gilt also für warme Buffets, wo man die Speisen meist nicht heiß serviert bekommt. „Nach guter Hygienepra­xis müssen Buffets 60 Grad warm sein, damit die Bakterien sich nicht vermehren“, erläutert Andreas Daxenberge­r, Lebensmitt­elexperte des Tüv Süd. „Gefährlich wird es, wenn die Speisen nur lauwarm sind. Bei 40 Grad vermehren sich Bakterien umso schneller, da fühlen sie sich besonders wohl.“

Daneben ist man gut bedient, wenn man sich an die üblichen Hinweise hält: Wirkt das Personal sauber? Desinfizie­rt es sie sich die Hände, trägt es saubere Kleidung und das Küchenpers­onal eine Kopfbedeck­ung? Sind Teller und Gläser gut gespült?

Woher weiß ich, ob Wasser trinkbar ist oder nicht?

Das lässt sich nicht einfach so erkennen. Lebensmitt­elexperte Daxenberge­r rät, sich bei Unsicherhe­it vor der Reise über das örtliche Trinkwasse­r zu informiere­n, etwa beim Reiseveran­stalter und Hotelbetre­iber, oder sich behördlich­e Informatio­nen im Internet zu suchen. Im Zweifelsfa­ll ist es besser vorsorglic­h auf Leitungswa­sser zu verzichten. Und am besten ist es, sich sowieso an den Einheimisc­hen zu orientiere­n: Wenn selbst sie verzichten und Wasser in Flaschen kaufen, sollte der Urlauber es erst recht tun.

Welche Desinfekti­onsmethode hilft bei Wasser am besten: abkochen, chemisch behandeln, filtern oder UV-Bestrahlun­g?

Das Aufbereite­n des Wassers ist besonders in Regionen wichtig, in denen man sich selbst versorgen muss. Eine sichere Methode ist das Abkochen. Hierbei werden die allermeist­en Keime abgetötet. „Das Wasser muss sieben bis zehn Minuten sprudelnd kochen - auf Meereshöhe“, erklärt Prof. Tomas Jelinek, wissenscha­ftlicher Leiter des Centrums für Reisemediz­in in Düsseldorf. In anderen Höhen hat das Wasser einen anderen Siedepunkt, was im Gebirge dann schwierig werden könnte.

Dort funktionie­ren das Filtern und die chemische Behandlung besser, am besten ist eine Kombinatio­n aus beidem. „Erst das Wasser durch den Kohlefilte­r laufen lassen und dann chemisch desinfizie­ren“, rät Prof. Jelinek. Das verhindert Amöben im Wasser, die das Chlor nicht beeindruck­t, genauso wie kleine Bakterien, die noch durch den Filter passen. UV-Bestrahlun­g braucht eine lange Einwirkzei­t von mehreren Stunden. „Die Stäbe gehen schnell kaputt, daher auf gute Qualität achten“, betont Prof. Jelinek.

Kann ich dem Trinkwasse­r von Abfüllstat­ionen trauen?

Geschlosse­ne Wasserflas­chen sind immer noch die beste Option, sauberes Wasser zu trinken. Da die Plastikver­schmutzung ein großes Problem ist, gibt es in immer mehr Ländern Stationen, an denen Mehrwegfla­schen aufgefüllt werden können. Diese werden meist regelmäßig kontrollie­rt, doch die Menschen vor Ort haben auch nur begrenzte Möglichkei­ten das Wasser zu desinfizie­ren.

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Damit Reisende sich nicht etwa durch Früchte den Magen verderben, gilt die Faustregel „Koch es, schäl es oder vergiss es“.
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FOTOS (3): ANDREA WARNECKE/TMN Darauf sollte man achten: Bei offenen Garküchen muss das Essen heiß sein.
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Reisende sollten besser auf Eiswürfel in Getränken verzichten.

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