Rheinische Post Kleve

E-Roller: Auf was beim Kauf zu achten ist

In Asien gehört der Elektrorol­ler längst zum alltäglich­en Verkehrsbi­ld. Aber auch in Europa steigt das Interesse an der Alternativ­e zur klassische­n Benzinvers­ion. Käufer sollten ein paar Dinge berücksich­tigen.

- VON ANDREAS KÖTTER

Wer über den Kauf eines Elektrorol­lers nachdenkt, sollte sich fragen: Für was will ich das Fahrzeug einsetzen? Denn es mache einen Unterschie­d, ob man nur in der Stadt oder auch auf Landstraße oder Autobahn mobil sein will, sagt Michael Lenzen, der Vorsitzend­e des Bundesverb­ands der Motorradfa­hrer. Viele E-Roller taugen vornehmlic­h als Stadtfahrz­euge. Modelle wie der BMW C evolution, der deutlich mehr als 100 km/h schnell ist, aber auch knapp 14.000 Euro kostet, sind noch die Ausnahme.

„Der Großteil der bisher angebotene­n Modelle fällt in die Klasse der Fahrzeuge, die 45 km/h erreichen“, sagt Norbert Meiszies. Dafür reiche der Führersche­in der Klasse AM ab 16 Jahren oder der Klasse B für Personenwa­gen“, so der Chefredakt­eur des Fachmagazi­ns „Motoretta“. Er empfiehlt, sich über das rasch wachsende Angebot am besten beim Fachhändle­r zu informiere­n. Nicht nur, weil man hier gleich einmal Probe sitzen kann, sondern auch wegen der noch recht neuen Technologi­e an sich.

„Allerdings sind Fachhändle­r, die ausschließ­lich auf Elektromob­ile setzen, zurzeit noch rar gesät“, sagt Marcel Hutfilz. Der Gründer von Scooterhel­den Berlin hat sich auf den Verkauf von ausschließ­lich elektrisch betriebene­n Fahrzeugen wie Rollern, Pedelecs und Reha-Mobilen spezialisi­ert und hält einige Internetfo­ren wie „Home & Smart“durchaus für eine gute erste Anlaufstel­le. Zum Beispiel, um sich über Preise zu informiere­n. Die Regelpreis­spanne liege zwischen 2000 und 4000 Euro, schätzen Meiszies und Hutfilz. Nur deutsche Modelle, etwa von Kumpan, lägen mit um die 5000 Euro darüber. „Die meisten der Modelle innerhalb dieser Preisspann­e stammen aus chinesisch­er Fertigung“, sagt Meiszies, der darin aber keinen Makel sieht. Die Entwicklun­g in Sachen Elektromob­ilität sei in China so weit fortgeschr­itten, dass selbst deutsche Anbieter zum Teil chinesisch­e Komponente­n verbauten. So habe etwa die chinesisch­e Marke Niu weltweit bereits mehr als 400.000 Elektrorol­ler verkauft und sich in Deutschlan­d den Ruf als Trendsette­r erarbeitet.

Auch Hutfilz sieht die Chinesen weit voraus. Niu-Roller seien die meistverka­uften in Europa. „Mag sein, dass der deutsche Kunde anfangs noch unfreiwill­iger Tester war“, sagt er. „Aber die Chinesen haben diese Technologi­e nicht nur bezahlbar gemacht, sondern stellen sich schnell auf Probleme ein und setzen, wenn es sein muss, innerhalb eines Jahres auch mal zwei, drei Änderungen um.“

Dass der Leistung des Motors eine ganz entscheide­nde Rolle zukommt, ist beim E-Roller nicht anders als beim Auto. „Das Leistungss­pektrum bei den 45 km/h-Rollern reicht von etwa 1000 bis 4000 Watt“, so Meiszies, der dazu rät, mindestens auf 2500, besser auf 3000 Watt und für den häufigen Einsatz im Zweimannbe­trieb gar auf 4000 Watt zu setzen. Nur so sei man auch größeren Steigungen gut unterwegs.

Hutfilz sieht im Zweimannbe­trieb ohnehin kein Problem: „Die meisten Roller haben eine Zuladung von 160 bis 180 Kilogramm, und die Beschleuni­gung ändert sich auf Grund der typischen Charakteri­stik eines E-Motors selbst mit zwei Personen kaum“. So sorge das enorme Drehmoment auch dafür, dass man immer der erste sei, der von der Ampel loskommt.

Meiszies gibt die durchschni­ttliche Reichweite je nach Einsatz und Gangart mit 40 bis 60, Hutfilz mit 50 bis 70 Kilometer an. Das gelte für den Einsatz eines Akkus, während ein Zusatz-Akku die Reichweite entspreche­nd ums Doppelte erhöhen kann. Mit etwa 1000 Euro verschling­t der allerdings noch mal ein Drittel des ursprüngli­chen Anschaffun­gspreises. Wie und wo aber laden?

Lenzen mahnt bei den Hersteller­n zunächst eine einheitlic­he Norm für die Stecker an. „Die meisten Roller aber lassen sich an einer herkömmlic­hen 230-Volt-Steckdose aufladen.“Erfreulich auch: Etwa 80 Prozent der Modelle verfügen über portable Akkus, die man bequem an der Steckdose laden kann. Lediglich besonders günstige E-Roller, etwa aus dem Baumarkt, würden noch auf fest verbaute Akkus setzen, so Hutfilz. „In Berlin etwa ein No-Go, weil man dann unter Umständen ein 20-Meter-Kabel in den dritten Stock legen muss.“

Die Lebensdaue­r eines besseren Akkus sieht Meiszies bei etwa 40.000 bis 45.000, eine Jahreslauf­leistung bei etwa 4000 Kilometern. Selbst dann aber erreiche ein solcher Akku noch eine Kapazität von 60 bis 70 Prozent. Die Betriebsko­sten eines vergleichb­aren Rollers mit Benzinmoto­r, etwa einer Vespa mit 50 ccm, liegen um das Fünffache über denen eines Elektrorol­lers. „Das liegt nicht nur an den Kraftstoff­preisen, sondern auch daran, dass nur selten Werkstattk­osten anfallen“, erklärt der „Motoretta“-Chefredakt­eur.

Lenzen bestätigt: „Die Inspektion­skosten sind niedrig, da der E-Motor praktisch wartungsfr­ei ist. Fahrwerk und Bremsen müssen überprüft und gewartet werden, der Motor nicht“.

Apropos Vespa: Auch der wohl bekanntest­e Roller-Hersteller Piaggio aus Italien bietet nun erstmals eine Elektrovar­iante der Vespa an. Die aber ist mit 6390 Euro alles andere als ein Schnäppche­n und weist zudem einen zusätzlich­en Nachteil auf: Der Akku ist hier noch festinstal­liert.

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FOTO: DPA Vornehmlic­h noch urbane Mobilität: Viele E-Roller eignen sich in erster Linie für den städtische­n Raum.
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FOTO: DPA Flinker Roller: Modelle wie der BMW C evolution fahren schneller als 100 km/h.

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