Rheinische Post Kleve

Unser Netz soll schöner werden

Warum wir einen Heimatvere­in für das Internet brauchen.

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Für das Netz war 2018 kein gutes Jahr: Datenpanne­n, Hasskommen­tare, radikale Positionen und eine gereizte Stimmung. Aber es gibt einen Trend, der mir Hoffnung für 2019 macht: Das Thema Heimat spielt im Netz eine immer wichtigere Rolle. So gibt es gerade eine Gruppe von Menschen, die Online als ihre Heimat sehen und deswegen einen echten Heimatvere­in für das Internet gründen. Eine weitere Initiative ruft auf, in Städten und Gemeinden einzelne Straßen als „Internet-Straße“zu benennen. Menschen, Ideen und Orte, die einer Stadt besonders wertvoll erscheinen, erhalten diese gesellscha­ftliche Würdigung, indem sie auf einem Straßensch­ild genannt werden – warum dann nicht auch das Internet?

Der Heimat-Trend zeigt sich aber auch in ganz praktische­n Projekten. Die Initiative „Reconquist­a Internet“besteht aus Onlinern, die aktiv gegen Hassreden, Lügen und Propaganda angehen, indem sie konstrukti­v in Diskussion­en eingreifen. Als ich zwei sehr junge der 60.000 Köpfe hinter der Initiative befragte, sagten sie mir: „Wir wollen unser Netz nicht den Idioten überlassen.“In meiner Nominierun­gsarbeit für die „Goldenen Blogger“gab es in diesem Jahr besonders viele Blogs, die aus ihrer und über ihre Heimat berichten. Deswegen haben wir die Kategorie „Bestes Heimatblog“geschaffen.

Das bekannte Motto „Unser Dorf soll schöner werden“lässt sich auch ins Digitale übertragen. Jeder von uns kann anpacken, damit das Netz zu einem besseren Ort wird: Egal ob in Whatsapp-Gruppen, Facebook-Diskussion­en oder in anderen Netzecken – wir können aufhören, Panik-Meldungen zu teilen, deren Ursprung nicht bekannt ist. Wir können uns mit Gegenrede und Lob beteiligen, statt Hass Raum zu geben. Es sind die kleinen Dinge, die das Netz zu einem besseren Ort machen.

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