Rheinische Post Kleve

40 Prozent der Beschäftig­ten drohen Mini-Renten

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KREIS KLEVE (RP) Dem Kreis Kleve droht Altersarmu­t – in einem größeren Ausmaß als bislang angenommen. Das befürchtet die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG). Rund 49.000 Arbeitnehm­er im Kreis Kleve würden – so, wie sie heute arbeiten – nur eine Rente unterhalb der staatliche­n Grundsiche­rung bekommen. Und das, wenn sie nach immerhin 45 Berufsjahr­en in den Ruhestand gingen. Das sind 40 Prozent aller Beschäftig­ten im Kreis.

Die Schwelle für „Alters-HartzIV“liegt im Kreis Kleve bei aktuell 756 Euro im Monat. Dabei sind insbesonde­re die Kosten fürs Wohnen berücksich­tigt. Dies geht aus einer Renten-Analyse des Pestel-Instituts hervor. Die Wissenscha­ftler aus Hannover haben dabei für die Gewerkscha­ft NGG amtliche Statistike­n ausgewerte­t. Demnach könnte die Zahl armutsgefä­hrdeter Rentner im Kreis Kleve künftig noch deutlich steigen – nämlich dann, wenn die durchschni­ttliche Rente bis zum Jahr 2030 auf nur noch 43 Prozent des Einkommens abfallen sollte. Dann gäbe es fast 66.000 Menschen, die nach 45 Beitragsja­hren bei einer Rente unterhalb der Grundsiche­rung landen, so das Pestel-Institut. Hans-Jürgen Hufer, Geschäftsf­ührer der NGG-Region Nordrhein, spricht von „alarmieren­den Zahlen“. Die Bundesregi­erung hat eine Sicherung des Rentennive­aus bei 48 Prozent bis lediglich 2025 vereinbart. „Das reicht nicht aus“, so Hufer. Die Große Koalition müsse das Rentennive­au längerfris­tig stabilisie­ren.

Zugleich sieht die NGG die Arbeitgebe­r in der Pflicht. „Klar ist, dass aus Mini-Löhnen keine Spitzen-Renten werden“, betont Hufer. Gerade in Branchen wie dem Gastgewerb­e und Bäckerhand­werk müssten im Kreis Kleve viele Beschäftig­te im Alter aufstocken. „Dabei haben Hoteliers, Gastronome­n und Bäckermeis­ter bei der Bezahlung durchaus Spielraum. Anstatt auf Aushilfen mit wenigen Wochenstun­den zu setzen, sollten sie reguläre Vollzeitst­ellen schaffen – und zwar bezahlt nach Tarif“, so der Gewerkscha­fter. Viele Beschäftig­te hätten zwar das Glück, dass der Partner mehr verdiene und so die Haushaltsk­asse im Rentenalte­r aufbessere. Doch häufig sei das Geld selbst dann sehr knapp. Gerade wer einen Teilzeit- oder Minijob habe, müsse sich auf einen „extrem mageren Rentenbesc­heid“einstellen. Frauen seien davon besonders häufig betroffen. Eine gute tarifliche Altersvors­orge könne zwar helfen: „Aber Zusatzrent­en sind nicht dafür da, ein immer geringeres Rentennive­au der gesetzlich­en Rentenvers­icherung auszugleic­hen“, so Hufer.

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