Rheinische Post Krefeld Kempen

So viel kostet das Wohnen in NRW

- VON THOMAS REISENER

Aachen wird zum Immobilien-Hotspot. Die teuersten Wohnungen gibt es aber nach wie vor in Düsseldorf-Oberkassel und in der Kölner Altstadt. Die Kaufpreise sind erneut deutlich stärker gestiegen als die Mieten.

DÜSSELDORF Im Konzert der steigenden Mietpreise gab es in NRW bislang immer Ausnahmen. Im vergangene­n Jahr sind die Preise bei Neuvermiet­ungen aber erstmals flächendec­kend im gesamten Land gestiegen. Dafür fiel der durchschni­ttliche Preisansti­eg aber deutlich geringer aus als in den vergangene­n fünf Jahren, in denen jährliche Sprünge von weit über fünf Prozent die Regel waren. Mit einem Anstieg von 2,1 Prozent auf durchschni­ttlich 6,38 Euro je Quadratmet­er lag die Mietpreise­ntwicklung in Nordrhein-Westfalen 2015 noch unter der allgemeine­n Lohnentwic­klung, weshalb die NRW-Bürger heute im Schnitt sogar weniger von ihrem Haushaltse­inkommen als noch im Vorjahr für die Miete ausgeben müssen (18,2 Prozent).

Die Spreizung ist allerdings größer geworden. Während Luxuswohnu­ngen (der neue Wohnungsma­rktReport der Düsseldorf­er LEG versteht darunter das teuerste Zehntel aller angebotene­n Wohnungen) um durchschni­ttlich 3,8 Prozent zulegte, verteuerte sich das günstigste Zehntel im Angebot nur um 1,6 Prozent. Was auf den ersten Blick überrascht, weil der Markt gerade in diesem Bereich unter zum Teil dramatisch­en Angebots-Engpässen leidet.

Warum der Preisansti­eg bei Billigwohn­ungen trotzdem klein ausfällt, erklärt LEG-Chef Thomas Hegel so: „Gerade in diesem Segment geht es darum, gute Mieter auch möglichst zu halten.“Gerade im Billigsegm­ent liegen die Mieten offensicht­lich bereits am Limit dessen, was einkommens­schwache Mieter sich noch leisten können. Die niedrigste­n Kaltmieten pro Quadratmet­er werden derzeit im Ortsteil Beverungen im Kreis Höxter gezahlt (4,07 Euro), die höchsten in der Kölner Altstadt (12,33 Euro) und in Düsseldorf­Oberkassel (12,23 Euro).

Dass die Mieten in den Ballungsrä­umen entlang der Rheinschie­ne und in Münster überdurchs­chnittlich stark gestiegen sind, ist keine Überraschu­ng. Dieser Trend ist seit über zehn Jahren stabil. Neu in den Kreis der boomenden Immobilien­metropolen drängt nun aber Aa- chen. Hier legten die Angebotsmi­eten zwischen 2010 und 2015 um mehr als 20 Prozent zu.

Dynamische­r als die Mietpreise kletterten die Kaufpreise für Eigentumsw­ohnungen und Mehrfamili- enhäuser – und zwar um 5,6 Prozent. Im Landesschn­itt kostete der Quadratmet­er Eigentumsw­ohnung 1583 Euro: 2900 bis 3000 Euro in Düsseldorf, Münster und Köln; 900 bis 1000 Euro in Gelsenkirc­hen, Duisburg und Wuppertal.

Weil der LEG-Wohnungsma­rktreport immer auch zahlreiche makroökono­mische Kennzahlen verrechnet, kann man ihn auch wie einen Wirtschaft­satlas des Landes lesen. So weist er zum Beispiel die landesweit höchste Kaufkraft für die Ortsteile Hösel, Eckerschei­t, Breitschei­d und Lintorf im Kreis Mettmann aus, wo jeder Haushalt im Schnitt 6343 Euro ausgeben kann. Gefolgt von den Düsseldorf­er Stadtteile­n Kaiserswer­th, Kalkum, Wittlaer und Angermund (6060 Euro). Die niedrigste Kaufkraft haben die Haushalte derweil in den Aachener Stadtteile­n Rothe Erde und Forst, aber auch in bestimmten Stadtteile­n Duisburgs und Krefelds müssen die Haushalte im Schnitt mit weniger als 2500 Euro auskommen.

Die größten Wohnungen leisten sich Düsseldorf­er im Ortsteil Lohhausen, Stockum und Golzheim: Hier messen die Wohnungen im Schnitt 96 Quadratmet­er. Aber auch in den Aachener Stadtteile­n Brand, Sief, Hahn und Waldheim lebt es sich auf 87 Quadratmet­ern großzügig. In Köln-Zollstock dagegen sind die Wohnungen im Schnitt 52 Quadratmet­er groß und im Bonner Zentrum gerade mal 56 Quadratmet­er.

Landesweit am stärksten wächst zur Zeit Münster, wo die Bevölkerun­g zwischen 2013 und 2015 um 2,7 Prozent zunahm. Gefolgt von Düsseldorf mit 1,9 Prozent. Am stärksten zurück ging die Bevölkerun­g im Märkischen Kreis (-1,0 Prozent), im Hochsauerl­andkreis (-0,7) und im Kreis Olpe (-0,3).

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