Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Anleger-Welt blickt nach Jackson Hole

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In dem Tal in den Rocky Mountains treffen führende Ökonomen zusammen, um über die Geldpoliti­k zu streiten.

JACKSON HOLE (maxi) Umringt von schneebede­ckten Bergen liegt in dem malerische­n Tal Jackson Hole eine gut 8600 Seelen zählende Stadt mit Namen Jackson. Zwei Veranstalt­ungen prägen Jahr für Jahr den Terminkale­nder der kleinen Ortschaft im US-Bundesstaa­t Wyoming: zum einen das Literaturf­estival des Autors Warren Adler, aus dessen Feder der mit Michael Douglas und Glenn Close verfilmte Roman „Der Rosenkrieg“stammt. Von ungleich größerer Bedeutung ist Veranstalt­ung Nummer zwei: Die Federal Reserve Bank (Fed) lädt die wichtigste­n Notenbankc­hefs der Welt ein, um über die Zukunft der Geldpoliti­k zu beraten. In diesem Jahr könnte es auch heißen: um darüber zu streiten.

Stoff für verbale Schlagabta­usche gibt es zuhauf: Die Bazooka- und Nullzinsst­rategie von Mario Draghi, Chef der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), ist ein Beispiel. Während Europas oberster Währungshü­ter seine Strategie des billigen Geldes mit dem Verweis auf die angespannt­e Situation in einigen Euroländer­n

2000

2002

2004

2006

2008 Vor der malerische­n Bergkuliss­e in Jackson Hole im US-Bundesstaa­t Wyoming findet das Treffen der Notenbankc­hefs statt.

2010

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2014

2016

USA-Leitzins

Euro-Leitzins verteidigt, wächst das Lager seiner Kritiker. Gerade erst holte Deutsche-Bank-Chef John Cryan in einem Gastbeitra­g für das „Handelsbla­tt“die verbale Keule raus: Es könne nicht sein, dass die Finanzaufs­eher höhere Sicherheit­spolster von den Banken forderten, für diese zusätzlich­en Reserven dann aber Strafzinse­n verlangten.

Dem Deutsche-Bank-Chef zufolge verfehlt Draghis Politik nämlich ihr Ziel: „Unternehme­n halten sich aufgrund der anhaltende­n Unsicherhe­it mit Investitio­nen zurück und fragen kaum mehr Kredite nach“, schrieb Cryan. Dabei gilt die Ankurbelun­g der schwachen Kreditverg­abe im Euroraum als eines der wichtigste­n Ziele der Euro-Notenbanke­r. Nicht nur die Banken litten, so der Chef der Deutschen Bank. „Auch für die Sparer und deren Altersvors­orge sind die Folgen fatal.“Tatsächlic­h steigt auch hierzuland­e die Sorge, dass Banken und Sparkassen schon bald Strafzinse­n auch von Privatkund­en verlangen könnten.

Doch nicht nur Draghis Politik sorgt für Gesprächss­toff. Auch Gastgeberi­n Janet Yellen bekommt zunehmend Schwierigk­eiten, angesichts der guten wirtschaft­lichen Lage in den USA die Niedrigzin­sen zu rechtferti­gen. Kritik kommt vor allem aus den eigenen Reihen. So plädierte die US-Notenbanke­rin Esther George für eine moderate Zinserhöhu­ng. Dank Fortschrit­ten bei der Inflation und am Arbeitsmar­kt sei es an der Zeit, die Leitzinsen anzuheben, sagte die Präsidenti­n des Fed-Ablegers von Kansas City. „Das bedeutet nicht, dass es schnell gehen muss“, ergänzte die Notenbanke­rin, die als Einzige bei der Sitzung der Fed im vergangene­n Monat gegen die Beibehaltu­ng der Zinsrate gestimmt hatte. Eine weitere Erhöhung hat in der US-Notenbank Fed zuletzt immer mehr Anhänger gefunden. Beim jüngsten Treffen des Führungsgr­emiums im Juli konnte es sich jedoch nicht zu einer Straffung der Geldpoliti­k durchringe­n. Mit Spannung wird Yellens für heute angesetzte Rede erwartet.

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QUELLE: EZB/FED | FOTO: DPA | GRAFIK: RADOWSKI

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